Mehrere Seiten für Leute, welche von unbändiger Zonen–Nostalgie geplagt werden.
Auf einer befindet sich ein Test, habe ihn fehlerfrei bestanden, obwohl ich zum Schluss, das erste Schlaraffenland der Arbeiter und Bauern abgrundtief verachtete. Außerdem bereits seit dem 23. Oktober 1975 (Ausgerechnet am Geburtsttag der Mutter meiner Schweste.) durch den Sumpf des absterbenden Kapitalismus wate…
Dazu fielen mir zwei kurze Geschichten ein.
Ich beginne mit der, den Osten betreffende, da nach dem erfolgreichen Test, mein Stabü-Lehrer aus der kalten Heimat, die Welt wieder nicht verstanden hätte. Dieses Rattengesicht zensierte mich oft eine Zensur schlechter, weil ihm die Kluft zwischen meinen theoretischen Kenntnissen und meines Handelns zu groß erschien. Da der Klügere ja nachgibt, habe ich nie Widerspruch gegen seine Bewertungen eingelegt.
Ob er wegen jener Kuckuckseier, die ich ihm anonym legte, mal Schwierigkeiten bekam, ist mir nicht bekannt, sie kamen wie folgt zustande.
Als „Opfer des Stalinismus“ – klingt jut wah? – bekamen wir das erste Jahr im Westen milde Gaben vom Staatsbürgerinnenverband, die jeder den hungernden Brüdern und Schwestern oder der buckligen Verwandtschaft hinter der Mauer zukommen lassen sollte. Heute nennen sich ja diese Damen „Ladies of Charity“ (Ihre Devise: Tue Gutes und rede viel drüber!), war schon ein merkwürdiger Klub, kam aber immer sehr gut mit diesen alten Tanten klar. Um für den folgenden Monat eine neues Präsent abzustauben, musste man mit dem Abschnitt eines Paketscheins für die dort angegebene Ost-Adresse antanzen. Ich füllte diese Postteile immer mit Bleistift aus und korrigierte sie anschließend mit Kugelschreiber, da mir ja alles fehlte, wurde mein neuer Hausstand komplettiert, mit Kleinigkeiten die es dort im Wert von 50 Mark monatelang gab. So bedachte ich meinen ehemaligen Politpädagochen mehrfach mit alten „BILD“-Zeitungen, versehen mit entsprechenden Absendern, z.B. RIAS Berlin…
In der “WELTONLINE” findet man den Test: Was wissen Sie über die DDR?
Ein Frage lautet: Welcher dieser Soldaten gehört der Nationalen Volksarmee an?
Antwort: Die Uniformen der NVA orientierten sich stark an Modellen der Reichswehr und der Wehrmacht. Auch der Helm ging auf ein Versuchsmodell der Nazi-Armee zurück.
Diese andere Geschichte betrifft den Besuch des Panzermuseums in Munster. Dort existiert eine Abteilung über die weit 4000jährige Geschichte des Kopfschutzes von Kriegern, bis hin zur Entwicklung des letzten Wehrmachtstahlhelms, eben jener blechernen NVA-Hurra-Tüte. Es handelte sich dabei nicht nur um ein „Versuchsmodell“, zur Herstellung fehlten vor dem Endsiech schlicht Stahl und Fabrikationsanlagen…
– Zur Sommerurlaubszeit ging es von Schwiegermutter aus mit den Kids immer einmal in den „Heidepark“ Soltau, dieser Ausflug fand traditionell an einem Donnerstag statt. Ich lieferte dort die vergnügungssüchtige Bagage ab, besorgte mir „FAZ“, „DIE ZEIT“, „STERN“ und verkrümelte mich zum Lesen an einen naheliegenden Waldrand. Dort war relativ ruhig, zumindest was den Krach des Vergnügungsparks anging, aber relativ regelmäßig bretterten dort Phantom-Jäger im extremen Tiefflug umher. Mann, zogen die permanent eine Kerosinwolke hinter sich her…
Schließlich verbrachte ich dann, im Sommer 1989, mehrer Stunden in jenem „Museum“.
War interessant, aber auch lustig.
Am späten Vormittag traf ich am Schlagbaum ein. Die dortigen Spunde grinsten über mein Outfit – sehr bunte Ballonmütze, am Gesichtskanten zwei längere Zöpfe, hinten einen kürzeren, die Jeans mit vielen farbigen Flicken besetzt, einem recht brüchigen Shellparka und barfuss.
Solo die Ausstellung zu besuchen ginge nicht, allerdings könnte ich mich einer bald eintreffenden Busladung anschließen, müsste allerdings mir auch Schuhe anziehen.
Schließlich erschien ein Bus, der spuckte eine Horde Senioren von einer ganz bestimmten Sorte aus, Männchen und Weibchen – wenn deren Blicke hätten töten können!
Kurzes Beinvertreten, sich beim Pförtner ausweisen, Besucherausweis empfangen und drinnen wieder sammeln. Zwei dieser alten Knaben hingen an ihren Krückstöcken wie Zitteraale, lehnten aber unter lautstarken Protest leichte Rollstühle ab.
Von dem Zeitpunkt an, als es in Richtung der Ausstellungshallen ging, klebte ein pickliger Bursche in Kampfanzug, Turnschuhen und einer knisternden Handgurke an meiner Seite. Die permanente Anwesenheit jenes Typen fing an, mich mächtig zu nerven. Da man in manche Fahrzeuge auch hineinkriechen durfte, sah ich dann ewig seine Larve in den Luken. Jetzt kam mein Part und begann ihn anzumachen, wütend machte mich die Tatsache, dass er sich absolut nicht provozieren ließ. Etwas größeren Abstand wahrte er nach einer Frage meinerseits, warum er denn nicht von meiner Pelle wich, ob er mir einen blasen wolle. Dies ginge leider nicht, da ich auf Schlitzpisser stehen würde. Sehr wütende, unverständliche, aber auch grinsende Blicke aus der Umgebung.
Saison–Linxwixer sagen mir ja eine gewisse Affinität nach, was das III. Reich angeht, (Was ich ja auch viele Silvester an der FUnität stupidierte.) manche sehen mich sogar in dieser Ecke. (Ein Haufen Leute darunter, die soweit links stehen, dass sie schon wieder rechts herauskommen…) Ewig verlangten solche Nasen von mir dann Rechtfertigungen, weil mich diese destruktive Technik, als Bestandteil UNSERES Lebens auch interessiert – lassen jene Flachzangen natürlich nie gelten!
Selten habe ich während ähnlich langer Führungen so fundiertes Wissen erlebt, allerdings nur was die technische Seiten betrafen. Nach und nach kam es auch zu Gesprächen mit einigen der alten Kameraden, fast alle gaben gestanzte Meinungen wieder, typisches althergebrachtes Rudelverhalten.
Da mich bestimmte Darstellungen, zeitweise mehr als nur an das abschließend besuchte Nazi-Traditons-Kabinett erinnerten, – denn niemals vorher hatte ich jemals so unendlich viele eckige Piktogramme mit Hakenenden zu Gesicht bekommen. Von winzigen Swastikas, bis hin zu großen Teilen auf irgendwelchen besonders gestalteten Untergründen – besonders was die Langlebigkeit dieser Garnison anging, riefen meine Einwände auch Proteste und heftig geführte Diskussionen hervor. Aber ohne großartige Ausfälligkeiten, da unser Museums-Führer dann immer gleich mit seinem verordneten Hang zur Harmonie einschritt…
Wie öfters schon erlebt, kam von einigen Herren während der Verabschiedung – leider würde ich ja mit meinem profunden Wissen auf der falschen Seite stehen…
Wenn es um das Nichtwissenwollen oder der bewussten Falschdarstellung ging, war ich schon immer das Kamel, welches den Rasen wegknabberte, der gerade wieder über einer unbequemen Sache prächtig wucherte.
In den 90ern erlebte ich in Warnemünde, anlässlich der „Hanserail“ etwas ähnliches, dort versuchten die Veranstalter unbequeme Dinge auch einfach zu ignorieren.
Stundenlang waren wir vorher schon in Rostock, auf und in Schiffen herumgekrebst und wollten zum Abschluss noch die Segler am dortigen Passagierkai betrachten. Sämtliche Objekte waren bis ins Detail mit riesigen Tafeln versehen, wo man teilweise mehrsprachig, angefangen von der Kiellegung die Geschichte verfolgen konnte.
Meine Freundin, ihre Tochter und ich drängten uns zu einer Gruppe, der eine Frau gerade die Dreimastbark “Eagle” erläuterte. Bereits vorher war mir aufgefallen, dass dieser Pott der Gnade der späten Nachgeburt anheim gefallen war, denn er existierte lediglich als Segelschulschiff der United States Coast Guard ab 1946, sonst gab es nichts erklärendes.
Auf die Frage ob dieses Schiff nicht etwas älter sei, antworte die sehr junge Erklärerin, dass wäre sicher möglich, sie könne aber zu diesem Schiff nichts weiter sagen und forderte zum Weitergehen auf.
Mein laut vorgebrachter Einwand, dass ich die Frage beantworten könnte, ließ alle sofort verharren, um sich prompt zu mir umzudrehen. Meine Freundin die wusste was kam, verkrümelte sich sofort. „Also, dieser Kahn ist 1936 bei „Blohm und Voss“ von Stapel gelaufen, es handelt sich um einen Dreimaster der Gorch-Fock-Klasse und war ursprünglich die „Horst Wessel“, einem Segelschulschiff der HJ.“
Da hatte ich etwas losgetreten!
Sofort prasselte es auf sie herab, aber von zwei Seiten. Das nostalgisch/ideologische Sahnehäubchen bekam meine Freundin gar nicht mehr mit. Der Spruch ging ungefähr so: „Leute, bei dem Frollein handelt es sich garantiert um eine Altlast, die zu DDR-Zeiten bestimmt Pionierleiterin war!”