Große Koalition für immer und ewig?
Luhmann hat’s geahnt!
Mathias Greffrath hätte seinen Betrag wenigstens einen Monat früher ablassen sollen. Nun hat es wenigsten heute geklappt, dass er noch dazu Niclas Luhmann einbaute, fand ich sehr gelungen.
War der Typ doch der einzige Soziologe des ausgehenden Jahrhunderts, den man in der Republik ernst nehmen konnte.
(Gerade im vorletzten Monat kam mir die Erinnerung an Luhmann zufällig hoch. Da ich ein Notizzettel fand, wo ersichtlich wurde, wer sich seit über 20 Jahre meine Schwarte über die Sozialen Systeme einverleibt hatte. Bin mir sicher, Schwätzer Hille, wird niemals da hineingeschaut haben…)
Außerdem kam noch etwas anderes hoch.
Als dieses Buch auf den Markt kam, den Hinweis entnahm ich damals garantiert aus der montäglichen Hamburger Intellektuellen BILD-Zeitung…
Einer Fügung war es zu verdenken, denn in den Tagen lag ein Silvester über die SPD an der Freien Unität an. Ein gesamtes Jahr ging dann seinerzeit drauf, bei einem Lehrbeauftragten, der sich Honorar(?) Privatdozent nannte. Selbiger nette Gelehrte, war gerade ein paar Jahre älter als mein ehemaliger Kollegiat und mir, aus unseren gemeinsamen Neckermann-Abiturzeiten am BK. Detlef, frustriertes ehemaliges Juso-Scheffchen aus Neukölln und ich, vom Großvater mit speziellen SPD-Erfahrungen gesegneter Ex-Zoni.
Unser Fast-Professor kam schon lustig rüber. Ersten legte er sehr viel Wert auf die Zuhilfenahme von gedrucktem Material, was alle zwingend seiner vorgeschlagenen Bücherliste entnehmen sollten, ebenso mochte er die Anrede mit seinem Titel.
Auf beide Dinge legten wir aber keinen gesonderten Wert.
Mitte des Semesters hatte dann Detlef nach einem Klops vollends bei ihm verschissen. Er brachte nach einem Stichwort, es ging dabei um die Ausstrahlung der Macht von Führungskräften auf die euphorischen Mitläufer und parallel dazu, jenes spezielle erotisierende Charisma des böhmischen Gefreiten, etwas aus der Erfahrung von seiner Mutter ins Spiel. Die Frau hatte ihm gegenüber nämlich öfters abgelassen, dass sie im Angesicht vom Führer immer feuchte Schenkel bekam.
Ein ähnlich gearteter Dialog spielte sich daraufhin ab.
Herr Doktor R. erwiderte sofort sehr lautstark: „Herr Schü…, nun reicht es aber! Solche Art Erlebnisberichte gehören nicht in meine Seminare!“
„Wieso eigentlich nicht, wenn sie doch den Tatsachen entsprechen? Merkwürdigerweise finden sich solche Belege nirgendwo in der Literatur!“
„Hören sie sofort auf damit!“
„Weshalb damit aufhören? Wenn sie mir schon nicht glauben, dann können sie doch mal meine Mutter fragen!“
Der Priv.-Doz. lief total rot an und bekam daraufhin fast ein Herzkaschper.
Zum Piepen, wie die restliche Seminargruppe darauf reagiert, fast alle schauten vollkommen beklemmt nach unten…
Dann fiel auch ich in Ungnade, weil mir ewig danach war, Aussagen vom neuesten Luhmann mit heranzuziehen und nicht nur immer langatmig in der Vergangenheit herumzustochern…
Fand diese Unbeweglichkeit typisch, nur nicht mal über den Tellerrand zuschauen, denn dann währen ja, nach solchen Buchinterpretationen, auch eigene Meinungen fällig!
Anschließend kam noch etliches in den Medien, diese Aussagen und Kritiken verfolgte ich noch, habe allerdings von Luhmann nichts weiter gelesen. Die fast 700 Seiten reichten aber auch.
Kann das Buch nur empfehlen!
Allerdings müssen es sich keine angehenden Mumien in meinem Alter antun, so kurz vor der Urne! Auch nicht all jene Leute, die zwar halb so alt sind, wie ich – aber schon doppelt so tot erscheinen. Aber vielleicht solche jungen Zeitgenossen*Innen usw., welche gerade jetzt, am Anfang ihres aufstrebenden Lebens noch leicht orientierungslos herumscharwenzeln…
Habe bei AMAZON einige Kundenrezensionen überflogen, da kann einem Himmelangst werden. Über dreißig Jahre existiert dieser verstandesbetonte Schmöker bereits, dazwischen gab es 16 Jahre Regierungszeit der Oggersheimer Birne, eine weitere Steigerung des Abwärtstrends unter Schröder/Fischer, nun Mutti…
Und dann kommt es zu solchen Meinungsbildungen!
Wohin sollen wir noch abdriften?
DLF-Kultur, Politisches Feuilleton
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