WIR OSTLER WAREN NICHT NUR UNTERTANEN

Auf diesen Text gehe ich nur ein, da er scheinbar mit dem Aufhänger eines zarten Kontras gegen Ha Ul We verzapft wurde und die Veröffentlichung am Volktrauertag wie gerufen kommt.
Dessen ungeachtet, klasse miaut Löwe, politisch korrekt, mit dem Versuch eines gutmenschelnden Spagates. Sollte man doch nicht mehr machen, in diesem Alter, oder? Erstens klappern in der Fressleiste die Dritten, und in den morschen Knochen melden sich Arthrose und andere Zipperlein…
Warum sollte ausgerechnet die Zeit von 49-90 zu einem „spannenden Abschlusskapitel“ gelobhudelt werden? Es fehlt noch, etwa ausgehend von „progressiven Modellen“ für den Rest der Welt, made in GDR?
Was konnte die Zone als Appendix Moskaus denn ausrichten?
Gut, Mauer und Zaun haben sie recht vernünftig in den Griff bekommen, allerdings auch nur mit westlicher Hilfe.
…Gleich im Vorwort wird die Ablehnung einer integralen Darstellung benannt: Die Bundesrepublik verkörpere von Anfang an einen für sich allein lebens- und zukunftsfähigen Staat, so heißt es, während die kurzlebige Existenz der DDR dagegen in jeder Hinsicht in eine Sackgasse geführt habe…
…Der Hauptirrtum Wehlers bei dieser Analyse der DDR ist, dass er das System ohne genaue Differenzierung als links-totalitär einstuft. Wenn ein solches System mehr als eine politische Diktatur, nämlich als totalitär gelten soll, dann gehört dazu gerade für eine Sozialgeschichte als Kennzeichen unabdingbar eine gelingende permanente und gewaltsam durchgesetzte Mobilisierungskampagne der Bevölkerung, eine Umerziehungsdiktatur, durch die sie dem Ziel nach zu einer dann spontan handelnden, nach ihrere Ideologie und in den kulturellen Verhaltensmustern homogenen Masse geformt wird
Moment, was sollen hier bolschewistische Erklärungsmuster? Mit selbiger Revolutionsromantik hat N. S. Chrustschow bereits 1956 aufgeräumt!
Wieso mag „Dieses Kennzeichen (mag) für andere Diktaturen zutreffen, für die DDR gilt es nicht und auch nicht für Polen, Ungarn oder die Tschechoslowakei.
Stopp, hier widerspreche ich dem Autor, allerdings nur was die Zone betraf. Da brauchten die hohen Genossen noch nicht mal einzugreifen. Wenn ich so beobachtete, wie Freunde und Bekannte im vorauseilenden Gehorsam, sich in Nischen verkrochen.
Um ein Haar wäre es mir auch so ergangen. Da müsste ich der Stasi so gar dankbar sein, dass sie mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Ihr verdanke ich dadurch jene Erfahrung, was es bedeutete, wirklich frei zu sein – weit über 120 illegale Sommertage – in Bieszczady an der Ukrainischen Grenze, bis zu meiner Verhaftung am Draht nach Jugoslawien. Einschließlich der vielen positiven Erfahrungen, die mir der Knast in Ungarn boten. Kompetentes freundliches Personal, gutes Essen, jeden Tag ein Dessert, da liebte ich besonders die Milchnudeln mit geraspelten Walnüssen. Täglich 15 Deputat-Zigaretten und dazu bis zu drei Bücher, meistens Westliteratur…
Allerdings saß ich in diesen Tagen der größten, jemals getätigten Fehlspekulation meines bisherigen Lebens auf.
Deshalb verließ ich Polen, in der Nähe vom Meerauge, erst am 27. September. Ging nämlich davon aus, dass man zum 25. Gründungsjahr des Schlaraffenlandes, am 7. Oktober, wieder eine General­amnestie einläuten würde. In deren Folge man mich, nach einer Verhaftung auf Ungarischen Gebiet, dann sofort nach dem Westen abschob.
Ohh, war ich sauer!
Als der pfiffigen Stasimann beim ersten Verhör im Staatsgefängnis, mir genau diese Spekulation, mit kreischendem Lachen unterstellte…
Da war es schon die Überlegung wert, entweder ewig irgendwie kniend zu leben oder mit viel Pech irgendwo liegend zu sterben, deshalb 1974 der zweite Fluchtversuch.
Das Regime hat zu keiner Zeit die Menschen aus der teils störrisch widerstrebenden, teils offenen Verweigerungshaltung, aus der hartnäckig verteidigten Eigenwelt heraustreiben können
Was soll das schon wieder? Mann das betraf Minderheiten! (Was ich seit den End60ern bis zu meinem Weggang registrierte.) Für mich war im Sommer 68 alles abgegessen, dass ich dann noch über sechs Jahre, bis zum endgültigen Schnitt verstreichen ließ, verstand ich später nicht. Mit kam zugute, den Prager Frühling und dessen Ende, im „Ehrenkleid der Arbeiterknüppelgarde “ in Halle zu erleben. Nichts habe ich aus dieser Zeit vergessen, auch nicht diese schwachsinnigen Anweisungen und Befehle von oben, auf deren bedingungslose Umsetzung kranke Vorgesetzte pochten.
(Es gab auch lustige Sachen aus jener Zeit. Ein Schulfreund steckte mir so eine Episode aus Prag, im Frühsommer 1968.
Da kam bei der Truppe Freude auf, als ich dies zum Besten gab. Scheinbar litten viele Ostberliner Kommunistenmumien im ZK der SED unter panische Angst vor Titten und Schambehaarung. Deshalb begannen in einem Varieté die Stripteaseshows hinter Milchglasscheiben. Bevor es dann richtig zur Sache ging, erfolgt eine Durchsage nebst Passkontrollen, in deren Folge man alle Ostdeutschen kantete. Dies galt aber nicht für die Ehrengäste der Handballmannschaft aus Sangerhausen.)
Was ich später im Westen nie verstand, dass hier bestimmte Flachköpfe in den Medien auch noch die Möglichkeit bekamen, ihren Schwachsinn abzulassen. Dabei denke ich an den großen Liedermacher, Herrn Krawczik nebst Gattin, beide traten Anfang 70er der SED bei, um sie von innen heraus zu verändern...?
…Den paradoxen Höhepunkt erreicht die windschiefe Darstellung der DDR, wenn die größten Ereignisse ihrer gesamten Geschichte, der Aufstand der Bevölkerung, die Auflösung des SED-Staates und die deutsche Vereinigung, als dreizehnter Unterabschnitt im Kapitel „Entwicklungsprozesse politischer Herrschaft in der Bundesrepublik“ abgehandelt werden…
Stimmt, denn die eigentlichen, bundesgermanische Plebse hatten damit schließlich nichts am Hut, sie konnte außerdem auch nicht verhehlen, dass ihnen, in den letzten Jahrzehnten die Rückseite des Mondes wesentlich näher war, als das Stück Restreich östlich der Elbe. Die Probleme dort interessierten sie genauso wenig, wie der maximale Benzinverbrauch während des Rückenfluges eines Maikäfers.
Alles entwickelte sich schließlich zu einem abartigen Selbstlauf des Kapitals.
(Muss allerdings gestehen, dass es bei mir nicht auf  besonderes Interesse stieß.)

Langsam fängt Jens an, mich zu nerven.
Bestimmte Ossis haben, was Verklärungen angehen, viel gemeinsam mit gewissen Legenden strickenden Linxwixern in 68er-Kreisen.
Wo gab es bitte schön, gab es in unsrer Deutschn Demokratschen Replik einen Aufstand der Bevölkerung?
Den nächsten Satz werde ich fett, wie in den Stabü-Büchern schreiben!
Politik ist der Spielraum, den das Kapital lässt!
Leute, die Zone war schon lange pleite, trotz der eingefädelten Kredite der Bayrischen Vereinsbank! Man könnte fast vermuten, FJS ließ den Genossen Blüten zukommen.
Nicht auszudenken, jemand wäre im Osten auf die Idee gekommen in Peking nach Yüan- Renminbi anzuklingeln. Die Rot-Chinesen konnten es sich leisten, vielen Jungs und Mädels auf dem Platz vor der Verbotenen Stadt, den Himmlischen Frieden zu bescheren. Da wurde nicht gekleckert mit dem chinesischen Nachbau des legendären Автомат Калашникова образца 47, Kaliber 7,62 – sondern geklotzt mit russischen Panzern, vom Typ T-72…
(Wo bleiben heute die Warnungen vor der Gelben Gefahr? Ganz im Gegenteil, bis hin zum IOC gebärden sich die Leute als Cocksucker der Kapitalkommunisten.)
Was hätte man mit Chinesischer Knete alles ausrichten können? z. B. „Buchenwald“ und „Sachsenhausen“ wiederbeleben, in den riesigen Braunkohlenlöchern von „Schwarze Pumpe“ und „Raßnitz“, so als Stadionersatz riesige Lager erschaffen…
Abschließend übernimmt Wehler zustimmend den halb resignierten, halb erbitterten Ausspruch von Stefan Heym, dass die DDR eine „Fußnote der Weltgeschichte“ gewesen sei. Dass die Eintragung einer solchen Fußnote ins Buch der Weltgeschichte dann eigentlich nicht der deutsche Beitrag zu der ebenfalls behaupteten epochalen Umwälzung von 1990 und damit der Höhepunkt und Abschluss der „Deutschen Gesellschaftsgeschichte“ gewesen sein könne, diese logische Schlussfolgerung kommt ihm wohl nicht in den Sinn
Warum eigentlich?
Wehler legt eine Gesellschaftsgeschichte vor, in deren einem Teil der Gegenstand („das Volk – ein Volk“) nie handelndes Subjekt, sondern nur erduldendes Objekt, eine stets „durchherrschte (durchrasste)“ Schafherde ist.
Er blendet das Handeln dieser Gesellschaft und die Wechselwirkung mit der zu ihr antagonistisch konstruierten westlichen fast völlig aus und betrachtet diese sozusagen mit dem Rücken zur Mauer stehend nur in Richtung Westen blickend was heißt hier ausblenden, sie ist Bedeutungslos, deshalb bleibt sie einfach unerwähnt. Alle ehemals auf diesem Staatsgebiet hungernden Brüder und Schwestern, waren nur interessant als KonsumentenInnen, VerbraucherInnen und… was viele auch bewiesen haben.
In einer solchen Erzählung kann ich meine Position als Deutscher, der die Schrecken des Krieges erlebt hat und sein bewusstes Leben in der DDR verbringen musste, nicht wiederfinden. Andere mögen sich wiedererkennen – ich bin hier ein Fremder, stehe allerdings nicht allein da…
Klingen ja sehr edel diese letzten Sätze, sie werden auch jeden nostalgischen Trotzossi immer noch das Herzchen erwärmen, eia popeia… (Mal sehen, ob Christoph Dieckmann darauf einsteigen wird, ist doch sein Metier.)
Schon als Kind (Ableger eines stalinistischen Rotkäppchens, die mich seit meinem 15ten Lebensjahr bei der Stasi verzinkte.) war mir klar, dass ich irgendwann verschwinden würde.
Ob einem, so kurz vor dem 70sten Geburtstag nicht noch anderes Geistesgut übrig bleibt?
Mir kommen in diesem Moment andere Gedanken, was diese Jahrgänge betrifft. Schon zu meinen Ostzeiten habe ich viele kennen gelernt, später auch im Knast und im Westen, die sich in den ersten Jahren nach dem Krieg, nicht unbedingt mit der Situation im russischen Teil anfreundeten. Ähnlich, wie es unverhofft 1989 zu diesem Ereignis kam, war es 1961 umgekehrt. Keiner rechnete mit dem Bau der Mauer, erst mal fertig studieren und dann ab in den Westen…
Irgendwann wurden Kompromisse gesammelt und wie auf einer Perlenkette aufgefädelt…
Was bleibt manchmal übrig, so kurz vor der Urne?
Eine andere Fußnote zum Schluss.
Betrifft Geschehnisse, von westlicher Seite beobachtet.
Wenn ich daran denke, was sich teilweise für Flachzangen (auch aus meinem Bekanntenkreis) heute im Osten, an den Fleischtöpfen sielen, die unter normalen Umständen, im Westen keinen Fuß auf den Boden bekommen hätten…
Leute drunter, die nach dem Studium unter Depressionen litten, viele frühkindliche Kittfresser dabei, weil sie endlich loslegen wollten. Anstelle von Statussymbolen auf Pump, seien es nur Klamotten mit dem kotzenden Krokodil drauf, nur bei der größten Firma der Republik aus und eingingen. Eines Tages stundenlange Anfahrten Richtung Ostpampa in Kauf nahmen, verbunden mit der Hoffnung, auf etwas anderes – aber im Westen – Anschiss. Ganz schleichend erfolgte beiläufig die ostgetränkte Sozialisation, verbunden mit einer deutsch/deutschen Janusköpfigkeit. Da: „Ich brauche euch ja nicht zu erzählen, wie es im Osten abgeht, weiß doch jeder!“
Dort: „Ich bin in die neuen Bundesländer gegangen, um aktiv am Aufbau teilzuhaben…“
Was wird wohl so jemand, kurz vor seinem 70sten Wiegenfest ablassen?

Eins hätte ich fast vergessen (Stefan Heym), dass die DDR nur eine „Fußnote der Weltgeschichte“ gewesen sei, er hatte sicher Unrecht. Falls es Reste des Homo Sonstwas raffen sollten, in Zukunft noch länger auf diesem Planeten zu überleben, wird die Episode „Zone“ für künftige Generationen noch weniger darstellen als eine lütte Fußnote d. W., allerdings der mit Westen eingeschlossen.

Der Autor war schon zu Zonenzeiten ein Pickel am Arsch der dortigen Gesellschaft, ist heute politischer Beobachter und Staureporter

Zur Erinnerung

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