Guitar Crusher´s 80th Bithday Celebration (I)

Eigentlich war ich gestern, gegen 22:30, nur kurz nach Hause gefahren, um mein Aufnahmegerät mit einer neuen Mignon zu bestücken.
Dachte mir dann aber, wenn du anschließend die halbe Nacht noch versackst, dann schiebe dir noch schnell etwas zwischen die Kiemen.
Gedacht.
Getan.
Vor der Glotze zu mümmeln, war natürlich ein riesiger Fehler.
Auf ARTE  lief eine jener unsäglichen Dokus (Geheimsache Mauer) über die Mauer und trotzdem sah ich mir diesen Scheiß ein. Kam absolut nichts neues rüber, außer, dass mein Blutdruck anstieg.
Entweder sind unzählige Filmheinze so bekloppt oder ewig ziehen noch Altlasten an den Strippen.
Warum werden immer wieder den Tätern Foren geboten, wo sie nostalgisch masturbieren dürfen?
Ohne Ausnahme bedient sich das Stalinistenpack, auch nach zwanzig Jahren, ständig des klassischen Sprachgebrauchs aus Zonenzeiten. Klar, ist ihnen ja seit Kindheitstagen in Fleisch und Blut übergegangen. Am liebsten würden sie doch auch in der heutigen Zeit ihre Anweisungen diktieren, selbstverständlich über Kimme und Korn…
Warum nur auf solche Leute zurückgegriffen wird, hat vielleicht den Grund, dass man sie auf Schritt und Tritt irgendwo antreffen kann. Problemlos schlitterten damals tragende Säulen des sozialistischen Schlaraffenlandes in die neuen Gefilde. Was in den 90-ern ein Innenminister aus Neufünfland auch noch wohlwollend befürwortete –
SPIEGEL: Der Beamtenstatus setzt ein besonderes Treueverhältnis zu unserem Staat voraus. Kann man diese Loyalität überhaupt von Polizisten erwarten, die jahrelang ein Unterdrückungssystem gestützt haben?
EGGERT: Wenn Opportunismus staatstragend ist, jederzeit. Was wollen Sie machen? Es gab nicht 17 Millionen Widerstandskämpfer in der DDR, und man muß die Leute so nehmen, wie sie sind… – DER SPIEGEL 51/1991

Ein alter Freund brachte es damals anders auf den Punkt. Harte Scheiße schwimmt halt immer oben, dabei spielt die Qualität des Wasser keine Rolle…
Für den Film hätte ich mit einigen Bekannten der anderen Seite aufwarten können, sogar mit jemanden*, dem eine Mine den linken Huf wegriss…
*(Wer weiß, ob er noch noch irgendwie unter uns weilt?)

– Nervig fand ich wiedermal die zeitweise Auslegung von bestimmten Situationen – allerdings kokettiert der Sender damit: „Über Computeranimationen wird Archivmaterial virtuell zum Leben erweckt, werden historische Räume rekonstruiert und – eingebunden in die persönlichen Geschichten – die Funktionsweise der Mauer und der DDR-Grenzsicherung greifbar.“
Ich finde diese Art der Darstellung sehr manipulativ, entspricht aber der mickymäusigen Geschichtsinterpretation (Histotainment) eines Herrn Guido Knopp
Vollkommener Tinnef, was die Greifbarmachung solch gesicherter Grenzen (oder ganz spezieller, historischer Abläufe) betrifft. Mit fiel dies immer wieder auf, wenn ich für unbedarfte Leute (besonders Ausländer westlicher Demokraturen), z. B. im Mauermuseum, Führungen veranstaltete oder Gaffer an der Mauer darauf ansprach.
Es ist fast nicht zu vermitteln, weshalb, warum, weswegen dies eigentlich in seiner Gesamtheit geschah. Da jeder das Kind seiner Zeit ist, mit seiner speziellen Sozialisation und dem daraus resultierenden Verständnis für sich und gegenüber anderen. Mauer und Zaun stellten letztendlich nur eine politische Narbe zwischen den beiden Systemen dar, als Fazit jahrzehntelangen Versagens der Völkergemeinschaft…
Lustig ist dabei jene Tatsache, weil die neuen Führers und Kompetenz simulierenden  Scharlatane sich auf die gleichen Ideologien berufen, mit deren Hilfe diese Geschwulst heranwuchs und in den 80-ern platzte. Seit der Zeit versuchen alle krampfhaft, sie wieder zu flicken…

Fußnote:
Auf dem ersten Klassentreffen nach dem Mauerfall ließ Amalie, meine Chemielehrerin, die ich auch sehr mochte, etwas verlauten. Es betraf meinen verbalen Umgang mit dem Antifaschistischen Schutzwall.
Mit dem eigentlichen Begriff: Mauer, brachte ich die Lehrer in mächtige Schwierigkeiten. Jedes mal war es der Beleg, dass sie bei der Vermittlung des Lernziels, betreffs dieser vorgegebenen Interpretation des Berliner Bauwerkes, wiederholt versagt hatten…
Andere Fußnote:
Als in Bonn endlich klar war, dass Westberlin eingemauert wurde, wagte niemand den bundesgermanischen Verteidigungsminister zu wecken,  Dr. h.c.* F.J.S. pennte sternhagelvoll seinen Rausch aus

*Ob es sich bei seinem Doktortitel auch um ein Plagiat handelt?

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