Aufschrei: Mord am Intellekt!
Wichtige Debatten finden im öffentlichen Raum nicht mehr statt
Im Furor des Verschwindens ist in der gegenwärtigen Epoche des totalen Entertainments auch etwas sehr Deutsches verloren gegangen: intellektuelle Tiefgründigkeit. Geblieben ist nur die flächendeckende Flachheit, meint Christian Schüle.
Aus welchem Grund kommt ihm diese Erleuchtung eigentlich erst so spät und weshalb wird seine Erkenntnis zu solch unchristlicher Zeit gesendet? Wer lässt sich denn morgens bereits von „dradio“ berieseln und hört auch noch zu?
Letztlich doch nur jene Leute, die sowieso schon lange wissen, wie der Hase durch bundesgermanische Gefilde humpelt, wobei viele davon bereits lange resigniert haben.
…Selbst Günter Grass ist verstummt.
Gott sei Dank! Was soll man denn von der ehemaligen Reinkarnation des erigierten Zeigefingers eines deutschen Nachkriegsmoralisten noch halten, wo sich sehr spät und zufällig herausstellte, dass es mit seiner Moral doch nicht soweit her war, wegen seiner latenten Feigheit…
Wenn er sich gleich nach dem Zusammenbruch der Realität gestellt hätte, niemals wäre später jemand auf die Idee gekommen, ob seiner Jugend, ihm daraus einen Strick zudrehen…
Zumal rund 20 Millionen Wehrmachtangehörigen im tausendjährigem Reich, als Wegbereiter für anschließende Machenschaften der SS (auch nochmal so gut wie eine Millionen Leute) anzusehen waren.
Nee, nee! Günni sollte man außen vor lassen!
Da lassen sich ganz andere integere Menschen als Vorbilder einspannen, z.B. Eugen Kogon, Arthur Koestler, Sebastian Haffner, Heinrich Böll, Fritz Bauer oder Willi Brandt, leider schauen sich alle von mir genannten, schon lange die Radieschen von unten an…
Leider erwähnte Meister Schüle mit keinem Wort jene mit dem Berlusconi-Syndrom behaftete (weltweit agierende) gefährliche Spezies, ebendiese Emporkömmlinge, denen durch immense dauerhafte Finanzspritzen jeglicher Bezug zur Realität abhanden kam. Die schon lange den demokraturischen Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten unterlaufen und mit Unterhaltungsprodukten aus ihren Firmen die dröge Masse schleichend indoktrinieren, ZDF und ARD haben dafür eine stabile Basis geschaffen…
Da werden laufend – wegen der Quoten – irgendwelche Individuen aller möglichen Lebensbereiche von den Boulevardmedien aus ihrem Dunkel ins gleißende Rampenlicht gezerrt, dort auf einen Schild gehievt, von wo sie ab jenem Zeitpunkt als Kasper der Nation fungieren dürfen, versehen mit dem Siegel einer gewissen “Prominenz“. Wobei etliche trotz ihrer Hohlkörperlichkeit dafür prädestiniert sind, dass sich nach wie vor – aus mir unerfindlichen Gründen – ständig vermarktbares Material herausquetschen lässt…
Wer nun meint, dass man für derartige Wichtigkeit eine Messlatte anlegen kann, der befindet sich aber auf dem Holzweg! Zu diesem Zweck ist bereits die Skala eines simplem Geodreiecks überdimensioniert, oft sind dafür Mikrometerschrauben vollkommen ausreichend…
Lustig fand ich letztens dem Bobbele bei der Präsentation seines neuesten Werkes, dieser Akt war sogar in den Nachrichten erwähnenswert – lediglich der Beleg für die öffentlich-rechtliche Meinungsgülle, der man gar nicht so schnell entfleuchen kann…
Herr B.B. scheint mit seiner Selbstdemontage lustvoll dem Zeitgeist zu huldigen, vermutlich kam ihm auch nie der Gedanke, dass er sich damit vielleicht diskreditieren könnte. Solche Eingebungen müssen wirklich nicht aufkommen, denn dem gemeinen Volk gehen mit seiner Art massenhaft Lichter an, eher Flakscheinwerfern des Typs “Varta Volkssturm” (©Stenkelfeld, Kult-Comedy aus dem Norden) – er ist halt doch jemand von UNS!
Eigentlich bin ich über die jetzige mediale Entwicklung sogar froh! Wie zu meinen Zonenzeiten werden Presseerzeugnisse nur noch quer gelesen, da der Informationsgehalt gegen Null tendiert. Eigentlich genügten mir acht Zeitungsseiten im A5-Format vollkommen, wenn man wirklich bedeutsame Meldungen entsprechend komprimierte. Hinzu kommt meine Resistenz gegenüber bestimmter Fernsehergüsse, wie den „Tagessuppen“, den ewigen „Bullenserien“ rund um die Uhr, der „Friede-Freude-Eierkuchen-Unterhaltung“ folkloristischer Art, dem Kreisfahren und Kicken immer noch sehr gelegen.
Mich interessieren bei den STalkern die ausnahmslos gleichen Fressen (©Ronny Pofalla) ebenso wenig, wie deren Scheiß (©Ronny Pofalla) den sie ablassen…
Deutschlandradio Kultur – Politisches Feuilleton, 14. 10. 2013
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