Peter Merseburger geht seit letztem Dienstag nicht mehr einkaufen

Der letzte von jener alten Journalisten-Garde wurde nun auch heimgeholt
Kam vor gut anderthalb Jahren gerade aus meinem ehemaligen Wohnsitz in der Nassauischen, als ich den altern Herrn wiedermal traf. Es war das letzte kurze Gespräch auf den 200 Metern bis zu seiner Behausung.
Unser Verhältnis war lediglich eine sehr lange Bekanntschaft, so als Nachbarn, man grüßte sich halt immer wieder und manchmal wurde etwas geschnackt.
Weiß gar nicht mehr genau, weshalb ich ihn irgendwann mal anquatschte, aber es ging um irgendein gefäl­ligkeitsjournalistisches Kuckucksei im Fernsehen. Da unterhielten wir uns kurz auf dem Gehsteig. Fast zum Schluss machte ich ihm dann den Vorwurf, dass keiner aus seiner Riege daran gedacht hatte, vernünftigen Nachwuchs heranzuziehen. Dies nahm er kommentarlos zur Kenntnis. Konnte ich doch auf recht viel Bekannte im hiesigen Sender verweisen, beim Hörfunk und genauso dem Fernsehen. Und gab meinem Entsetzen freien Lauf, was sich mittlerweile für Flachzangen, auch hier beim Sender breitmachten. Schoß dabei natürlich so manchen Pfeil auf bekennende 68er(?!) ab, was letztlich die gesamten öffentlich/rechtlichen Stationen betrafen. Ihm gefiel auch meine Begriff­lichkeit: ungebildete und dusselige Linxwixer, in dem Zusammenhang absolut nicht! Welche in der Zwischenzeit, unter den alten Seilschaften, ein bequemes Leben genießen dürfen, weit ab ihrer ehe­maligen Bekenntnisse…
Sofort kam natürlich seine entsprechende Bemerkung, ob es sich bei mir um einen rechten Betrach­ter der geschilderten Sachverhalte handeln würde. Meine Antwort führte bei ihm dann doch zu ei­nem recht breiten Grinsen. Denn ich entgegnete, er hätte einen Anarchisten mit hedonistischen An­wandlungen vor sich, den lediglich die sachten Bemühungen in Richtung einer Demokratur mächtig ankotzen…
Meine abschließende Einschätzung zum Tod jenes bedeutsamen Journalisten trifft in dem Fall wirk­lich zu, denn Merseburger hinterlässt wahrhaftig eine bleibende Lücke, die niemals wieder beseitigt werden kann.
Selbiges Dilemma war aber schon lange Zeit absehbar! Auf der anderen Seite besteht heutzutage auch überhaupt kein Interesse mehr, an jener Ekel erregend Situation etwas zu ändern. Obwohl schon ewig, mit der bereits scheintoten Idee einer Pressefreiheit, permanent herumgehurt wird…
So traurig es auch klingt, viel bewegt hat Maestro M. nachhaltig (Ich liebe diesen bescheuerten und allgegenwärtigen forstwirtschaftlichen Ausdruck ungemein!) auch nicht. Um dies zu belegen, muss man nur die letzten Jahrzehnte, Revue passieren lassen, allerdings im eigenen Land und es wird noch schlimmer werden, da jegli­cher Unbill schon rasant an Tempo aufgenommen hat, auch ohne Covid-19, Russland und der Ukraine…

Finde es schade, irgendwelche Rattengesichter haben ein Vijo von Loriot aus der Tube genommen, wäre ein witziger Abschluss geworden. Es handelt sich dabei um die Panorama-Parodie aus dem Jahr 1972, welche von vielen verstörten Zuschauern damals für das Original gehalten wurde…

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