Seit vielen Jahren, stolpern meine entzündeten Äuglein immer wieder, über ganz wichtige Ausführungen von Herrn H. aus B. Oft erinnern sie mich, an ein flatterndes, nicht ganz sauberes Höschen im Wind…
Mir fiel gestern noch ein Artikel aus der BILD für Intellektuelle ein, leider fand ich dieses Geschreibsel nicht im Netz. Jener Text animierte mich damals zu einer Aussage…
Spiegel, Nr. 30,17.VII. 98 – “Das war ein Spaß”
Ist doch logisch, wenn ein Rudel unter Rufen: »Sieg Heil«, »Heil Hitler« und »Deutschland den Deutschen« über andere herfällt, es sich dabei um eine völlig unpolitische Minderheit von Kids handelt. Deren innere Anspannung enorm ist, weil ihnen der zugige Westwind viel von den Perspektiven weggeblasen hat, für die sie Mal eine bröckelige Basis bekommen haben, in einer stickigen, brackigen Gesellschaft – die mit Milliarden Krediten aus dem Westen verlängert am Leben erhalten wurde.
Nebenbei gesagt, der Begriff „Fidschis“ stammt nicht etwa aus dem Skinheadslang, sondern wird landläufig von Großteilen aller Bevölkerungsschichten in „Neufünfland“ benutzt. Er reiht sich lediglich nahtlos in eine Kette anderer Begriffe ein, die schon seit Jahrzehnten dort im Sprachgebrauch sind. So z. B. „Kameltreiber“ – für Araber, „Bimbos“ – für Afrikaner, oder „Nigger“ für schwarze Amerikaner.
In Einem muss ich Skinhead Sven K. Recht geben, dies mit den Sachsen stimmt.
Schon nach drei Stunden Aufenthalt in Warnemünde, im September 1965, bekam ich eins in die Fresse, verbunden mit der Bemerkung, dass Sachsen hier nicht bedient werden, da ich mich in der Kneipe, Seehund, vor dem Tresen erdreistete, aus der zweiten Reihe Bier zu bestellen.
Später kam hinzu, dass es für einen aus dem Süden fast unmöglich schien, eine Einheimische Schnecke anzugraben. Außerdem erinnere ich mich ferner an den immer wieder auftauchenden, sehr lustigen Spruch auf der Toilette im Lehrlingswohnheim: Für die Hippies LSD – für Sachsen Zyklon-B!
Der latente Hass, gegen die Fünfte Besatzungsmacht, resultiert nicht von ungefähr. Schließlich sprach nicht nur Onkel WU, als Regierungschef, das sächsische Idiom, sondern es diente auch der Kommunikation in den oberen Etagen der Betriebe, der Vopo, der Stasi usw.
Hinzu kam, dass zur Grünen SS, den Grenztruppen, in den Anfangsjahren, bevorzugt Sachsen mit der Grenzsicherung an der vordersten Front zum Klassenfeind betraut wurden. Ebenso waren bei der Volksmarine, lange Zeit die südlichen Mundarten vorherrschend. Was den Leuten, unterhalb von Berlin, nebenbei noch einbrachte, dass es sich bei ihnen um eine Spezies von besondere staatstreuen Dienern handelte
Dass man sich früher nicht mit den Kanackers anlegte, kann ich so nicht stehen lassen.
Dies haben Teile der Elterngeneration von Flachzange Sven K. genauso getätigt. Allerdings wurden solche Auswüchse sofort, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, mit hohen exemplarischen Strafen geahndet.
Physische Anmache betraf ausländische Studenten in Leipzig genauso, wie Arbeitskräfte aus Polen, dem Tschechland und Ungarn, die ich während meiner Zonenhippiezeit in allen Teilen der DDR kennen lernte.
Immer wieder konnte ich, als Argument für die latente Feindseligkeit betreffs Fremder hören, dass sie resultierte, aus der bevorzugten Behandlung jener Leute von Staatswegen. Hilfsarbeiter, die kein Wort Deutsch verstanden, bekamen Fach-arbeiterlöhne mit Zuschlägen und wohnten in Neubauwohnungen.
An den Unis unterlagen Ausländer keiner Anwesenheitspflicht für Vorlesungen und ihr Stipendium war nicht Leistungsbezogen. Wenn ein DDR-ler mehr finanzielle Unterstützung im Monat haben wollte, musste er sich in seiner Freizeit leicht politisch betätigen, in Laberkursen, wie den Zirkeln Junger Sozialisten, während seine Kommilitonen gen Westberlin reisen konnte. Auch die unterschiedlichen Wohnverhältnisse in den Studentenheimen erzeugten Missgunst, da die Fremdlinge wesentlich großzügiger untergebracht wurden.
1972 erzählte mir ein algerischer Studie in Magdeburg: „Ede, du darfst doch nicht glauben, dass ich anschließen nach Nordafrika gehe, bin schließlich Franzose! Wir sind sehr froh darüber, dass eure Verantwortlichen so blöde sind und meinen, wir würden den proletarischen Internationalismus weiter tragen! In Algerien hätte ich nie studieren dürfen, anschließend werde ich in Frankreich für meine gesamte Familie sorgen können…“
Erstmals bekam ich die aggressive Sitimmung Mitte der sechziger Jahre mit. Als eine weltbekannte DDR-Kunstspringerin mit ihrem dunkelhäutigen Kind um ihr Leben rennen musste, als sie ein Warnemünder Hotel aufsuchen wollte.
Oder, als Anfang 66 monatelang Hatz auf Farbige veranstaltet wurden, der eine Messerstecherei beim sonntäglichen, von der FDJot organisierten Tanztee im Kurhaus vorausgegangen war. Wobei ich nicht gutheißen möchte, dass ein Besatzungsmitglied, des damals auf der Werft gelegenen kubanischen Frachters Sierra Maestra, wegen eines Missverständnisses heraus begann, jemanden auf der Tanzfläche zu perforieren, keine drei Meter von meinem Sitzplatz entfernt.
Mehrere ausländische Studenten in Rostock mussten daraufhin, während des Rachefeldzuges von selbsternannten jugendlichen Sheriffs, dran glauben. Dass es damals keinen Toten gab, lag scheinbar nur darin begründet, dass die Hemmschwelle, jemanden abzuknipsen, aus Angst vor den drakonischen Strafen sesentlich höher waren.
Jene Hatz war für mich nebenher auch sehr Geschäftsschädigend. Tätigte ich doch mit solchen Leuten meinen Handel mit Zigaretten, Klamotten, Pornos und allen möglichen Billigscheiß aus dem Duty Free. Hauptsache es ließ sich irgendwie erkennen, dass es westliche Produkte waren…
Auch in meiner Geburtstadt, Sangerhausen, ist man mit algerischen Bergbaustudenten aus Freiberg, den Kameltreibern, nicht gerade zimperlich umgegangen.
Einzig mit, in den siebziger Jahren, aufgetauchten Vietnamesen, habe ich zu meiner Ostzeit, nie Rangeleien mitbekommen. Diese kleinwüchsigen Menschen waren schließlich auch keine Konkurrenz, für das angeknackste Selbstbewusstsein so mancher Typen, deren Mädels sich mal kurz als Konsumnutten mit einem Ausländer einließen, wegen ein paar Nietenhosen oder Schminksets.
Zum Schluss noch zwei Fragen!
Welche Art von Qualifikation macht überhaupt einen Soziolochen aus, wie der von ihnen, aus dem fernen Bielefeld zitierten Herrn Hurrelmann? Und wieso bekommt so jemand, immer wieder von den Medien die Möglichkeit, seinen populistischen Dünnschiss abzulassen, auch mit Plattheiten aus der Zone kokettieren darf, die von einer Klofrau aus Leipzig-Connewitz stammen könnten.
Dabei fällt mir ein, zum besseren Verständnis für so manchen, auch stupidierten und Promovierten westdeutschen Zeitgenossen, sollte man vielleicht an den Zufahrtswegen in die fünf neuen Länder, die vor ein paar Jahren demontierten, großen Schilder wieder anbringen, auf denen stand: Bitte denken Sie daran, Sie fahren weiter durch Deutschland!