Wg. Sangerhausen, muss ich zu zwei „youtube“ Vijo´s etwas ablassen, als secondhand Zeitzeuge! (1)

Zu den bereits länger anhaltenden lustigen Corona-Episoden, hier etwas aus den Tagen, wo eine wesentlich gefährlichere Pandemie, nach 12 Jahren, ihrem Ende zuging und ein Wandel versucht wurde…
Mein Großvater hatte mir über die Vor-Nazizeit und den darauf folgenden Jahren viel erzählt, zumal er in sämtlichen demokratischen Herrschaftsformen, ganz speziell involviert war.

⇒ Zur Erinnerung!
Adolf der Gütige hat die Macht nicht ergriffen – wie mit einer weit­verbreitet Politfloskel immer wieder herumgehurt wird – da sie vielleicht irgendwo auf der Straße herumlag . Er wurde demokratisch gewählt! Nebenher betätigte sich das katholische Zentrum als Steigbügel­halter für ihn, mit der Befürwor­tung der Ermächtigungsgesetze!
Jener Verein mutierte später, nach Zerschlagung der kurzen Periode des 1000jährigen Reiches, plötzlich zur CDU… ⇐

Durch die Freundschaft mit Kurt Schumacher, die während seiner Studienzeit in Halle begann, forcierte Opa die Gründung einer SPD-Parteigruppe in Sangerhausen, vornweg auch sein Nachbar Willi H.
Weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll…
Seit langer Zeit schon, hatten die weiblichen Angehörigen, der ausgebombten Mischpoken aus Hamburg, Dresden und Nordhausen, bei meinen Großeltern ihr vorläufiges Zuhause gefunden. Beginne mal damit, wie die Tochter meines Großvaters die ersten Amis registrierte.
Am späten Vormittag, in der zweiten Aprilwoche 1945, war sie mit einer ihrer Cousinen, im unteren Gar­tenbereich damit beschäftigt, die Umgebung sämtlicher Stachel- und Johannisbeersträucher zu hacken. Hinter dem hohen Staketenzaun befand befand sich noch ein, etwas anderthalb Meter brei­ter Trampelpfad, der in einen sehr steilen Hang überging, von vielleicht 10 Metern Höhe. Eine der jungen Frauen drehte sich zufällig irgendwann in jene Richtung und gewahrte drei riesige, raben­schwarze GI´s (*) in voller Kriegsbemalung vor der Umzäunung. Nach einer Schrecksekunde, rann­ten beide hysterisch kreischend bergauf, in Richtung des Wohnhauses und wiederholten dabei im­mer wieder: Da unten sind Amis! Drei Neger( *)!

( *) Da ich ein absoluter Gegner von politischer Korrektheit bin, folgt auch nichts in jener Rich­tung, allerdings ein anderer Hinweis! Bei den Amis wurden bei Stoßtruppunternehmen und an vor­derste Front, permanent farbige Angehörige aller Rassen eingesetzt und verheizt. Ähnlich lief es bei der Roten Armee ab, dort waren es Soldaten asiatischen Aussehen´s, mit gelblicher Hautfarbe und Schlitzaugen, wobei viele von ihnen noch nicht mal korrekt Russisch sprechen konnten.
Jene Anwandlungen, in beiden genannten Staaten, waren nicht nur Ausdruck von latent vorhande­nem Rassismus, er existierte real auch in politisch verordneter Indoktrination, in der Sowjetunion allerdings etwas weichgespülter. Letztlich wurden DIE Deutschen nun praktisch mit all den Men­schen konfrontiert, deren Darstellungen sie viele Jahre ideologisch ausgesetzt waren, als Unter­menschen…

Irritiert schrien die Soldaten, irgendetwas in ihre Richtung, sie sollten doch endlich aufhören mit ihrem Gekreische. Als die Jungs dann hell auflachten, wurden die Mädels noch lauter: Drei Neger sind da unten, drei Neger!
Vom Krach animiert, trat mein Großvater, mit einem weiße Tuch in der Hand, flugs aus der Wasch­küchentür. Kurz vorher, der gesamte Tagesablauf richtete sich damals nach dem immer näher kom­menden Geschützdonner, hatte er drei Fahnen, aus dünnen Bohnenstangen und Bettlaken, aus noch jungfräulichen Resten der Aussteuer seiner Gattin, hergestellt. Versteckt nahe der Balkontür; im Berghäuschen, der Tischlerwerkstatt von Omas Stiefbruder und eine lag in der Waschküche. Was bis zum Schluss ein sehr gefährliches Unterfangen war, denn ewig schlichen noch irgendwelche endsieggeile Uniformierte in der Gegend herum.
Zuerst brüllte Opa etwas, dabei das weiße Tuch schwenkend, ging er dann schnurgerade den steilen Abhang hinunter und sang irgendeinen Englischen Song. Kann mich nicht mehr erinnern was es war, glaube ein Kinderlied.
Unten redete er mit Befreiern. Ob er wüsste, ob sich auf den beiden anschließenden Bauerngehöften irgendwelches Militär befinden würde. Dies war nicht der Fall, daraufhin trollten sich die Militärs wieder retour durch den Poetengang in Richtung Stadt…
Die nächsten 24 Stunden hockten alle im stromlosen Haus herum, deshalb war es auch nicht mög­lich Radio zuhören.
Am nächsten Tag, tauchten nachmittags zwei höhere kalkgesichtige Offiziere auf, als Jeepfahrer fungierte natürlich eine Dachpappe. Freundlich erfolgte die Aufforderung mitzukommen, allerdings sollte Großvater noch gewisse Papiere mitnehmen. Dazu gehörte sein SPD-Mitgliedsbuch und die Gerichtsbelege, aus denen hervorging, dass er nach seiner Verurteilung, wegen Vorbereitung zum Hochverrat, zur Kur nach Bad Plötzensee (Wie er öfters in trauter Runde äußerte.) kam, dann weiter im Zuchthaus Brandenburg einsaß. Dies war von 1935 bis 1938, dann folgten sieben Jahre Berufsver­bot!
Unter den Frauen machte sich mächtige Angst breit…
Als er nachts zurückkam, hatte er einen vorläufigen Job bei den Amerikanern, weil er Englisch konnte und weder Nazi noch Kommunist war. Es ging um den weiteren Betrieb der Krankenkasse, und musste deshalb in den folgenden Tagen belastete Angestellte rausschmeißen, worunter sich auch gute Bekannte befanden, die ihn zwar immer in Ruhe gelassen hatten, welche üblicherweise, wegen ihres weiteren Fortkommens aber der NSDAP beigetreten waren…
Solche Figuren, der blind vertrauenden Mitläufer gab es immer schon, da wird sich auch nichts ändern – ist ja heute auch nicht anders!
Opas Arbeit endete nach den wenigen Wochen der amerikanischen Besatzungszeit, Anfang Juli…

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