Das Wort zum Sonntag – Annette Behnken: Kaum auszuhalten!

Kam nachhause und hockte mich vor die Glotze, da wurde gerade jene Himmelsko­mikerin angesagt. Dachte mir so, hast wirklich schon Jahrzehnte diese Sendung nicht mehr eingezogen…
Musste mich schließlich zwingen, nicht abzuschalten.
Madame verknüpfte Sprüche von Nawalny mit ähnlichen Aussage aus der Heiligen Schrift, wobei sie ihm unterstellte, dass er von sich sagte: “Ich bin ein gläubiger Mensch”. Der Glaube war eine seiner Kraftquellen. Nawalny sah sich ganz im biblischen Sinn an der Seite derer, die “hungert und dürstet nach Gerechtigkeit”.
In den letzten Jahren stolperten meine Äuglein beim Querlesen von Artikeln, welche Aussagen von Alexej N. betrafen, nach meinen Erinnerungen, niemals über irgendwelche sakralen Zusammenhänge.
Verstehe absolut nicht, weshalb es plötzlich heißt: “Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtigkeit” – Den Bibelvers habe er, Nawalny, immer als Handlungsanweisung verstanden. Für die, denen das zu pathetisch klingt, hat er es auf Twitterlänge eingedampft: In Gerechtigkeit liegt Kraft.
Nun interessieren mich Inhalte irgendwelcher asozialen Medien absolut nicht, ebenso die seltsamen Spinnereien von Joanne K. Rowling…
Auf ähnlicher Ebene lustwandelte Annette Behnken ebenso, wenn sie von sich gibt: Das hat ihm diesen unbegreiflichen Mut gegeben. Sich dem Regime Putins in den Weg zu stellen. Über Jahre im­mer wieder die absurden Urteile der russischen Gerichte zu ertragen. Und das bis zum Schluss, selbst noch einen Tag vor seinem Tod lächelnd, ironisch, mit Chuzpe, Charme und Charisma. Ange­trieben von Werten, die ihm heilig waren: Freiheit. Gerechtigkeit. Demokratie. Frieden.

Früher oder später rutschen solche Persönlichkeiten oftmals ganz schön ab, von den lange einge­schlagenen Wegen. Zu denen sie sich immer schon berufen fühlten, wegen krankhaft anmutender Heimsuchungen von unstillbaren Begehrlichkeiten, um entscheidende Veränderungen herbeizufüh­ren. Wobei die hierfür in Frage kommende breite Masse gar nicht zu bewegen ist, sich entsprechend einspannen zulassen, dass es letztendlich durch Kampf, zu einem Systemwandel kommen könnte…
Warum auch?
Weshalb sollen sich überhaupt Myriaden von zufriedene Sklaven der Industrienationen, wozu ich auch jene Rest der Ostblockstaaten zähle, die es sich in ihren Nischen doch recht bequem gemacht haben und darin wohlfühlen, in irgendeiner Form Gedanken an systemische Alternativen ver­schwenden, welche Ökologie, Wirtschaft und Gesellschaftsformen betreffen?
Deshalb mäandern unnachgiebige Visionäre, allein mit ihren ewigen Mahnungen, sowie den damit gepaarten Versuchen kompromissloser Umsetzungen von Strategien für radikale Transfor­mationen, wie ein Nawalny, plötzlich auf sehr einsamen Pfaden…
Deshalb erzeugt jener nicht sofort realisierbarer Wandel einen aufbauenden grenzen­losen Hass, der sich irgendwann gegen ein selber wendet und krank macht. Deshalb entwickeln sich zwangsläufig neuerliche Sachverhalte, die letztlich auch vom ur­sprünglich vorherbestimmten Weg immer weiter abdriften…
Man irgendwann nicht mehr registriert, wenn anfänglicher Mut für den Kampf um ein dauerhaftes menschliches Dasein und der dazugehörig Mut, sich irgendwann sogar unbemerkt mit jener allge­genwärtig vorhandenen Dummheit paart.
Was letztlich damit einhergeht, dass zugleich die einstmals verbindende Kampfbereitschaft versiegt, genauso die vormalige Glaubwürdigkeit schlicht flöten geht. Weil ringsherum plötzlich das Gefühl dräut, der angestrebte Wandel geht zu langsam vonstatten…
Für meine Begriffe hatte Nawalny vor drei Jahren einen falschen Weg beschritten, als er nach seiner Gesundung, sofort Berlin wieder verließ!
Möglicherweise ging es ihm nur noch darum, als Märtyrer seinen bisherigen Lebensweg zu been­den.
Märtyrer und Helden machen sich immer sehr gut!
Vor allen Dingen, muss ihr Lebenslicht erloschen sein!
Sonst hätte es gestern jene seltsamen Wörtchen zum Sonntag nie gegeben!
Hier noch etwas zu ehemaligen Nachtgedanken und zu Nawalny!

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