Als ich heute morgen kurz nach 7 Uhr aus der Koje schnippte, da erwischte mich ein leichter Hexenschuss. Nahm dagegen die entsprechende Droge, verkrümelte mich anschließend wieder im Nest und las, ab kurz vor 9 Uhr blubberte nebenher noch dradio.
Bezeichnend fand ich das Radiofeuilleton, es ging logischerweise und sicher wegen der Quoten um Ägüpten – war es nun ein „Erzwungener Machtwechsel durch die Bürger oder Putsch?“
Es gab rechtsphilosophische Gedanken zum Putsch oder Nichtputsch. Meister Möllers, Lehrstuhl
für Öffentliches Recht, der Humboldt-Universität Berlin, wand sich für zwei Aale. Mir blieb irgendwelches konfuses Zeug hängen. Demokratie hin – Demokratie her, freie demokratische Wahl – gebrochene Wahlversprechen, guter Putsch – schlechter Putsch und so ging es die ganze Zeit.
Schließlich ward alles zu Gunsten der freien westlichen Welt hingebogen, schon weil die US-Amerika weiter Militärhilfe blechen soll, die schließlich für eine halbseidene demokratische Entwicklung dort dringend benötigt wird.
Ach so, der Herr hat bei seinen merkwürdigen Verwebungen unterschiedlichster Art und dem daraus resultierenden rechtsphilosophischen Konstrukt, doch glatt den wirtschaftlichen und militärischen Wert des Suezkanals vergessen. Scheinbar nimmt der kluge Herr an, dass man aus den Folgen von 1956 gelernt hat, als nach der Verstaatlichung dieses künstlichen Baches, englische und französische Bomberflotten auf ihre spezielle Art alles wieder rückgängig machen wollten, was bekanntlich in die Hose ging. Nebenbei die Politiker der freien westliche Welt geflissentlich übersahen, dass sich rund 2000 Kilometer nördlich eine weltpolitische Tragödie von ganz anderen Ausmaßen abspielte…
Es kam anschließend aber noch besser! Mit ihrer Weigerung den Ägyptern Weltbankkreditmittel für den Bau des Assuan-Staudammes zu gewähren, wurde der bekennende Antikommunist Nasser in die Arme der Sowjetunion getrieben…
Heute will man sicher versuchen das Pferd auf eine andere Art aufzuzäumen, alles soll völkerrechtlich kaschiert über die Bühne gehen, versehen mit einem pseudo-demokratischen Anstrich. Was letztlich wieder aufs Gleiche hinausläuft und in der Tradition der letzten 250 Jahre anknüpft, wobei sogar das deutsche Reich zweimalig seine Anteile nicht verleugnen kann.
Alle werden erst kurzzeitig aufwachen, wenn demnächst die ersten perforierten Dampfer auf dem Boden des Kanals parken.
Mal sehen, welcher Faruk-II-Verschnitt den Mächten letztendlich genehm sein wird…
Wenigstens ward das gleich anschließende „Album der Woche“ ein Lichtblick.
Allerdings tat ich mir das „Buch der Woche“ nicht bis zum Schluss an, denn Sachbücher und Doktorarbeiten von Klaus Theweleit, sollen sich getrost andere Leute einziehen. Ich mag nämlich keine Schreiber, die sich wie tote Fische ewig im Mainstream treiben lassen.
Dabei hatte mir sein Schmöker aus den 1970er Jahren noch nicht gereicht (Selbiger vergilbt in einem meiner Regale.), deshalb gings vor einigen Jahren zu Vorstellung seiner Hendrix-Biographie (Im Brechthaus?) und dies hätte ich nicht tun sollen!
Fußnote:
1981 zog ich in eine WG, damals erhob das Wohnungsscheffchen gerade Männerphantasien zu einer Art Bibel. Seine zwei Köpfe kleinere Freundin verprügelte den Typen nicht nur, sondern verlangte, das er nun endlich auch eine Männergruppe aufsuchen sollte, wobei sie mir den Rat gab, mich gleich anzuschließen…
Dieser Softi gab für die Gründung einer eigenen Gruppe im „Zitty“ eine Suchanzeige auf, nebenbei wollte man auch Theweleits Werk studieren. Massenhaft meldeten sich realitätsgeschädigte Knaben und zwei Wochen später ward das erste Treffen anberaumt, Sonntag gegen 15 Uhr.
Herr Günter machte sich mit einem selbstgebacken Kuchen in die Spur und kam spät abends erst retour.
Weil er voll wie ein Amtmann erschien, flippte seine Taube wieder total aus.
Fast gleichzeitig tauchte ich auf und wurde gleich zum klärenden Gespräch nebst Berichterstattung hinzugezogen.
Sein übermäßiger Suff, dem er sich sonst nie hingab und meiner Anwesenheit machten den Männergrüppler an jenem Abend sehr mutig.
Als ich ihm eine Pulle Bier hinstellte, widersprach G. sogar seiner Freundin, die ihm weiteres Trinkverbot ausgesprochen hatte, alsbald legte er los. Anfangs noch etwas stockend, zumal sie ihn ewig bei seinen Detailschilderungen unterbrach, schließlich endete es im Chaos.
…nach etwa eine halbe Stunde waren alle eingetrudelt, nebenher Kaffee und Tee gekocht, dann wurde Platz genommen, immer noch vorsichtiges abchecken und eine längere Diskussion, ob man im Zimmer auch rauchen konnte.
Nach über zwei Stunden kam Alkohol hinzu.
Wieder ging etwas Zeit ins Land, schließlich allgemeines Aufatmen – es befand sich kein vermeintlich Schwuler in der Runde. Sofort wurde zum verschärften Saufen übergegangen, das Rauchverbot gekippt und den Rest des Abend über die Weiber hergezogen!
Günter hatte: die Weiber gesagt! Seine Freundin rastete augenblicklich schreiend aus, zur neugegründeten Männergruppe durfte ihr Freund niemals wieder gehen…