Die vierzig Tage des Musa Dagh

Nachdem mir dieses Buch als Kind in die Hände fiel, war ich anschließend richtiggehend platt!
Trotz meiner damals schon ausgeprägten Vielleserei, ließ sich manches nicht nachvollziehen, ungeachtet des massenhaften Konsums von einschlägigem Materials über das Dritte Reich…
Werfel beschreibt die Handhabung des Genozids an den Armeniern folgendermaßen: …es herrschte nicht regellose Willkür und aufgepeitschter Blutrausch, sondern etwas weit entsetzlicheres – Ordnung, geplant auf Regierungsebenen.
Wenige Jahrzehnte später, entstand im Deutschen Reich eine Maschinerie der industriellen Vernichtung, angeleiert in den verschiedensten Ministerien, versehen mit Vernetzungen in sehr viele Lebensbereiche der gesamten Bevölkerung – mit deutscher Akribie und Ordnung!
Wilhelm Reich leuchtete bereits 1933 den Werdegang in jene Richtung ab.
Nach 1945, bei dem anschließenden Versuch der Aufarbeitung, wagten sich Eugen Kogon und Hannah Arendt am weitesten vor. Sehr viele probierten anschließen, sich im Schatten der beiden zu sonnen, produzierten haufenweise Bestseller und was hat es gebracht? Außer Tantiemen und Spesen – nichts gewesen!
Leichtfertig wird Massenmord immer als unmenschlicher Akt bezeichnet, was ich nicht verstehen kann und will! Bei rückläufiger Betrachtung der kompletten Geschichte unserer Menschheit, wurde die Ausrottung anderer Erdlinge stets als ein fester, allzu menschlicher Bestandteil der gerade vorherrschenden Kultur betrachtet! Da hat sich auch bei den heutigen Betrachtungsweisen nichts geändert, trotz des Milliardenschweren Feigenblattes vom East River.
Man muss Werfels Historienroman nicht unbedingt lesen, letztendlich reiht es sich nur in jene massenhaft verlegten Schriften ein, die in letzter Konsquenz nur belegen, dass sich die Menschheit als absolut nicht lernfähig erweist!
Beim nochmaligen Lesen, vierzig Jahre später, kam mir etwas. Welcher Schriftsteller würde heute noch diese, oder eine ähnliche Problematik so abhandeln können? Zwar existieren noch sprachgewaltige Schilderer, die bestimmt solch großartigen Bilder verzapfen könnten, wie es Franzel tat.
Mir würde etwas fehlen was z. B. mit der Person Franz Werfel zu tun hätte, der Mann war über jeden Zweifel erhaben und geradlinig.
Wenn ich nur an den großen Moralisten der Neuzeit, den schreibenden Kameraden der Waffen-SS denke, könnte ich kotzen. Nicht seine Mitgliedschaft in dieser Organisation kreide ich ihm an. Gott nochmal, es gibt so schräge Verwicklungen in Lebensläufen, der Umgang damit ist entscheidend. Bewiesen hat er mit seinen Dementis und Gegendarstellung, wess Geistes Kind er eigentlich ist.
Eine Offenbarung gleich zum Neubeginn der Republik hätte etwas Arsch in der Hose vorausgesetzt, außerdem fast niemanden interessiert und bald darauf wäre es vergessen gewesen…
Diese Integrität fehlt ihm, ähnlich so mancher literarischen Hofschranze von Ulbrichts Gnaden…

Chanson, Klassik, Tango, Jazz … in Prenzlauer Berg
Veranstaltungsort: “Café Lyrik”, Kollwitzstr. 97, 10435 Berlin
Inhaberin: Gerwine Sinapius
Telefon: (030) 44 31 71 91, www.cafe-lyrik.de
geöffnet zu den Konzerten Do-So ab 19 Uhr

Konzert: Donnerstag 11.11.2010, 20:00 Uhr
“Moskauer Nächte – Romanzen und Chansons aus dem Russland der letzten zwei Jahrhunderte”
Eine romantische Liederreise mit viel russischer Seele für geschlossene Augen und offene Herzen!
Es begleitet der russische Gitarrenvirtuose Konstantin Popov mit einer Bandbreite von Bach bis russische Roma-Folklore, von Klassik bis Weltmusik.
Gesang: Stepan Gantralyan
Gitarre: Konstantin Popov
www.stepanart.net
www.myspace.com/kpopov

*** Stepan Gantralyan (Berlin/Armenien) Stepan Gantralyan wurde 1963 in Jerewan, in Armenien, geboren. Er studierte dort Regie und Schauspiel, später auch Germanistik und Kulturwissenschaften. Durch zwei Goethe-Stipendien ist er nach Deutschland gekommen, wo er seit 1999 lebt und als Schauspieler, Liedermacher und Sänger arbeitet u. a. von 1999 bis 2005 als Schauspieler am Theater an der Ruhr bei Roberto Ciulli, später in Berlin mit der Hauptrolle im Theaterprojekt »Das Märchen vom letzten Gedanken« von Edgar Hilsenrath (Theater unterm Dach, Berlin 2006/07), und neuerdings in »Ein Winter unterm Tisch« von Roland Topor (Kleines Theater am Südwestkorso, Berlin 2008). Seit über zwanzig Jahren schreibt Gantralyan Lieder, die seine vielfältige Inspiration darstellen vom Gebet bis zur Ballade.

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