Mal „Hüh”- mal „Hot”!

Kulturzeit wird auch immer flacher.
Schon der Vorspann nervt, ich finde ihn reichlich faschistoid…
Heute ein Thema, was für mich nie eins darstellte, weder im Osten noch hier: „Die Rückkehr des Kriegsspielzeugs“. Verstehe ich nicht. Politisch korrekt müsste der Titel aber anders lauten: “Die Rückkehr des Freiheitsverteidigungsspielzeugs”, oder?
Witzig, wie sich jetzt Pücholochen und sogar Popen winden, um deren Spielwert zu rechtfertigen. Auf die gewichtigen Betrachtungen von Mutti Schulte möchte ich nicht eingehen. Ist der Name ihres Ablegers (Finn) lediglich eine deutsche Verniedlichung des skandinavischen Rufnamens: Puukko?
Nun zu meinen kindlichen Erfahrungen.
Zwar fielen mir beim Stöbern in einem Schrankkoffer auf unserem Dachboden, auch Soldaten und Fahrzeuge in die Hände, aber alles Wehrmachtszeug. Indianer, Cowboys ließ man gerade noch durchgehen. Ausgeprägter Drang in diese Richtung war mir eigentlich fremd, ich spielte lieber mit dem Stein- oder Stabilbaukasten und meiner elektrischen Eisenbahn.
Allerdings lag ich manchmal stundenlang im oberen Flur und schoss mit einer Armbrust auf einen schön bemalten Adler aus Sperrholz, auf den schon Opa ballerte. Der Vogel war ungefähr 80 cm hoch und 60 cm breit. Man konnte mit Pfeilen, die mit Saugknöpfen versehen waren, Kopf, Schwanz, seitlich mehrere Federn abknallen, steckte ihn anschließend wieder zusammen und weiter ging es.
Mit 10 Jahren baute ich mir Flitzebögen aus Eberesche und Haselnuss, alles unter Aufsicht vom Großvater. Er gab mir ein Jahr später einen gigantischen Tipp, als nächstes wurde aus einem großen Herrenregenschirm eine Bogen hergestellt, der Haltegriff entfernt, und das Oberteil mit Bindedraht zusammen gerödelt, die Sehne bestand aus einer Klaviersaite. Als Pfeile dienten Goldrautenstiele oder dünnen Haselnussgerten. Nebenbei wurde mir auch beigebracht richtige Zwillen zubauen.
Dann begann ich wegen eines Repetier Luftgewehres zu nerven, Opa fand die Idee nicht gut, legte noch 35 Mark drauf und kaufte einen Knicker. Außerdem ließ sich verbotenerweise die eingebaute Feder austauschen und gegen eine wesentlich stärkere aus einem bestimmten Moped austauschen.
Schon zu Beginn dieser Phase musste ich gabeln, niemals meine Schießgerätschaften auch nur in Richtung von Lebewesen zuhalten, geschweige auf sie zu schießen. Aus Respekt kam es mir auch niemals in den Sinn.
Jahre danach waren gute Schießergebnisse beim Barras der billigste Weg, um an Sonderurlaub zukommen. Bei wirklich jeder Schießübung gelang es mir „Einsen” zu erreichen. Anfangs mit der AK47, dann der RPG-2 , später mit dem Degtjarow und parallel dazu die Makarow. Nicht etwa, weil ein theoretischer Killer in mir schlummerte, nee, nur raus aus dem Stall und zum Wochenende eine Kirsche zum Entsaften finden…
Am Krieg spielen fand ich nie richtigen Spaß, bin wirklich sehr froh, dass dieser Kelch an mir vorüber ging.

Was einem heutigen Pücholochen scheinbar nicht bekannt ist, kaum kann sich ein Knirps ansatzweise lotrecht fortbewegen und etwas plappern wird jedes Stückchen Holz ein Messer oder ein Schießgerät. Bei dem Ableger meiner Freundin war dies auch nicht anders, im Gegenteil, der steckte sogar seine zwei Jahre ältere Schwester nachträglich an.
Zweimal wurde er von mir verwarnt (ohne Grundsatzdiskussion), wenn er auf mich los ging. Ließ nur eine simple Erklärung dazu ab, dass ich größer und stärker sei, nebenbei verlangte, es bei anderen auch nicht mehr zu versuchen und ihm die Utensilien abnehmen würde. Der Bub lernte sehr schnell.
Sogar mit Häuschen was sich in eine Ruine verwandeln lässtNach einigen Jahren erhielt er von mir ein Beutel mit kleinen Panzern und anderen militärischen Pillepalle. Gab das ein Gezeter von Mama und Papa (einem Püchologen), allerdings setzte ich mich durch. Bat den Jungen aber, alles immer in dem Behältnis zu verstauen, um es vielleicht anderweitig zu verschenken. Irgendwann lag das Teil dann länger im Regal und er registrierte gar nicht, als es verschwand, fragte auch niemals danach.
Das Gelaber seiner Eltern wiederholte sich, als der Knabe von mir einen großen, funktionsunfähigen Zündplättchenrevolver geschenkt bekam. Der wurde kurz darauf gegen etwas getauscht…
Toll finde ich ja in diesem Zusammenhang, wie schleichend der Sinneswandel vonstatten geht und eine ehemals progressive Sendung sich als Basis dafür hergibt. Wer sich jetzt noch als Pücholoche oder Pope in den hinteren Reihen befindet, wird in der kommenden Zeit als „Experte” auf den ersten Plätzen seinen Salm ablassen können. Was mit Ruhm, Ehre und Knete verbunden ist.
Herr von und zu Guttenberg äußert sich auch schon ganz sachte über „kriegerische Handlungen” am Hindukusch. Kriegsminister wir man ihn demnächst noch nicht nennen, vielleicht gutmenschelnd und politisch korrekt: Minister für „äußere Verteidigung”.
Tante S. muss sich auch noch anstrengen, bei nur einem „Finn” kann sie noch nicht auf das Mutterkreuz hoffen…

In „Kulturzeit” ging es ja übergangslos weiter, mit der merkwürdigen Trauerfeier für Bob E.
Schon hockte wieder ein Pücholoche im Hintergrund.
Vielleicht wechselt demnächst auch die Teilnehmerzahl in einem Stadion, wenn auf dem Rasen mehr Kisten drapiert werden, als sich Trauergäste auf den Rängen befinden. Dem letzteren Problem kann abhelfen werden, Schüler bekommen zu solchen Anlässen Schulfrei, Hatzer einen diskreten Wink vom Jobcenter, Obdachlosen erhalten hinterher einen Obolus und eine warme Mahlzeit …
Mir will nicht mehr einfallen, wie die Militärs nach nine/eleven ihr Stadion gefüllt bekamen…

Beim Büchersortieren fiel mir jene „Agenda” 1944 in die Hände, eine Brusttaschenprachtausgabe (10 x 7,5 x 1,4, cm) für das schöngeistige Frontschwein.
Der 16. NovemberWill dazu noch bemerken, dass man dieses Werk für die heutige Zeit zwingend überarbeiten muss, viel kleiner herstellen und für den Text eine 20-Punktschrift wählen. Vielleicht sogar als Handy Hörbuchausgabe, aber nicht mit solchen hochtrabenden Sprüchen, alles einfacher gehalten, mehr Unterkante Stammtisch. Im Anhang für den traditionsbewussten Kämpfer – Musik zum Träumen, „Lili Marleen” oder „Im Feld…” usw.
Allerdings sollte Theodor Fontane trotzdem nicht vergessen werden, mein Vorschlag betrifft eine leicht verständliche Ode.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert