Wg. Sangerhausen, muss ich zu zwei „youtube“ Vijo´s etwas ablassen, als secondhand Zeitzeuge! (2)

Möchte nun endlich zum ersten Vijo kommen, welches Krümel in die Tube gepinnt hat.
Die Amerikaner hielten sich lediglich bis Anfang Juli in der Gegend auf, weil sie ihre besetzten Ge­biete, im späteren Einflussbereich der Sowjets wieder räumen mussten, wegen der Absprachen von Jalta im Februar 1945 und der endgültigen Festlegung aller Besatzungszonen, im Rahmen des Pots­damer Abkommens.
Beziehe mich nun auf den Beginn des Films,  der während der Einnahme von Sangerhausen, am 12. April 1945, gedreht wurde, wo man linkseits den Korn­markt sieht.
Dazu eine mehrere Tage dauernde Episode, die mir mein Großvater erzählt hatte.
Gleich nach dem Einzug der Streitkräfte, wurde in der Stadt, an strategischen Punkten, schwerbewaffnetes Militär postiert. Ebenfalls auf dem Kornmarkt, dort ging die Besatzung eines M4 Sher­man-Panzers in Stellung. Die sollten im Notfall den schmalen Zugang zur Schloßgasse blockieren, notfalls aber auch die Kylische Straße.
Aus lauter Langeweile kamen die Jungs auf eine lustige Idee, die anfangs auch an mehreren Stellen der Stadt ausgeführt wurde. Da schnipsten die Soldaten ihre Zigarettenkippen von den Fahrzeug auf die dort herumlungernde Zivilisten, mehrheitlich waren dies natürlich Männer. Manchmal flogen noch mehrere vollständige Glimmstengel hinterher. Wobei in Sekunden recht gewalttätige Rangeleien entstanden. Vorher hatten sich allerdings MP-Angehörige hinter der Toreinfahrt vom Apotheker Bader versteckt. Manchmal wartete ein anderer Trupp hinter dem Eckhaus, auf dem Weg zum Markt. Nach einem abgesprochenen Pfiff, raste diese Mannen plötzlich ins Geschehen, prügelten die Kippenstecher auseinander und verlangten die Herausgabe der Beute, die dann auf dem Pflaster zertreten wurden. So plötzlich wie jene Witzbolde auftauchten, verschwanden sie auch wieder.
Nun wurden die verteilten Rest von der Straße sofort aufgeklaubt. Irgendwann gab es unter den Leuten richtig organisierte Grüppchen, von drei vier Mann, die sofort den entsprechenden Ort, brachial absicherten. Damit jemand aus ihrer Runde, in der Regel waren es Halbstarke, die in affenartiger Geschwindigkeit, mit Kehrschaufel und Handbesen, alles zusammenfegten…
Jene Aktionen wurden dann immer wieder vom Panzer aus fotografiert.
Auf Intervention meines Großvaters, verbot man nach wenigen Tagen jene Spielchen.
Hinzu kam, dass die Soldaten, gerade ihre Zigarettenpackungen, für den schnell ins Leben gerufenen Schwarzmarkt benötigten. Eier und Speck waren die bevorzugten Tauschobjekte, ebenso gewisse Dienstleistungen von weiblicher Seite…
Außerdem wurden Massen von Militärangehörige eingespannt, da die Bevölkerung Radios, Fern­gläser und Fotoapparate abgeben mussten. Viele der Objekte, die nicht bei den Besatzern hängen blieben, wurden in der großen Scheune von Landwirt Bieling/Bielich(?) eingelagert, zwischen Beinschuh und Schloßberge, keine 100 Meter, schräg vom Grundstück meiner Großeltern entfernt.
Alles ziemlich gut bewacht, da sich an Bielings Anwesen ein Feldflughafen anschloss, dessen Gelände sich südlich, weiter über den Gerichtsweg ausbreitete…

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