Deutschlandfunk Kultur – Feature, vom 18.04.2020, 18:05 Uhr
Mein Reich komme, von Christian W. Find
Mir fiel in dem Moment etwas nicht ein – wem ich irgendwann mal meine vielen kg W. Reich, eine sehr gelungene Raubdruckausgabe, geschenkt hatte. Weiß nur, dass sie mit etlichen anderen Büchern, nach dem Mauerfall, im Osten landeten.
Vielleicht bei Philosophen-Rudi, ob der überhaupt noch lebt?
Frage es ich mich momentan ebenso, dies beträfe aber E., den großen RD-Verleger. Eine Gesamtausgabe überließ er mir, als ehemaligen Zoni, nach einer gnadenlosen Zecherei im Zwiebelfisch, den üblichen ideologischen Luftkämpfe am Tresen.
Besser gesagt, ich holte sie mir ab, dies geschah Ende der ´70er.
Mitte der ´90er sollte ich ihm dann helfen einige Restbestände zu entsorgen – mehrere Paletten mit Reichs Gesamtausgaben…
Eigentlich hätte ich sie erst mal in unserem Keller lagern können, um sie anschließend nach und nach dann zu verklickern. Aber die Scheffin inszenierte deshalb einen Aufstand, ich glaube, sie landeten so in der Müllverbrennung – welch Schande!
Etwas später bekam ich mit, Anfang der ´80, dass ein gewisser Bernd Senf, nachmittags in der FHW (im gleichen Gebäude machte ich mein Neckermann-Abitur), Reich- und Ökonomie-Seminare anbot. Die gingen manchmal bis in die Puppen, wenn uns Mischa, der SEW-Hausmeister, nicht vorher rausschmiss. Viele Zusammenkünfte, wo jeder auftauchen konnte, waren in der Regel total übermackert mit Softies und Frauenverstehen der Nickelbrillenfraktion, nebst ihrer violetten Latzhosen. Je nachdem, welche Riege überwog, landete man entweder im „Verdi“, einer annehmbaren recht preisgünstigen Pizzeria am Bayrischen Platz oder im „Felsenkeller“, überfüllt mit Anspruchs-68er Linxwixern…
Fast sämtliche meiner Raub-Drucke verschenkte ich irgendwann. Letztens fiel mir aber ein sehr kleines Restexemplar wiedermal in die Hände. Allerdings hätte ich mit meinem Fachwissen, für einen Ergänzungsband sorgen sollen. War schon witzig, was es da alles für publizierte Hilfen gab, mit Tricks und Tips, sämtliche Lebenslagen betreffend…
Morgen – Wilhelm Reich und die Kinder der Zukunft
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