Seit mehreren Tagen hänge ich im ehemaligen Appendix des Kalten Krieges herum, man nannte ihn damals: „Das Zonenrandgebiet“.
Sehr wenige im Freundeskreis hatten jemals den Namen des Dorfes vernommen. Es änderte sich etwas nach der Eingemeindung, als alles plötzlich Wittingen hieß. Zumindest Alkies sagte dieser Ort nun etwas, wegen seiner Brauerei.
Der Rest konnte sich den Namen nie merken, aber alle wussten, dass wir oft in eine Gegend fuhren, die 30 km nördlich von WOB-City lag. Mit Freunden fuhr ich im September 1979 auf dem Rückweg aus dem Landkreis Psycho-Pannenberg erstmalig hier durch, was zur Regelmäßigkeit ausartete, später kamen die anderen Gründe hinzu.
Um es kurz zu machen, viel Landschaft in der Südheide, sonst nicht viel.
Den Kindern meiner Freundin hat Omas Grundstück immer gut getan, mit seinen Teichen und dem Wald, uns natürlich auch – wegen der sehr preiswerten Kurzurlaube. In der warmen Jahreszeit schätzten wir außerdem das schöne Freibad von Knesebeck, zusätzlich, ein paar Kilometer weiter, den Bernsteinsee. Er entstand, weil man massenhaft Sand für die Dämme des Elbeseitenkanals aushub. Unsere Patchworkfamily erlebten die Geburt des Otterzentrums in Hankensbüttel, wo auch ein schönes Kloster existiert, was die Kinder allerdings nicht sonderlich interessierte. Dafür die Tretbootfahrten auf dem angrenzenden See und das kleine italienischen Café mit seinem Spiegeleier- und Spaghetti-Eis. Nicht zu vergessen die jährlichen Touren in den „Heidepark“ nach Soltau. Beim ersten mal verließ ich nach wenigen Stunden fluchtartig das Gelände. In den folgenden Jahren wurde dieser Trip auf Donnerstags verlegt, bewaffnet mit „DER ZEIT“ und „STERN“ verkrümelte ich mich mehre Kilometer weiter im Wald und einmal für mehrere Stunden im “Deutsche Panzermuseum Munster“. Ob meines nicht „angemessenen Aussehens“ klebte ewig ein Security an mir. Die in manchen Räumlichkeiten anzutreffende Vergangenheitsbewältigung lässt nur sich nur mit der Tradition des III. Reiches beschreiben…
Nun wird die Ära abgeschlossen.
Ende letzten Jahres gab Schwiegermutter ihr Leben zurück, die „wohlgeratenen“ (neidvolle Anerkennung einer Freundin) Gören machen ihr Ding und ich bin nun mit dem Rest betraut.
Exzessiv hat die alte Dame nicht nur die Keller voll gemüllt, sondern auch Stallungen und die riesige Scheune. Kann ich irgendwie sogar nachvollziehen, da es mir ähnlich geht. Finde mich dabei in guter Gesellschaft wieder, denn viele horten ebenso Dinge in allen möglichen Räumlichkeiten, die man eigentlich sofort wegpfeffern sollte. Allerdings war es bei Schwiegermutter etwas anders gelagert – aus den Augen, aus dem Sinn! Sie ließ Ramsch dort verschwinden, um einige Ficksechser für deren Entsorgung zu sparen.
Die viele Natur wird von uns allen mit traurigen Augen, aber sehr schönen Erinnerungen abgebucht. Was sich so alles auf dem Grundstück einfand, abgesehen von seiner Artenvielfalt der vielen Vögelei, Rot- und destruktivem Schwarzwild, Eichkatzen und andere Nager der verschiedensten Gattungen, dem großen und kleinen Wassergetier, nicht zu vergessen die Fuchsfamilie…
Nicht alle, der aufgezählten Viecher halten sich auch in unserem Berliner Garten und den angrenzenden Grundstücken auf. Seit dort der Voss abhanden kam, fand sich dafür Ersatz – Ratten.
Im Landkreis GF ist eben alles ursprünglicher, hier fragt noch der Fuchs den Hasen, „Alter, kannst du mir nicht einen blasen?“
Bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, der Spruch lautet anders, möglicherweise so: „In dieser Gegend sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht!“ Deshalb gehen die Uhren hier auch anders „und das ist auch gut so!“ (Die letzten Worte lasse ich als Plagiat stehen!
So auch heute registriert! Im „Isenhagener Kreisblatt“ kam als Headline nicht irgend ein Scheiß aus dem arabischen Gürtel, sondern Storch „Fridolin“ wurde begrüßt und abgelichtet.
Verschollen im Landkreis GF
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