ARTE – Kult um den Busen

Bisweilen sollte ich doch mal schauen, was in der Glotze läuft. Letzten Donnerstag war mir das Glück im Unglück wohlgesonnen.
Es begann damit, dass ich am späten Nachmittag das Opfer eines soften Terroranschlages wurde, da mich ein Hexenschuss traf. Schaffte es gerade noch so zu unserer Hausapotheke(1), nahm etwas Tramadolhydrochlorid zu mir, beschmierte zusätzlich den unteren Teil der rückwärtigen Gräte mit ABC-Salbe und begab mich im Schneckentempo in die Horizontale.
Später ergab sich endlich die Möglichkeit mehrere Teflonate in die kalte Heimat zu erledigen. Mein alter Spezi Puffi verabschiedete sich mit einem Spruch der mir über 40 Jahre nicht mehr zu den Ohren gekommen war: „…schönen Abend noch und ein gutes Westbild!“
Die Worte kamen einem Wink mit den Zaunpfahl gleich. Nebenbei rächte sich die Tatsache, dass ich Anfang November wieder der Raucherei verfiel, also erstmal versuchen etwas zu quarzen.
Während der Bewältigung von vielleicht 12 Metern zum Küchentisch, vergingen mehrere Minuten, natürlich nur mit Hilfe von Krüppelsticks(2).
An jenem Abend stand zudem die Glotze zur freien Verfügung, da mein Weib las.
Mehr schlecht als recht machte ich es mir in der Sitzecke bequem und legte mit Zappen los: ARD, ZDF, RBB, 3SAT, schließlich ARTE, die kleine Mattscheibe zersprang fast von der Totale zweier riesiger Möpse.
Was war das denn? O-Ton mit simultaner Übersetzung – Russ Meyer, etwa eine Retrospektive, weil Tura Santana die Woche davor ihren Löffel abgab?
Teletext belehrte mich eines Besseren: „Kult um den Busen“ – etwas dokuhaftes – „Die Dokumentation widmet sich dem wohl weiblichsten aller Körperteile.“ – ?!?
Typisch ARTE – da geht es um die Bindegewebswucherungen, die manche Frauen arg buglastig erscheinen lassen und nicht um den Busen – ein Busen(*) ist da, wo etwas nicht ist.
((*)Entfernt könnte man Tucholsky heranziehen, der sich mal über die „soziologischen Psychologie der Löcher“ ausließ…)
(Wiederholungen laufen zu recht unchristlichen Zeiten: 14.02.2011 um 01:50, 25.02.2011 um 05:00, 02.03.2011 um 05:00, ansonsten kann man sich den Streifen auch im Netz einziehen.)
Weiß gar nicht, ob heute noch diese langen Nächte im Kino über bestimmte Themen laufen. War schon ein Erlebnis, ab 22 Uhr 5 bis 6 Stunden Russ-Meyer-Movies einziehen im Rudel, dabei vollkommen fett, in den Pausen ein neues Hörnchen naschen und wieder retour…
Ich bin sicher, solche Filme geben nur etwas her, wenn man stoned versucht darin einen Sinn zu sehen.
Warum die Schinken von R.M. als Pornos eingestuft worden sind, verstehe wer will. Selbst bei Hardcore Pornos existieren nur zwei Seiten, entweder man mag diese Fiexierbilder in denen Leute, für viel Knete vor laufenden Kameras ihre Körpersäfte austauschen oder man mag sie nicht, dazwischen ist nichts weiter.
Mancher wird sich vielleicht noch an jenen Paragraphenkomiker erinnern können, der in den Endsiebzigern die PAM-Kinokette von „Staats wegen“ ewig mit Anzeigen bombardierte, wobei er sogar etwas daran verdiente, sie betrafen „Deep Throat.“
Wegen dieses chronisch überwichsten Knaben, wurden anfangs seine beanstandeten Stellen Sekundenweise gekürzt, bis er an den richtigen Kadi geriet.
Der gab ihm den Tipp, einfach nicht mehr in diesen Film zugehen, dann hätte sich das Problem schließlich auch für ihn erledigt. So war es dann auch.

Abschließend noch etwas zu den beiden Fußnoten
(1)Hausapotheke
Dabei handelt es sich nämlich um eine ehemalige Luftschutz-Hausapotheke. Den kleinen Blechkasten ließ ich 1990 aus der hübschen, kleinen Stasi-Zweigstelle aus Johannistal mitgehen.
(2)Krüppelsticks
Im Budapester Staatsgefängnis lernte ich damals wie ein Blöder Gedichte. U.a. eins von Bert Brecht, das mir immer wieder einfällt, wenn ich mal „Gehhilfen“ benutze.

Bert Brecht – Die Krücken
Sieben Jahre wollt kein Schritt mir glücken.
Als ich zu dem Großen Arzte kam,
fragte er: Wozu die Krücken?
Und ich sagte: Ich bin lahm.
Sagte er: Das ist kein Wunder,
Sei so freundlich, zu probieren!
Was dich lähmt ist dieser Plunder.
Geh, fall, kriech auf allen vieren!
Lachend wie ein Ungeheuer
Nahm er mir die schönen Krücken,
Brach sie durch auf meinem Rücken,
Warf sie lachend in das Feuer.
Nun, ich bin kuriert: ich gehe.
Mich kurierte ein Gelächter.
Nur zuweilen, wenn ich Hölzer sehe,
Gehe ich für Stunden etwas schlechter.

Zum Abschluss noch ein Photo. Auf dieser Aufnahme lässt sich der „Busen“ sehr schön erkennen.
Die junge Frau erinnert mich immer an die Reichsbahn-Unterassistent Cindy Doreen S. Und an jene Zeit, als bei der Bahn noch mehr klappte als nur die Türen.

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