„Ich lade Sie zu meiner Hinrichtung ein!“ 57 Min. – Verfügbar bis zum 25.02.2020!
Für “Doktor Schiwago” erhielt Boris Pasternak 1958 den Literatur-Nobelpreis. Mit seinem Roman bot der russische Dichter den sowjetischen Behörden die Stirn. Die Dokumentation zeigt, wie effizient der amerikanische Geheimdienst das als “antisowjetisch” beurteilte literarische Werk zur ideologischen Waffe im Kalten Krieg umfunktionierte…
Es war mir in der Zone nicht vergönnt, jenen fetten Schinken vollständig zu lesen. Zog mir damals nächtens bei einem Bekannten vielleicht 200 Seiten ein, verzichtete nämlich auf sein Angebot der mehrwöchigen Ausleihe. Blätterte währenddessen das gesamte Buch durch, bei bestimmten Reizworten wurden die anschließenden Seiten dann gelesen.
Jene Leserei lief aus einem bestimmten Grund sehr stressig ab, handelte es sich bei dem Typen doch um einen Priester, ich zu Veranstaltungen dort auftauchte, dabei natürlich Kumpels aus der ganzen Republik traf. Jeder Tag schloss selbstverständlich mit Saufgelagen ab, folglich die anschließende Schmökerei mächtig darunter litt…
Etwa zur gleichen Zeit, muss Ende 1973/Anfang ´74 gewesen sein, gab es an Werktagen nächtens auf dem Deutschlandfunk, zum beginnenden neuen Tag, eine stündliche Lesung von Solschenizyn´s „Архипелаг ГУЛАГ“, auch so ein fettes Schriftwerk, wobei ich viele Passagen auf Tonband festhielt. Oftmals konnte man im Betrieb registrieren, wer nachts am Radio gehockt hatte…
– Schade, dass diese affengeile Doku kaum 60 Min. dauert, dem Himmel sei Dank, allerdings weit entfernt von der sog. ZDF-History eines (Dr.?!) Guido Knopp´s!
Muss in dem Zusammenhang noch etwas ablassen, was den heutigen Umgang mit der Kultur betrifft. Es geht mir momentan nicht um UNSERE Kulturstaatsministerin der Christenpartei!
Meine den dunkelroten Genossen aus neobolschewistischen Gefilden. Dem es anfangs immer sehr viel wichtig erschien, ewig auf sein anders gehandhabtes Geschlechtsverhalten hinzuweisen, in dessen Kanon die Medien wochenlang mit einfielen. Gott nochmal, warum sollte es mich eigentlich interessieren, dass er zur Hormonnivellierung auf Schlitzpisser verzichtet. Solch private Nebensächlichkeit ist nun wirklich das Letzte, was mich bei einem Erdling irgendwie kratzen würde, mit dem ich die CO2 geschwängerte Atemluft teilen muss.
Schlimm kommt für mich die andere Tatsache rüber, dass er einer absurden Kaderpartei angehört, deren Wurzel weit in jene Ära zurückreichen, welche in der angesprochenen Doku hinreichend dargestellt werden.
Wer es immer noch nicht geschnallt hat, ich meine damit jene bluttriefende stalinistische Überzeugungsarbeit, welche zur nachhaltigen Abschreckung von anderen weisungsresistenten Mitmenschen, liebend gern über Kimme und Korn vollstreckt wurde…
Fußnote: Mir blieb in Erinnerung, „Dr. Schiwago“ und Edgar Snow´s „Roter Stern über China“, waren die ersten beiden Bücher, welche ich mir Anfang 1976, von einer Bekannten ausborgte.
So richtig prickelnd fand ich beide nicht.
Schiwago lief damals wechselseitig mit Lawrence von Arabien im Delphi Filmpalast. Trotz meines Hanges zu Omar El-Sharif, wurde nach knapp 30 Minuten das Kino bereits verlassen, weil ich den Film Scheiße fand. LvA wurde einige Wochen später eingezogen, der Schinken hatte auch mächtige Längen, erträglich gestaltete er sich aber, weil wir vorher geharzt hatten…