Die ewig länger werdenden Legendenbildungen, wenn sie nach einem Stichwort wieder aufs Trapez kommen, haben etwas mit einer geschlechtsspezifischen Tugend zu tun, die besonders bei Typen vorherrschen! Oftmals bleiben anschließend eigene Gedankengänge und Kommentare aus dem Umfeld von Zuhörer in den Erinnerungen der Erzähler haften. Dieses Spiel wiederholt sich dann ewig, wobei nach Jahren, die eigentlichen Beweggründe für die dann lange verblichenen Tatsachen, schließlich unter Ulk verbucht sind.
Heutzutage alles noch lustiger herüberkommt, wegen exorbitant politisch korrekter Gutmenschelei, den ewigen Gender-Pirouetten, der ganz wichtig gedrechselten Quoten- und Minderheiten Verquickungen und der neudeutschen Verbalhurerei usw.
Alles begann bereits am Freitag mit verbalen Sternstunden, für teilweise obskuren „Zeit- und Berufszeugen“, Secondhandschilderern, blinden und tauben Beobachtern, sowie Allerweltseksperten zum alljährlichen Juni-Showdown. Welcher traditionell, ewig mit Betroffenheitssingsang von Moderatoren*INNERINNEN u.ä. Usw. einhergehen muss, wenn solcherart Beiträge angekündigt werden. Wobei Frauen dererlei Ansagen immer wesentlich gelungener in ihre Mikros säuseln, finde ich jedenfalls.
Am eigentlichen Gedenktag las selbstverständlich Herr (Seine Genossenschaft ruht bekanntlich, da er laut FDGO und dem entsprechend gegabelten Spruch, für alle Deutschen seinen Job ausüben muss….) Bundespräsident auch etwas entsprechendes vor. Allerdings fand sein Auftritt im Bundestag statt, sicher wegen der Null hinter der Sieben! Nicht wie früher, wo die hauptsächlichen Vorführungen an bestimmten Kranzabwurfstellen im innerstädtischen Bereich stattfanden.
Vorher oder danach durfte sich noch ein älterer Typ über die damalige Malaise auslassen. Als Zeitzeuge angekündigt, klang alles mehr nach dem alten Kinderspiel, der Stillen Post! Sein Vater hatte ihm erzählt, was er damals erlebte…
Will mich jetzt absolut nicht in jene seltsame Bagage von Zeitzeugen einreihen. Dies liegt mir sehr fern, habe nämlich absolut keinen Trieb, dass daraufhin irgendwelche Legendenplapperer, dann auf meiner Pisse Kahn fahren…
Zwei Tage nach jenem 17. Juni, an dem Sangerhäuser Stalinisten Großvater fast totgeschlagen hatte, verfrachtete uns die treusorgende Mutti, nach Friedrichsbrunn in ein kleines Kinderheim. Meine Schwester kurz vor ihrem dritten Geburtstag, mich trennten noch vier Monate vor dem fünften.
Gewisse Erinnerungen gehen bei mir bis ungefähr 1952 zurück. Deshalb blieb die anschließend schöne Zeit auch in meinem Gedächtnis haften. Wobei meine Schwester anfangs vollkommen austickte und ich nach wenigen Tagen, ob einer Scharlacherkrankung, in der Seuchenstation eines Krankenhauses in Quedlinburg landete…
Mehr oder weniger hing dies auch damit zusammen, weil wir eigentlich als spezielle Gäste der sehr sympathischen alten Heimleiterin galten. Bis man uns einer Kindergruppe anschloss, waren die täglichen Stunden mit ihrem Schäferhund immer die schönsten Erlebnisse. Dieses Tier benahm sich wie eine Schmusekatze. Meine Lesterschwein lag oft auf ihm drauf und ich führte ihn am Halsband durch den riesigen Garten. Total platt waren wir wegen seines Namens, er hieß: Faust, identisch mit dem Familienname unserer Großeltern.
Während die alte Dame sich mit der Schwester befasste, kletterte ich täglich, mit Eimerchen und Schäufelchen bewaffnet, in den den defekten Swimmingpool und rettete dort Kröten, Laubfrösche, einige Blindschleichen und große Käfer.
Opa lag sehr lange im Koma, nebst der anschließenden Reha, vergingen doch mehrere Monate. Vollkommen gesundete er anschließend nie, wobei die Malaisen aus dem ersten Krieg auch noch hinzukamen…
Genauso wenig, wie Großvater niemals erfuhr, wem er 1935 den dreijährigen Kuraufenthalt in Bad Plötzensee nebst anschließender Unterbringung im Zuchthaus Brandenburg, mit anschließendem Berufsverbot bis Kriegsende, zu verdanken hatte, wurde der Überfall 1953 auch nie aufgeklärt!
Hier noch der Hinweis zu einem älteren Schrieb, wo es stellenweise auch um die Vergangenheit geht.