2/3 der Samstagsausgabe fliegen immer gleich in den Papierkorb.
Anschließend holte ich erstmalig, auf dem Weg zur U-Bahn, einen „Gehkaffee”. Plemperte mir beim Verschließen des Bechers die Klamotten voll. Wegen der anschließenden Reinigungsaktion verpasste ich den Zug um eine Minute. Was sich mit zweimal Umsteigen auf über eine halbe Stunde mehr Zeit addierte, weil jeder Anschlusszug vor der Nase weg fuhr. Dadurch aber genügend Zeit fand, mich den Ergüssen der Pressefreiheit hinzugeben und auf dem Titelblatt eine formvollendete „Panikmeldung” fand.
Was sich als sehr lustig herausstellte, weil endlich die Zeit gekommen ist, wo man seine eigene Phantasie benötigt, um gewisse Artikel zu verstehen. Wie zu Zonenzeiten, muss zwischen den Zeilen gelesen werden. Allerdings war die Lektüre in der untergegangenen Republik wesentlich einfacher, weil frei, von gutmenschelnder, politischer Korrektheit. Gut, wir befinden uns in einer Übergangszeit und alle üben noch.
Allerdings tauchte bei mir eine Frage auf: Für wie dumm wird man denn gehalten, wenn man solche angeordneten Notwahrheiten vorgesetzt bekommt. Zu meinen Ostzeiten las ich von bestimmten Schreiberlingen einfach nichts mehr. Hinzu kommt heute, dass ein Haufen Nasen bar erstaunt tun, was die „Politikverdrossenheit” der Massen betrifft…
Meine Übersetzung geht in folgende Richtung:
„…Freitagmorgen Dutzende Menschen getötet worden…” Das Dutzend wird nicht mehr für die Zahl 12 benutzt, also mehrere Hundert mussten dran glauben.
„In Sicherheitskreisen wird vermutet, die Taliban wollten die Laster für einen Anschlag nutzen.”
Sehr vergnüglich finde ich immer diesen smarten Bubi, den Terrorismusexperten vom ZDF (Eine Klofrau aus Sierra Leone – Ich bin hier Experte! Um was geht es überhaupt? – könnte ebensolche Statements ablassen.)
Was laufen dort unten überhaupt für Weicheier herum, die schwer bewaffnet, nicht in der Lage sind zwei Tankwagen zu bewachen. Die Taliban sollen nebenbei wieder als Dummköpfe und Umstandskrämer dargestellt werden, oder. Nun ist die Explosionsgeschwindigkeit von Diesel nicht gerade prickeln, es sei, man benutzt als Initialzünder eine Luft/Bodenrakete.
Wahrscheinlicher ist für mich die Vorstellung, dass ein Schirrmeister das Zeug einfach verscheuern wollte und der Deal flog auf…
Bei dem Typen, welcher die Luftunterstützung anforderte, handelte es sich: „…um „einen ausgesprochen besonnenen Offizier”…”
Aha, sicher ein ewiger Zauderer, der allerdings, geht es wirklich mal zu Sache, recht krude Entscheidungen fällt. Mit Kanonen auf Spatzen schießen. Das Geschäft hätten doch auch Scharfschützen erledigen konnen. Auf der anderen Seite konnte die Luftwaffe recht billig überlagerte Munition loswerden…
„Eine mit Infrarot ausgestattete Drohne habe die Entführer verfolgt, mit der Kamera des unbemannten Flugzeugs seien 67 Talibankämpfer gezählt worden…”
Wie erkennt man denn am Monitor, dass es sich um Talibani gehandelt hatte? Reichten da die Turbane und schwarzen Bärte für eine Identifikation aus? Scheinbar war es einfacher, die Jungs trugen Beschriftungen auf ihren Kaftanen: „Fuckin´ Bastards. I´m praud to be an Taliban” oder „I ♥ Taliban”…*
Wie ist es überhaupt zu erklären, dass zu erst die Tanklaster explodierten, anschließend aber Leute auftauchten, um „ausfließenden Treibstoff aufzusammeln…” Wie klaubt man denn verpufften Treibstoff vom Boden auf?
Im letzten Abschnitt wird von einem „…Rat der Weisen …” gesprochen, der erstmals zusammen trat. Um was für „Weise” kann es sich dabei handeln, wenn es nur darum geht, aus einer „bewaffnete Auseinandersetzung” einen handfesten Krieg zu inszinieren.
Ob dieses Gremium etwa paritätisch besetzte wird mit Waffenproduzenten, Waffenschiebern, Militärs, Killern und Gutmenschen?
* Auf meiner letztjährigen Radtour outete man mich auch als „Taliban”, sogar als „Osama”. Zu verdanken war es meinem faible für ungewöhnliche Kopfbedeckungen, da ich wegen einer steifen Brise auf den Strohhut verzichten musste und mein breiter Schal als Turban diente. Die Anmache erfolgte aus einem riesigen Rudel von Y-Tours, die mit Panzern und LKWs längs eines Bundesstraße, in einem Kornfeld parkten. Meine Gegenreaktion kam nicht gut an, die erhobene Faust und der mehrfache Ausruf: „Allah o Akbar! Da konnte ich aber sehr froh sein, dass nirgendwo eine Drohne herumschwirrte, schließlich hätte ein bekiffter Landser am Bildschirm, mir auch die USAF an die Pedalen heften können, wegen meiner prall gefüllten Packtaschen.
Es ist momentan immer noch mit sehr vielen Vorteilen behaftet, wenn man in einer Demokratur durch die Landen radelt.