Meine Büttenrede

Mein Weib hat recht, in mir steckt ein Hang zum Messie, allerdings flog heute der Inhalt von zwei Bananenkisten in die Tonne. Trotzdem blieb etwas an meinen Händen kleben, u.a. dieser letzte Gruß von Gerulf, allerdings von der Witwe geschrieben.
Beim anschließenden Versuch gesammelte Zeitungsartikel in die Tonne zu treten, traf mich eine Fügung, wer weiß wo her. Kurz vorher waren ein Haufen Bücher im Papiermüll gelandet, alles gepflegte Ausgaben. Diesen Entsorger nur einen Kulturbolschewisten zu bezeichnen, würde der Angelegenheit nicht gerecht werden – Becket, Fontane, Huxley, London, Majakowski, Mühsam usw.
Ein lustige Ausgabe befand sich auch darunter und diese wurde ausgerechnet zum Muttertag verschenkt: „Die Geschichte der Hexen und Hexenprozesse”. Was mag sich Annemie dabei gedacht haben?
Hier muss ich etwas einschieben.
Schon herb, mein Weg führt mich seit geraumer Zeit in jene bestimmte Sackgasse, die immer finsterer wird. Das phänomenales Gedächtnis für Daten jeglicher Art, Biographien und Literatur macht den Abflug. Die allgemeine Merkfähigkeit lässt mich mächtig im Stich. Besonders fällt es mir bei Musik auf, noch vor wenigen Jahren genügten ein paar Töne und sofort erkannte ich Interpreten nebst Songtitel…
Vor mehreren Tagen war es nicht möglich, zeitlose Gedichte von einigen Schreibern abzurufen, dabei fiel auch Pannachs Name.
Heute nun, kam durch sein Bild die Erinnerung wieder und ich wurde im Netz auf Anhieb fündig.
Diese Zeilen – in der Zone (auch Gerulf gelang es nicht, mir dieses Wort abzugewöhnen) verzapft – sind heute aktueller denn je.

…Mensch, wir werden fett gefüttert.
Mit Kampagnen immer neu.
Und ich krieg das große Kotzen.
Mensch, ich fraß schon massig Heu…

Hier noch ein Mehrzeiler vom alten Geheimrat, passt total auf grüne „Politexperimentiere”, (das mit der Versuchsreihe hat der Obergrüne aus dem Saarland abgelassen) Er findet dieses blass-bunte „Experiment” sehr spannend – auch so ein Probierpolitiker…
Ein Experiment würde ich anders deuten, jedem gutmenschelnden Weichei gehen doch gewisse theoretische Erkenntnisse, die er in die Tat umsetzen muss, schlicht an seinem verlängerten Rücken vorbei. Wenn dieser Probelauf wenigstens an einer Mauer enden würde, nein, „politisch korrekt” wird daraus nur ein Ausflug in die späteren Gefilde der Altersversorgung…

Matte Fliegen! Wie sie rasen!
Wie sie, sumsend überkeck,
Ihren kleinen Fliegendreck,
Träufeln auf Tyrannennasen!

– Momentan sind doch nur, feinsinnige Schmeichler, verbale Schwanzlutscher und Büttenredner unterwegs. Damit meine ich nicht nur den heutigen Tag.
Die Herangehensweisen an Themen sind fast kongruent, für diese Pfeifen verschieben sich lediglich die Ebenen. Die kranken Lobhudeleien und Verklärungen anlässlich des 9. Novembers (ich mein den von 1989) hallen noch nach, schon schießen sich die Medien auf den Ball-Reinlasser aus Niedersachsen ein.
Wieso quatscht überhaupt jeder von seinem Selbstmord? Der Mann hat freiwillig sein Leben zurückgegeben, ergo den Freitod gewählt!
Er war seiner großen Aufgabe nicht gewachsen und brachte sie auf seine Art zum Abschluss. Solche Größe besaßen vorm ihm nur Barschel (Uwe wurde allerdings nicht sehr vorteilhaft abgelichtet – aber als Volltreffer für die Medien ging sein Konterfei um den Globus) und Möllemann, allerdings haben sich beide mit etwas mehr Respekt verabschiedet. Dies konnte ich in den letzten Jahren auch bei vielen Heranwachsenden erleben. Allerdings lagen die Gründe ihrer nicht korrigierbaren Handlungen meistens in den Elternhäusern. Bei manchen dieser Lebenslichtausknipser empfand ich es im Nachhinein als Erlösung. Da waren Kids drunter, die jahrelang mit pädagogischen Defiziten ihrer „Erziehungsberechtigten” malträtiert wurden, dass sie letztlich auf traurige Art implodierten…
Gut, wenn sich jemand hinter einen Zug schmeißt, ist es mir Wurscht, das sieht aber im umgekehrten Fall etwas anders aus…
Darüber möchte ich mich aber nicht weiter auslassen. In der U- oder S-Bahn, besteht zumindest im Bahnhofsbereich die Möglichkeit auszusteigen und zu verschwinden, in der Pampa ist es überhaupt nicht machbar. Ich möchte nicht wissen, wie lange es dauerte, bis die Fahrgäste erfuhren, was dort vorgefallen war. Anschließend stundenlange Warterei bis die Polizei mit der Spurensicherung fertig ist, erst dann taucht ein Ersatzfahrzeug auf…

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