SCHAUBUDE BERLIN: “S E N S E – wIR nÄHERN uNS dEM eNDE!?”

Richtig!
Für selbige Erkenntnis sollte aber fälschlicherweise der Pluralis Majestatis nicht benutzt werden, denn letztlich ereilt selbiges Resultat irgendwann jeden von uns. Ebenso sind die Wege dorthin, mannigfaltiger denn jeglicher anderer Vorkommnisse bis zu dem Zeitpunkt, wenn man dem sympathischen Herrn mit der Sense begegnet und Bruder Hein lapidar ablässt: „Nun reicht es aber!“
Wobei es einem mitunter vorkommt, dass man seinen willkürlich anmutenden Erscheinungsformen vollkommen hilflos begegnet, wie er es den Auserwählten letztlich besorgt.
Wobei eine Form des endgültigen Fortgangs doch recht selten vorkommt, wenn irgendjemand im Angesicht des Todes, dem Sensenmannes noch zufrieden ausrufen kann: „Es war ein erfolgreiches Leben! Nun zaudere nicht, walte deines Amtes, hau endlich rein! Ich will nämlich nicht mehr einkaufen gehen!“
Solch glückliche Fügungen sind leider sehr selten!
Meine damit allerdings derlei Erdlinge, denen im hohen Alter, ihr bislang strahlendes Lebenslicht schon merklich zu blaken beginnt. Ihnen dadurch klar wird, dass nach einem erfüllten Dasein, jetzt lediglich die endgültige Erlösung alles abrunden kann, im Idealfall im Kreise der respektvollen Lieben…
Toll, was das Team da gestern abgeliefert hat!
Wirklich: Team!
Denn es kam mir nie das Gefühl hoch, dass Giovanni zwischen den beiden Frauen ein Quotenmännchen mimen musste, wie es umgedreht oft der Fall ist.
Etwas erstaunte mich doch, endlich mal zu einem sehr interessanten Thema mehrheitlich Jungvolk unter den Zuschauern anzutreffen. (In unseren Winz-Theatern, im ehemaligen brit. Sektor, trifft man fast nur auf Mumienrudel, wobei ich dazugehöre…)


Dafür wird es vielfache Gründe geben, es beginnt mit dem Laden (Wir sind gerne in der SCHAUBUDE!) und dann im tiefsten Osten, sicherlich waren auch viele gleichaltrige Freunde und Bekannte der Darsteller anwesend.
Vielleicht kam ja auch wegen der Corona-Flippis ein leichter Wink mit dem Zaunpfahl, sich endlich mal mit dem Sensenmann und dessen Drumherum zu beschäftigen. Denn der Herr existiert im ewig präsenten Jugendwahn nirgendwo, wenn ich aber daran denke, wie viele Tote ich bereits in sehr jungen Jahren in meiner unmittelbaren Umgebung registrierte, da entwickelte sich irgendwann eine Gewöhungsphase.
Im Übrigen fanden meine wichtigen Schul- und Lehrjahre auf der Straße statt.
Dabei kam es aber auch zu Erfahrungen, die in der Regel niemand machen muss. Wie es mir nichtsahnend passiert, noch keine 20 Jahre und dann stinkende aufgequollene Leichenteile aus Explosionsschuttbergen klauben…
Innerhalb kürzester Zeit waren all jene Erlebnisse aber auch vergessen.
Im SENSEN-Stück wurde fast alles lückenlos aneinandergereiht, ebenso testamentarische Eigenheiten. Muss aus eigenem Erleben da etwas hinzufügen!
Vor rund 20 Jahren hakte die Tochter der Scheffin, ihren obligatorischen Schnippelkurs an der Uni ab. Wir hockten eines abends zusammen, da fiel das Stichwort: Testament! Niemand nahm mir ab, dass ich zwei solcher Teile abgefasst hatte. Kramte eins hervor, welches natürlich niemand lesen konnte, weil in Sütterlin geschrieben, las es dann vor.
Dort stand auch der Hinweis, dass ich mich an der Uni zerschnippeln lassen wollte. Darauf entfuhr mir ein Spruch in Richtung der angehenden Medizinerin, welcher bei ihrer Mutter nicht gut ankam.
„Mich kannst du ja an dem Tattoo erkennen, dem Gammler! Den entfernst du vorsichtig und stellst dann ein Lesezeichen für deine Mama her!“
Hatte dieses Ungetüm nächtens, reichlich bezecht, im ersten Lehrjahr zu sticheln begonnen, um den Arm herum sollten die Rolling Stones entstehen.
Meine Steuernummer kam nach einer Reform hinzu, als es hieß, jene Ziffern erhält man bis zur Urne, geschah dies im neuen Jahrtausend?
Das Testament flatterte noch etwas länger in der Küche herum, als es ein sachkundiger Besuch mal in die Hand bekam und tat er sofort kund, dass dieses Schriftstück ungültig sei! Man darf nämlich zur Vollstreckung nichts notieren, was anschließend nie erfüllt werden kann!
Es ging mir darum, mich ausschlachten zulassen, verbrennen, dann die Asche ins Getriebe vom Dienstwagen des gerade regierenden Bürgermeisters zu kippen…

Noch einige Bemerkungen in eigener Sache.
Leider tauchte Chopins ‘Funeral March’ nicht auf. (Hatte früher eine ellenlange Fassung die unwahrscheinlich gut bekifft rüberkam, im Zusammenhang mit einer recht guten Lichtorgel, ebenso Tschaikowskys Overture 1812.)
Auch vermisste ich den Hinweis, dass anlässlich einer Beerdigung niemals ein spezieller Hit von Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl intoniert werden darf!
– Während der Vorstellung kam der Ton zwischendurch nicht immer ganz korrekt rüber, war aber schon geil, wie sie auch das Licht unter den Verhältnissen ausbaldowert hatte.
Der absolute I-Punkt wäre natürlich auch ein Followspot gewesen…

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