Seit gestern geht Gerd Ruge nicht mehr einkaufen

Nun ist wieder jemand aus der Riege heimgegangen, den man unbedingt zu den Journalisten zählen muss, die zu Beginn der Restauration und dem beginnenden Wirtschaftswunder in der Bundesrepu­blik Deutschland, sich immer an vorderster Front, in politisch augenfälligen Gefilden aufhielten. Seine journalistische Laufbahn begann beim NWDR, wo Rundfunkreportagen aus dem Ausland zum Schwerpunkt jahrelanger Tätigkeit wurden.
War schon bewundernswert, was diese Leute im Westen dann publik machten und wie sie alles ent­sprechend aufarbeiteten, natürlich auch für die armen Brüder und Schwestern östlich der Elbe.
Ruges Namen war immer die Garantie für interessante Beiträge.
Mir fallen in dem Zusammenhang zwei Episoden ein.
Als ich Anfang der 1980er stupidierte, stan­den dem Weltspiegel 600 DM für die Sendeminute zur Verfügung. Sämtliche Kulturkasper an den Samstagabenden, durften zur gleichen Zeit 3500 DM für ihre Brot und Spiele Liveacts verbraten.
Muss zu jenen Spielshows bemerken, dass ich in meinem Leben niemals solchen Quotenunterhal­tungsdünnschiss jemals vollständig gesehen habe, noch nicht mal im Osten!
Hinzu kam, fast sämtliche Linxwixer im Bekanntenkreis, verabscheuten, zu mindestens bei langat­migen Diskussionen, ebendiese Abendunterhaltungen und ließen dabei kein gutes Haar dran. Dann passierte aber mal folgendes.
Eines nachmittags lungerte ich verbotenerweise, am Checkpoint Bravo herum, wollte über den Korridor nach Wessiland.
Registrierte plötzlich, wie aus einem Kleinbus mit ZDF-Reklame, auf dem Parkplatz nebenan, meh­rere junge Leutchen ausstiegen…

Mir fällt gerade ein, ich habe schon länger Peter Merseburger nicht mehr gesehen…

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