Heute suchte ich in meiner Nähe einen Uhrmacher. Düste deshalb die „Berliner/Blisse” bis „Luther/Grunewald” runter und über den „Kennedy-Platz” gings die „Badensche” retour.
Stellte dabei fest, dass Unmengen von Bäckereien, Stehcafes, Imbisshöhlen, Reisebüros und Frisöre existieren, aber nur zwei Buchläden am Bayerischen Platz. Gut etwas weiter um die Ecke, in der Lutherstrasse, kann Mann bei „Sarah Young” auch lesbare Heftchen und Bücher erstehen…
Zwei Fotos entstanden auf dieser kurzen Radtour.
In einem ehemaligen Reisebüro (Berli- ner/Bundesallee) befindet sich jetzt auch so etwas Ähnliches, allerdings für den allerletzten Trip – ein Discountbestatter, der sein sprachloses Klientel „billig” un- ter die Grasnabe bringt. Bei dem Ge- schäft, treffen zwei Sprüche meiner Großmutter nicht mehr zu: „Billig ge- kauft, ist zweimal gekauft”. Oder – „Wer immer billig einkauft, muss sehr reich sein”. Was in diesem Geschäft nie mehr zur Geltung kommt, wenn der Verblichene schon vorher alles regelte.
Scheinbar bestehen die dortigen Erdmöbel aus Pappe, oder die Hinterbliebenen dürfen selber Hand anlegen, z. B. die Grube ausheben, das Kreuz zusammennageln…
Ein Haufen Knete kann man sicher auch sparen, wenn die Asche in ein Plastikeimerchen von “Feinkotz-LIDL” kommt, wo sich vorher 1000 gr, 3,5% Fett „Urfa Yoğurdu“ befand…
Solch Urnenbestattung kann sich zu einer recht merkwürdigen Angelegenheit entwickeln. Vor über einem Jahr sollten die aschigen Reste eines Kumpels nach Hawaii gebracht werden. Sein dortiger Freund hätte die Überbleibsel gern am Stand von „Ulaino” dem Wind überlassen, diese Überführung leierte ich an.
Meine stundenlangen Telefonate waren recht lustig. UPS verweigert grundsätzlich den Transport von „nicht ersetzbarem Stückgut” – bei einer Urne mit den entsprechenden Bröseln drin – recht verständlich.
Was ich da alles für Nasen am Rohr hatte, bei einer Cargofirma in Tegel, musste sich mein junger Part, ein Mädel, erst bei einem Kollegen erkundigen, um was es sich, bei einer Urne überhaupt handelte. Nach ihrer schleimigen Vorstellung, schloss ich vom Namen her auf eine Kebabgermanin. Wollte gerade mit der Erklärung beginnen, da legte sie ihren Hörer aus der Hand und tappte von dannen, war ihr anschließend ganz schön peinlich. Sie ver- band mich aber weiter. Die nächste Auskunft entpuppte sich als Gong, über 2000 EUs + Märchensteuer. Brrrr.
Der Transport von wenigen 100 gr Asche wurde von Anruf zu Anruf preiswerter.
Letztendlich erhielt ich von einer Firma, nach Rückruf, die Antwort per Emil – inklusive Steuer, 236 Eu und ein paar Cent. Mein Ansprechpartner auf dem Flughafen hatte alles noch etwas preiswerter gestaltet, da keine Eile vorläge. Dem staubigen Leupold war dies bestimmt scheißegal, wollte er doch immer noch mal in den Pazifik, „egal wie”. Dann stellte ihm allerdings der Krebs ein Bein, den Rest erledigte seine Schwägerin. Ihr alles egal, rückte aber trotzdem für das Sozialamt ihre Unterschrift nicht heraus, so blieb nur eine Reise nach Ostberlin übrig.
Vom gesammelten Geld wurde die Standartausführung vom Amt, in etwas Anspruchsvol- leres ausgetauscht. Was wir nicht geregelt bekamen, war seine letzte Ruhestätte, weit hin- ter dem „Jüdischen Friedhof” in Weißensee, an der „Indira-Gandhi-Strasse. Jene Kirchenge- meinde lockte mit Dumpingpreisen. Jegliche, von Ämtern verwalteten (ehemaligen) “Hart- zer” (Nicht zu verwechseln mit der Herleitung des Begriffes „harzen”, der auch für „kiffen” steht!) aus den westlichen Stadtteilen landeten auf ihrem „Gottesacker”. Ausgerechnet Leo musste dies widerfahren, der schon den oberirdischen Teil des ehemaligen Sowjetischen Sektors suspekt fand.
Ein Verblichener aus Spandau, quatsch, natürlich die Hinterbliebenen, bereitete kurz darauf, diesem Billig-Urnentourismus ein gerichtliches Ende…
Ehemals „Hartzende” und andere “sozialschmarotzende” Tote und Totinnen, belasten nun wieder die Kassen der entsprechenden Stadtbezirke, in denen sie schon zu Lebzeiten ihr üppiges Salär erhielten. Ergo, wo sich im entsprechendem „Lebensmittelpunkt” ihre „soziale Hängematte” befand. Ausgeschlossen sind allerdings ObdachloseInnen, die haben weiter, statt eines Marschallstabes, den Ostberliner BUJ (BilligUrnenJoker) in ihrem Tornister.
Nach diesem großen Bogen lande ich nun endlich beim zweiten Bild.
Ist doch nett, dieser Lokalpatriotismus, oder. Allerdings gehört dann noch ein weiteres Schild drunter, mit folgender Aufschrift: “YOU ARE LEAVING THE AMERICAN SECTOR”, denn die „Kufsteiner” bil- dete die Sektorengrenze zwischen dem Amerika- nischen und Britischen Sektor. Ältere werden den Namen noch mit etwas anderen verbinden. Befand sich doch am südlichen Teil der Strasse, jener vom “Spitzbart” am meisten gehasste Geflügelzüchter- verein. Von dort ließen Jahrzehntelang im “CIA-Sold stehende Propagandalakaien”, 24 Stunden am Tag, “RIAS-Enten” in sein Schlaraffenland aufsteigen.