Eine Woche vor diesem Fest der keltischen Heiden gab es ein digitales Rauchzeichen vom Häuptling aus Glienicke: Hallo Freunde, spiele mit meiner neuen Band “Barrelmen” am 30.10.2010 zum ersten Mal (Helloween). Also unser Debüt, solltet Ihr Lust haben uns zu unterstützen kommt am 30.10.2010 ins „Double Inn“, Schöneweide in den Spreehöfen – ab 20.00 Uhr, Eintritt frei. Mit der S-Bahn bis Schöneweide, dann ca. 10 Min. Fußweg über die Brücke. Bis dann Wolle…
…und alle kamen…
Oh mein Gott – Oberschweineöde!
Auf der anderen Seite, hier in Wilmersburg, ist schon länger tote Hose angesagt. In unserem Kiez registriere ich mehr Leute mit Rollatoren als mit Rollerblades, außerdem ist immer öfters im Bekanntenkreis das allerletzte Spielchen angesagt – Löffel abgeben. Also doch der Trip in den ehemaligen sowjetischen Sektor. Zu einer Zeit, wo pünktlich S-Bahnverbindungen einem Lottospiel gleichkommen, meine Trefferquote entsprachen letztendlich einem Fünfer mit Zusatzzahl.
Nach 20 Uhr gings zur U-Bahn, weiter mit der S-Bahn.
Überall schienen sich Leute aus Massengräbern, Richtstätten, Leichenhäusern zu einem großen, aber unkoordinierten Wandertag verabredet zuhaben. Kohorten von Krüppeln, Teufeln, Geistern und sonst was für Getier bevölkerten, nüchtern, angesoffen, bekifft, laut aber fröhlich jedwede Waggons.
Dazwischen unverständlich Blicke von jener Art Stinos, die schon immer bumsfidele Ausgelassenheit wie ansteckende Seuchen mieden. Die permanent sauer sind, wenn andere fun haben. Sich bei den geringsten Anlässen maßlos aufgeilen, es schließlich telefonisch treiben, unter der Nummer 110 und dabei multiple Orgasmen erleben…
Klar, irgendwann hielt der Zug – Pendelverkehr ab Baumschulenweg – aufs andere Gleis und weiter.
Plötzlich kroch infernalischer Gestank durch den Zug, ein Gemisch aus Sickergrube und faulen Eiern, hoffentlich war kein Schwefelwasserstoff dabei.
An der nächsten Station gings schon raus.
Diese Ecke kannte ich nur durch Tramfahrten, also lief ich die paar Meter. Schisschen, 10 Minuten Fußweg! Muss dazu ablassen, dass ich nebenbei noch fotografierte.
Auf der Brückenstraße beginnen einige Kneipennamen mit „H“.
Zur „Haltestelle“ scheint ja unverfänglich, beim „Henker“ scheint es anders gelagert, aber alles im „Grünen Bereich“, dafür sorgt die Ausgewogenheit mit den „Linken“. Fast gegenüber befindet sich nämlich ihr Sturmlokal, auf der Scheibe prangte ihr Obergrinser…
Irgendwann landete ich endlich in besagter Pinte, der Abend entwickelte sich phantastisch, richtig gute Mucke, tolle Leute was Personal und Anwesende betraf…
Etwas fielen mir schon bei der Hinfahrt auf.
Am U-Bahnhof „Zoh-oh-logischer Garten“ verkürzte ich die Wartezeit (wegen der Zeitumstellung) zwischendurch mit einer Befragung, sie betrafen meine Beobachtungen. Leider lag das Aufnahmegerät zu Hause herum, was mich bereits den ganzen Abend ärgerte, deshalb kein O-Ton.
Am „Ostkreuz“ drängelten sich die Fahrgäste gegen 2:30 wie zur Rushhour. Nun behaupten ja Leute, Berlin wäre die drittgrößte türkische Stadt, das konnte ich weder dort nachvollziehen, ebenso wenig am „Zoo“.
Tatsächlich regte mich eine recht lautstarke Diskussion an, meine Neugier zu befriedigen. Wegen der Zeitgeschichte fielen drei oder vier Züge aus, deshalb entstand ein mächtiges Gewusel, hektisch, laut, sehr farbig, international, aber ohne Orientalen.
Meine Frage ging bei etwas älteren Jugendlichen in diese Richtung, wollte von ihnen wissen, ob jemand dafür eine Erklärung hätte, weshalb man hier keinen Türken oder Araber sah.
Es überwog anfangs Desinteresse, was diese nicht anwesenden Bürger mit Migrationshintergrund angingen und dann endete fast alles in einem Eklat. Ein Typ, vielleicht 30 Jahre alt, hing recht teilnahmslos im Rudel, brüllte plötzlich los: „Und damit du es weißt, ich vermisse von denen auch niemand!“
Mit seinem Aufschrei schien er seine ganze Umgebung geweckt zu haben. Da hatte ich ja etwas losgetreten, sagte nicht mehr, beobachtete nur diese „Diskussionen“. Mann, fielen die übereinander her, wobei sich auch Unbeteiligte einmischten…
Durch den Schrei schien wohl mancher aus dem Traum vom Multikulti erwacht zu sein.
War ich froh als die Bahn einfuhr