Auf dem Weg zur Tram im Prenzelgebirge, wo der Bär steppte, latschte ich an der Danziger- Ecke Senefelderstrasse vorbei. Dort befindet sich die Käthe Kollwitz Buchhandlung, mit ihren Leitspruch: “Bücher sind Lebensmittel“ – wie wahr!
Jener Spruch ist für Flachzangen allerdings nicht nachvollziehbar. Damit meine ich nicht nur Leute, für die Bücher lediglich bedrucktes Papier darstellen. Sondern Massen an zweisprachigen Analphabeten mit Migrationshintergrund, ebenso Gutmenschen, die permanent mit Bildung für alle herumhuren und damit eigentlich nur das Durchmogeln von der ersten Klasse bis zum Diplom meinen. Schließlich stellt es ja kein Problem dar, Telefonbücher auswendig zu lernen. Leid taten mir immer solche Kids, mit der dunklen Ecke im Flur als Kinderstube, die sie auch noch mit der Geschwindigkeit einer MiG oder eines Starfighters durchquerten.
An Bücher muss man als Sprössling herangeführt werden, verbunden mit der entsprechenden Muse alles anschließend auch zu verdauen. In dieser Phase taugen ein saufender und prügelnder Anrührer ebenso wenig, wie eine mit krankhaftem Harmoniebedürfnis geschlagene Mutti, die zwischendurch ewig glättend umherwuselt.
Wenn die Hälfte der Schüler einer Klasse aus solch einem Milieu stammt, da kann auch der beste Pauker nichts mehr ausrichten. Hinzu kommt ja, dass solche Elternteile von der Schule auch noch verlangen, dass bitte schön, der Lehrkörper alle pädagogischen Defizite ihrer missratenen Gören aufarbeiten soll…
Wütend machte mich später der Umgang mit Büchern im Cottbuser Knast. Alle 14 Tage konnten sich die zwölf (politischen?) Zelleninsassen pro Nase ein Buch bestellen. Dies musste aber in der Zelle abgekaspert werden, dazu buhlten die Vielleser um jene, die interesselos dem geschrieben Wort gegenüber standen.
Bücher hatten in meinem Leben immer einen ganz großen Stellenwert.
Was den Knast anging, war ich von dem 5 Sterne Hotel – The State Prison of Budapest sehr verwöhnt. Fast täglich erschien der Bücherknecht an der Tür und man suchte sich die Werke aus seinem Wagen aus, fast nur Publikationen aus dem Westen und anspruchsvolle ungarische Literatur vom deutschen Fremdsprachenverlag Budapest. Immer drei Bücher, von Freitag über das Wochenende sogar fünf. Nach über einem Monat totaler Literaturüberfrachtung schlossen sich vier Wochen Pause im Roten Ochsen an. Da erhielt man noch nicht mal das Neue Deutschland für Rückwärtsleseübungen.
Als ausländischen Belletristik gab es in Halle nur zwei lesbare Werke: Thakeray – Die Virginier und Geoge Sand, alias Eliot – Die Mühle am Fluss, ansonsten nur Schrott, jene widerliche Revolutionsostern vom großen Bruden – aber alles von Goethe und Schiller.
Nun bestand ich in Cottbus weiter auf Johann Wolfgang, das gab Trouble.
Demokratie ist halt Scheiße!
Aus meiner Kindheit waren mir Fragmente seiner Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis haften geblieben und die durfte ich schließlich bestellen. Vorangegangen war die Rezitation eines Kurzgedichtes, was niemand dem großen Meister zuschrieb, da waren die Leute Platt.
Ich lasse es in diesem Zusammenhang ab:
Matte Fliegen,
Wie sie rasen!
Wie sie sumsend überkeck.
Ihren kleinen Fliegendreck.
Träufeln auf Tyrannennasen.
– Das Cottbuser Celliniteil stammte aus den fünfziger Jahren und war noch vom Schnitt der Herstellung verklebt!
Im Pieper (kann man gut hocken, quatschen und zechen), Sdredskistrasse 44(?) Ecke Kollwitz, schenkte mir Jo kein gedrucktes Lebensmittel, sondern einen sehr dünnen Kotzbrocken zum Lesen.
Jene gedruckte Kacke aus Pjöngjang stupidierte ich in Tram, S- und U-Bahn, auf meiner Fahrt ins scheintote Wilmersburg.
Gott noch mal, wie viel der heutigen Parlamentarier, besonders Grüne und Rote flitzten während ihrer Unizeit, irgendwelchen Rattenfängern hinterher und plapperten jenen Scheiß undifferenziert nach.
Wobei mancherInnen, Jahre später, auch wieder Massen instrumentalisierte, um an die Tröge der Macht zu gelangen. Nun aber Lichtjahre von seiner damaligen Saisonideologie entfernt, heute populistisch im Parlament quieken darf.
Seite 34 wurde für so manches Stamokap-Politchamäleon abgelichtet…