Alle Achtung!
Dies ging aber schnell, bereits nach 60 Jahren wird morgen schon eine Studie über die Verstrickung des Auswärtigen Amtes in der Nazi-Zeit vorgelegt. Die sollen bloß nichts übereilen – „Die Ruhe sei dem Menschen heilig, nur Bekloppte haben’s immer eilig.“
Auf ein Jahrzehnt mehr oder weniger kommt es nun auch nicht mehr an. Nur keine jüdische Hast*, zumal es Moshe Zimmermann scheinbar ähnlich sieht – es wurden schließlich nur „Grenzen des Anstandes leicht überschritten“
Richtig! Was die verantwortungsvolle Arbeit im AA, des 1000-järigen Reiches angeht, waren doch alle Mitarbeiter nur Befehlsempfänger und ganz kleine Rädchen im Getriebe des Sozialismus der nationalen Bewegung. Ist doch klar, wo gehobelt wird da fallen Späne. Heute würde man solche Auswüchse bestimmt unter Kollateralschäden verbuchen…
– Nun sind Historiker erschrocken, über das “schiere Ausmaß”, in dem Beamte damals “kollaborierten”.
Der frühere Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist enttäuscht, der Historiker Eckart Conze ist schockiert, Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker überrascht.
Stony Meier ist enttäuscht, warum eigentlich? Da hat er nebenbei Politik studiert und schien während dieser Zeit der Zone doch recht verbunden gewesen zu sein, sonst landete man doch nicht im Dunstkreis vom Pahl-Rugenstein-Verlag. (Um Profs. oder Dozenten die in ihren Bücherlisten Publikationen aus diesem Verlagshaus aufführten, habe ich immer einen großen Bogen gemacht.)
Weiß gar nicht mehr, ob bei dem Schrott der aus dieser Firma kam, auch jene „speziellen Werke“ vertrieben wurden, die der Osten ewig in den 50er/60er Jahre publiziert. Die liefen unter „Braun-“, „Weiß-“ oder „Schwarzbücher“, wenn ich mich richtig erinnere. Hatte einige davon gelesen, allerdings mit großer Vorsicht, wegen der Klitterung der Kommunisten. Alle befassten sich ausgiebig mit den Biographien der gewendeten Nazis, die Anfang der goldenen Fünfziger überall wieder auf der Matte standen, höchste Regierungsämter bekleideten. Ähnliches geschah allerdings in der Zone auch, dort beschränkte es sich allerdings nur auf die Unverzichtbarkeit in Industrie und der neuen Waffengattungen.
Ansonsten hatten sich ja alle Nazis in den Westen abgesetzt
Ach Gottchen, der arme Richie war überrascht. Ist dieser Wesenszug einer beginnenden Senilität zuzuschreiben, oder mehr seiner altbewährten Masche als Opportunist, mit Anleihen von Niccolò Machiavelli.
1948 begann in Nürnberg die Hauptverhandlung gegen seinen Vater als Kriegsverbrecher und der Knabe verdiente sich dabei die ersten juristischen Sporen als Assistent seiner Verteidigung…
Was ich nie verstand, er hing in den frühen 60ern in Ingelheim herum, als Mitglied der Geschäftsführung des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer und wusste angeblich nichts von bestimmten Vorgängen. Warum hat niemand versucht ihn anzuschießen, er wäre uns als Bürgermeister erspart geblieben…
In jener Zeit lieferte die Firma Trichlorphenolatlauge an Dow Chemical. “Mit großer Betroffenheit” habe er erst Jahre nach seiner Tätigkeit bei Boehringer von Agent Orange erfahren.
Was treiben sich nur für gefährliche Pfeifen in den oberen Etagen von Konzernen herum?
„Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“ lautet der Titel des Buches, das am Sonntag schon unter den Top 100 beim Versandhändler Amazon stand.
Wenn das nichts ist! Es interessiert keine Sau, aber jeder will es haben.
Wenn ich an das dauerhafte Gesülze in der nächsten Zeit denke, da wird mir wieder ganz schlecht.
Und was die Betroffenheit, der Schock, die Überraschungen, der Schreck, die ganz tiefe Betroffenheit und die schockierenden „Neuigkeiten“ für eine Schleimspur hinterlassen werden. Nicht zu vergessen die drögen Larven der Medien-HeinzeInnen der TV-Stationen und die langen Gesichter mit großen Augen der Gutmenschen…
Mir fällt noch etwas ein. Wenn sich heute irgendjemand hinstellt und dem Dirk Bach der Chlorophylbewegung nachsagen will, dass er die ganze Angelegenheit ins Rollen brachte, ich weiß nicht.
Dabei handelte es sich bestimmt nur um die ganz gewöhnliche Masche: Neue Besen kehren gut!
Der wird lediglich eine Anweisung abgelassen haben – „Liebe Freundinnen, liebe Freunde! Schwärmt aus und gebt mir Kunde, wo wir etwas einsparen können!“
Beim Dreiblatt, natürlich nur kurz gezogen, nicht inhaliert, kam es dann heraus: „Warum sollen wir überhaupt für Mumien, die sowieso keine Sau kennt, noch Knete rausschmeißen? Solln doch die Parteien erledigen!“
Ich kann mir vorstellen, dass der Rest einem THC-Lichtblick zu verdanken ist.
Habe doch vor vielen Jahren auch Klassenkrampf betrieben, kam manchmal schon gut, wenn alles noch etwas bunter aussah. Es mussten ja nicht immer die ganz großen Sachen geschehen, der Weg war doch oft das Ziel – was ließ Fritz Teufel vor Jahren mal ab?
„Revolution muss Spaß machen“
Mir fällt noch etwas ein, es betrifft die bundesgermanische Justiz…
Zum Abschluss wird’s noch ganz gehässig.
Wenn folgende Sätze nur ein bisschen Wahrheit beinhalten, was soll man von diesen Leuten dann halten?
Jeder ist doch das Produkt seiner Erziehung und der Sozialisation die in jungen Jahren prägend ist. Warum wurde sich denn soviel Zeit gelassen, was die paar Hanseln im AA angeht?
Ist doch klar, wenn einem Volk Argumente für zwingend notwendige, gesellschaftliche Entwicklungen nicht über Kimme und Korn verständlich gemacht werden, dauert eben alles seine Zeit. Seilschaften gedeihen recht langsam, besonders in Demokratien. Darin müssen schließlich auch die Kinder und Kindeskinder geschickt eingebunden werden. Manchmal ist dies natürlich mit immensen Schwierigkeiten verbunden, besonders nach Systemwechseln.
Ich versuche es mal einfacher zumachen, könnte jetzt die Zone als Beispiel heranziehen – den Werdegang von Dä Dä äR-Bürgern, die 40 Jahre als Arbeiter und Bauer unter der Knute von bolschewistischen Parteibonzen litten und sich plötzlich als Displaced Persons im gleichen „Zuchthaus“ zur Umerziehung wiederfanden.
Nun kommt hinzu, dass Leute die gewisse Privilegien verinnerlicht haben, wesentlich leichter bereit sind, in einem anderen System wieder Fuß zufassen.
Ein alter Freund brachte es vor fast 20 Jahren so auf den Punkt: „Egal welche Farbe die Brühe hat, Scheiße schwimmt immer oben!“
Da ging es einem Hardcore-Nazi damals nicht anders, als bestimmten Ossis.
Es soll niemand denken, dass ich jemanden etwas unterstellen möchte.
Wen interessiert es schon, wer heute als Kind oder Enkel eines arischen Vollblutnazis in irgendeiner Regierung dieses Landes hockt.
Mich kotzt es allerdings an, wenn der Ableger eines strammen PGs aus dem unmittelbaren Umfeld von Addi demokratisch salbadert…
*Im Redensarten-Index fand ich folgende, gutmenschelnde Erklärung: umgangssprachlich, veraltet; Die Wendung schürt antisemitische Ressentiments und ist heute nicht mehr gebräuchlich – da geht mir aber ein müdes Lächeln ab – 2010 schon öfters vernommen und das Jahr ist noch nicht vorbei.