Weiß Trump, worauf er sich eingelassen hat?
– Beginne mit einer ähnlichen Geschichte, die allerdings fast 50 Jahre zurückliegt!
Jener erste Satz der folgenden Sprechblase war wohl der weltweit am meisten verwendet Ohrwurm von Mao’s Stichwortgeber, hier die deutsche Variante:
Völker der ganzen Welt, vereinigt euch, besiegt die USA-Aggressoren und alle ihre Lakaien! Völker der ganzen Welt, seid mutig, habt Mut zu kämpfen, fürchtet keine Schwierigkeiten, stürmt Welle auf Welle vorwärts und die ganze Welt wird den Völkern gehören. Alle finsteren Mächte werden restlos vernichtet werden.
– Mao Tsetung (Sure7)
Nach unbestätigten Meldungen soll sich Richard Nixon, bereits vor seinem Staatsbesuches 1972, ein zweites Loch in seine braungebrannten kalifornischen Sitzwangen gefreut haben, als man ihm zutrug, dass auf dem Pekinger Feldflughafen, die 100 Meter Schlagagitation mit folgendem Spruch nicht mehr existierte: People of the world, unite and defeat the U.S. aggressors and all their running dogs!
Kurz darauf entwickelte sich auf Sparflamme ein Wirtschaftsboom in China, natürlich unter Federführung der Weltbank. Dafür hofierte jene multinationale Spardose fast bedingungslos die neue Generation von Mao-Jüngern und deren staatsmonopolistischen Machenschaften entsprechend. Trotzdem sah ich in dem ökonomisch brummenden Reich, immer noch ein hungerndes Entwicklungsland unterster Kategorie…
Dafür haben WIR jetzt schon lange den irreparablen Salat!
Als ich 1985, von Hong Kong kommend, in einem bundesgermanischen Kite-Flyer-Team die Ostküste bis Peking entlang tingelten, war aber der Aufschwung bereits unübersehbar.
Ein Salon-Maoist aus unserer Gruppe, mit kanadischem Pass und US-Sozialisation, oder umgekehrt, konnte sich überhaupt nicht mehr einholen. Mike schien auf der Fährte von Edgar Snow zu lustwandeln, von mir bekam er deshalb immer Feuer.
Natürlich wurde uns deutschen Gästen, VIP’s der KPCh, nur das Feinste vom Feinsten präsentiert, dabei fraß ich permanent die frische ideologische Saat von den ganz großen Sachen ab und wies dabei süffisant auf abartige Kleinigkeiten hin, z. B. die oftmals zentimeterlangen Fingernägel der fetten Funktionäre…
Fast 10 Jahre original westliche Lebensumstände, hatten meine Ostsozialisation noch immer nicht zum Welken gebracht.
– David and Dorothea Checkley, zwei verrückte Drachenfans und Händler aus Seattle, Washington, initiierten 1984 dass erste internationale Drachenfest in Weifang, Provinz Shandong.
Beim zweiten war ich, gut vorbereitet, mit von der Partie.
Will hier mal kurz einfließen lassen, was sich für besagtes Event, alles in beiden Seitentaschen meines Karrimor Rucksack’s befand, 1976 in London erstanden.
Beim Einchecken in Tegel lachten sich die Zöllner einen Ast, beanstandenden aber nichts, nur meine Berliner Leute hielten mich für verrückt. Ein Drittel meines Rucksacks war mit Zeug gefüllt, wo mir klar war, die Chinesen fahren darauf ab, wie Schmidts Katze auf Baldrian.
Als Kinder grasten wir immer die Bahnstrecke ab und suchten nach irgendwelchen Abfällen aus dem Westen…
Alles schön in kleinen Plastikbeutelchen verpackt oder mit Schnippgummis ummantelt.
100 Taschenkalender aus der Lottozentrale und weitere 100 von der LBS. Ebenso 50 Kugelschreiber je beider Firmen. Hinzu kamen noch 20 Skatspiele, viele Radiergummis, kleine Notizblöcke, ein Stapel KNAX-Hefte, Abzeichen und Button, auch von der IG-Metall und den Parteien. Ebenso 10 kleine Multifunktion-Tools, verschiedene Sätze Feinmechanikerschraubendreher, massenhaft andersartige Reklamepostkarten.
Mehrere Tüten mit Bubblegum, wo auf dem Einwickelpapier die unmöglichsten Comicfiguren drauf waren! Wichtig waren immer die entsprechenden Werbeaufdrucke und alles in Lateinischer Schrift!
Unseren Kindern hatte ich einen Haufen fingergroße Schlümpfe aus dem Kreuz geleiert.
Aber das Größte, wegen der damit zu veranstaltenden Gags, waren 15 Pustefixe nebst zwei größeren Nachfüllflaschen – heute verboten!
Meine Seifenblasen stellten sich als schwere ideologische Bewaffnung heraus. Leute von 8 bis 80 amüsierten sich unaufhörlich und ausdauernd lautstark, wie Bolle, wenn ich sie zu den verschiedensten Anlässen steigen ließ, oftmals sehr zum Leidwesen der kommunistischen Funktionäre.
Der erste Auftritt fand anlässlich der Eröffnungszeremonie im Stadion von Weifang statt. Dort hockten rund 40 000 Zuschauer, dezent in grünen und blauen Uniformen. Alles war wie eine Olympiade aufgezogen, Delegationen aus 17 Ländern marschierten ein. Unter einer infernalisch lauten Marschmusik aus den Lautsprechern. Nun sind chinesische Klänge bereit so schon recht befremdlich, in der Form dargeboten, grenzten sie allerdings an Folter. (Wobei Folter mit Musik, in China, auf eine lange Tradition verweisen kann!)
Als es vom Eingangsrund auf die 200 Meter Gerade ging, stellte ich sofort fest, dass von links ein Wind von mindestens 5 Stärken wehte. Holte deshalb sofort ein Pustefix aus dem Parka. Hielt den Blasring in die Höhe, wobei die Zuschauer uns Langnasen immer noch starr anglotzten und die ersten Blasen über deren Köpfe die Tribüne hoch rauschten, ohne irgendeine Reaktion der Leute. Dann sprang plötzlich ein junger Typ auf und grapschte nach einem schillernden Teil und erschrak kurz, als es kaputt ging. Nun gab es kein Halten mehr, tausende Männer und Frauen grapschten in die Luft. Eben noch stoische Disziplin, plötzlich total kreischendes Chaos und infernalisches Gelächter. Auf den 200 Metern leerte ich das gesamte Behältnis, viele hundert Seifenblasen zerstörten kurzfristig den roten Drill.
Mike und die anderen unserer Gruppe waren entsetzt. Für mich hatte es keine weiteren Folgen, allerdings klebten die restliche Zeit nun mehrere Reporter und Kameraleute an mir.
Der Dolmetscher gab mir keine Antwort, er grinste aber gequält, als ich ihn fragte, ob ich nun in der Volksrepublik als Beispiel von westlicher Dekadenz den Genossen im Land gezeigt werde…
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