Als wir letzte Woche bei Jimi auftauchten, erhielt ich dort zum Leidwesen meines Weibes, wie verabredet, einen Bananenkarton mit Büchern. Fast der repräsentative Querschnitt von ehemaliger Zonenliteratur, angefangen mit Kinderbüchern, bis hin zu drei Bänden „Lenin“ (Will nicht weiter darauf eingehen. Bei mir liegt sogar sein Gesamtwerk noch herum, die von Mao und Stalin (2X) auch. Von Herrn Marxengels trennte ich mich bereits vor vielen Jahren. Weiß gar nicht mehr, welcher Narr diese mehr als zwei Meter einsackte.), einer kleinen Werbebroschüre aus dem Hause des Volksdrogendealers „Schlichte“, mehrere Blätter mit deutschen „Volksliedgut“ und etwas aus der kalten Heimat über dortige Bräuche und zweifelhafte Persönlichkeiten aus längst vergangenen Tagen.
Zu den Ablichtungen kommt wieder hinzu, dass alle angeschissen sind, die immer noch keine Frakturschrift lesen können.
Dazu fällt mir natürlich eine Geschichte aus eigenem Erleben ein. Weil sie nebenher auch als Beleg gelten kann, wie man innerhalb einer Familie verdummt werden kann. Statt froh zu sein, nahm damals die Mutter meiner Schwester ewig jenes Buch weg, in dem ich mir das Lesen von Fraktur selbst beibrachte. Schließlich ging es mit dem zweiten Teil weiter, als der weg war, begann ich mit dem nächsten. Schließlich gab es beim Großvater eine Beschwerde, der schien an seiner Tochter Maß genommen zuhaben, denn danach ging sie mir nicht mehr auf den Senkel.
Kann mich nicht mehr daran erinnern, welcher Deibel mich als neunjähriges Bürschchen geritten hatte und ich mir dazu ausgerechnet die „Auferstehung“ von Leo Tolstoi gegriffen hatte, drei Bände und rund 900 Seiten…
Niemals wieder hat mich später irgendeine Lektüre so ergriffen, wie das Teil. Nebenher gab es vom Opa Einweisungen im Umgang mit dem alten „Brockhaus“ (auch in Frakturschrift) und einem gigantischen Atlanten aus dem gleichen Hause…
– Will zu den 16 Seiten nur ganz kurz etwas ablassen, zumal das Questenfest nächste Woche wiedermal ansteht.
Einmal war es mir in der 10. Klasse vergönnt, mit einem kleinem Häufchen wagemutiger Trunkenbolden, damals den nächtlichen Aufstieg zu wagen. Wenn ich mich richtig erinnere, fand die Schose aber in der Nacht vom 1. auf den 2. Pfingstfeiertag statt…
Kann schon sein, denn bei den Kommunisten war doch der Plan immer in Gefahr: „Genossen denkt dran! Ihr sollt nicht nur jammern und picheln, sondern hammern und sicheln!“
Natürlich durfte diese Jugendweihe-Schmonzette nicht fehlen. Heute bestimmt ein nostalgischer Politporno für Leute wie: Sahra Gysi oder Gregor Wagenknecht…
Werke von Tschingis Aitmatow haben mich bereits in der Zone irritiert. Der Scheff ein kirgisischer Bolschewist im Obersten Sowjet und dann schrieb er z.B. „Abschied von Gülsary“ – welches ich Anfang der 1971er als Bückware auch im „Guten Buch“ meiner Geburtsstadt erstand.
Allein bei dem Titel von: „Völker – Rassen – Kulturen“, würde einem hiesigen, politisch korrekten Gutmenschen und so manchem Linxwixer sofort der Kamm schwellen…
Dabei stammt dieses Sachbuch für Jugendliche aus Moskau!
Zu Seite 31 (unten) des Liederheftchens fallen mir nur zwei Bemerkungen ein.
Jahrzehnte später war Robert Zimmermann nicht so Pessimistisch und sah die Unvergänglichkeit der Jungend mit anderen Augen.
Leider wurde ein Vijo aus der Tube gekippt, da sang Peet Seeger zu seinem 90sten Geburtstag den gleichen Hit, allerdings solo…
Hier noch eine männerfeindliche Variante auch aus älteren Tagen: Jägers Klage
Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall
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