Hatte einen Hinweis erhalten, was das „Hochwasser“ in Sangerhausen betraf

Hörte mir den Salm von t-online an und ward verwundert, wo sich in dem Nest Deiche befinden sollten. Vermutlich betrifft es den Stausee in Kelbra, einige Kilometer von der Kreisstadt entfernt. Bei dem entstandenen Gewässer handelt es sich eigentlich um ein Hochwasserrückhaltebecken, von 600 ha, dies entspricht 6oooooo Quadratmeter, ein Fußballfeld ist etwas mehr als 4000 m² groß.
Erbaut westlich des äußerst fruchtbaren Landstriches, in der hauptsächlich für Gemüseanbau genutzten Goldenen Aue. Im mehreren Kilometer breiten Tal wurde dazu das Flüsschen Helme auserkoren, welches sich von Westen nach Osten dort entlangschlängelt. In nördlicher Richtung wird die Ebene von den südlichen Ausläufern des Harzes begrenzt, während sich gegenüber das Kyffhäusergebirge befindet.
Vor rund 800 Jahren wurde jener Landstich von Mönchen urbar gemacht, wobei jährlich das abfließende Schmelzwasser aus den Bergen die Riethdörfer immer wieder überschwemmten. Um dem entgegenzutreten wurde Anfang der 1960er bei Kelbra der Stausee gebaut. Leider ging dabei auch die idyllische Kleinbahnstrecke von Berga nach Artern flöten. Bin als Kind in der Gegend ewig herumgestrolcht, da Großvater in den dortigen Dörfer ewig irgendwelche Bekannte hatte. Auch ging´s von manchem Dorfbahnhof dann hinauf zum Kyffhäuserdenkmal…
Allerdings änderten sich nach Errichtung des Stausees die klimatischen Verhältnisse immens. Konnte zur Sommersaison dort zweimal ganz schwere Gewitter erleben, weil diese nicht über das Gewässer kamen. Erinnere mich noch, eins dieser großen Unwetter kündigten sich am späten Nachmittag an. Da war die Luft statisch so aufgeladen, dass jeder mit weichen Haaren plötzlich wie ein Struwelpeter herumlief. Fasste man in solch total gespreizten Haarschopf, knisterte es fürchterlich, dann fiel die Mähne kurz zusammen, wurden die Hände wieder entfernt, stand augenblicklich alles wieder vom Kopf ab.
Von jener Tageszeit existierten mal sehr witzige Fotos, auch von mir, weil der Bart auch entsprechend aufgeplustert war.
Momentan kommt gerade wieder unendliche Wut hoch, hatte doch das Arschloch – Kosenamen für meinen Schwager – irgendwann mal zwei Schuhkartons mit meinen Bildern entsorgt…


Nach einem extreme Wolkenbruch war ich bei einer Katastrophen-Glotz-Tour mit dabei. Wo wir die Gewalt der Wassermassen bestaunten, welche von den Hängen des Harzes mit solcher Gewalt herunter gerauscht waren, dass sie überall den Schotter unter den Bahngleisen fortgespült hatten.
Eigentlich wurde die Idee eines Rückhaltebecken von Anbeginn im Arsch gemacht, weil man aus einer angedachten kleineren Badestelle ein riesiges Teil anlegte, nebst eines überdimensionierten Campingplatzes. Schon deshalb war der riesige Teich immer zu sehr gefüllt. Hinzu kam, dass man plötzlich auch noch mit einer Karpfenzucht begann, und bei der Ernte im Herbst, anschließend nicht genügend Wasser entfleuchen ließ.
Zu dem unsäglichen Zuchtversuch noch etwas.
Weil die Wasserqualität eigentlich ungeeignet war, nicht nur wegen Überdüngung der umliegenden Ackerflächen, sondern auch von den ewig eingeleiteten Abwässern, bis hin nach Nordhausen, entwickelte sich überall im Gewässer riesiger Bewuchs von allen möglichen Pflanzen und Algen. Da kam ein Schlauberger auf die Idee, dieses unerwüschte Grünzeug, mit Hilfe von Massen eingesetzter sog. Graskarpfen zu bekämpfen. Jene importierten Biester mussten dazu mit Spezialfutter beköstigt werden, allerdings bemerkte man plötzlich, diese hatten schließlich keinen Bock mehr das Grünzeug zu verspeisen und fraßen dann auch lieber die Futtermittel, welche eigentlich für ihre anderen Kollegen vorgesehen waren.
Noch etwas fand ich damals recht interessant. Immer wenn Nieselregen angesagt wurde, musste ich mit dem RS 09 die gewaltigen Rasenflächen mit einem Herbizid besprühen, damit sämtliche Gänseblümchen das Zeitliche segnen konnten. War schon enorm, wieviel Bienenstiche täglich von den Rettungsschwimmern behandelt wurden…
Hier findet man einige Schilderungen meiner glorreichen Zeit als Handwerker und Kraftfahrer am Stausee: Sommersaison-1973 ▼

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