Das ganze Leben ist ein einziger vergeblicher Versuch den sympathischen Herrn mit der Sense auszutricksen und seine Machenschaften weitgehend zu ignorieren…

Mit Trickserei, wozu ich eine gesunde Lebensweise zähle, hatte ich nie viel am Hut. Da blieb auch nicht viel übrig, schließlich begann meine Zecherkarriere bereits mit 13 Jahren. Später entschuldigte ich den unstillbaren Trieb damit, dass Allohol meine Leck-mich-am-Arsch-Stimmung entsprechend forcierte, was in der Zone oft zutraf, zwar krallte mich im Westen irgendwann auch wieder diese Sucht, allerdings nicht mehr so heftig…
So wurde schließlich aus mir ein Gesellschaftstrinker und Quartalssäufer, nebenher für andere Trunkenbolde ein gern gesehener Co-Alki, merkwürdigerweise mit doch etwas übersichtlichen Verhaltensweisen. Habe dabei so manchen Kumpel*Ine und Freund*In abgehängt, die sich tot gesoffen haben, in Depriphasen ihr Leben freiwillig zurückgaben oder im Straßenverkehr hops gingen, dabei oft unbeteiligte Menschen mit einbezogen.
Das gab vielleicht einen Schlag ins Kontor, als ich nach dem Mauerfall sämtliche alten Ostreviere abgraste, wer sich in den 15 Jahren meiner Abwesenheit da alles über den Acker gemacht hatte. Am Schlimmsten waren da immer Schilderungen von Elternteilen.  Oftmals betrafen die Erzählungen dann sehr gute Bekannte, denen ich früher nie zugetraut hätte, dass sie jemals solche Abstürze mit der Volksdroge hinlegen würden.
Was meine Dasein betraf, ging mir auch vieles an meinem verlängerten Rücken vorbei, deshalb kümmerte ich mich auch nicht um irgendwelche Gegebenheiten, die vielleicht mit meiner späteren Rente in Zusammenhang stehen könnten. Obwohl es einen Experten gab, der ewig deshalb insistierte. Das gab anschließend ein Haufen Malaisen, wegen der ganzen Ostgeschichten, von denen nichts amtlich zu belegen war . War ich schließlich froh über die ungebremste Emsigkeit von Mielkes Knechten. Dank der Stasi konnte ich dann sogar lückenlos meine Punkte für das staatliche sanktionierte Lebendsendtaschengeld sammeln.
Schätze mal, runde sieben Jahre kommen nun zusammen, in denen mir Kneipen Asyl gewährten. Merke langsam, dass jenen Zeit auch nicht spurlos an mir vorbei ging. Vermutlich hängt meine sachte beginnende Amnesie damit zusammen, selbiges Phänomen beschrieb Sergei Korsakow vor langer Zeit bereits sehr detailliert.
Es gibt aber Situationen, da besteigt man sich selber, meine beginnende Vergesslichkeit registrierte ich vor ca. 20 Jahren. Seit der Zeit verkümmert mein gigantisches Gedächtnis, Telefonnummern betreffend. Die Scheffin meint, dies wird einen anderen Grund haben, ab den Tagen ging es nämlich los mit einem Telefon nebst 100er Nummernspeicher, deshalb bist du gedanklich träge geworden. Also glaube ich daran, denke aber zu solchen Anlässen dann ewig an Gunther Sachs…
Wir lernen weder mit dem Tod umzugehen, was noch wesentlich schlimmer erscheint, wenn irgendwer sich langsam geistig verabschiedet. Noch dazu, jemand den man Jahrzehnte als sympathischen Zeitgenossen erfahren hat, seine Gören heranwachsen sah, ihn auch fast täglich über den Weg lief.

Habe nach dem Geburtstagsfest das Netz bemüht und fand zufällig eine interessante Hausseite zu Demenzerkrankungen, prompt fielen mir wieder die unmöglichsten Sachen aus eigenem Erleben ein.
Fand in dem Zusammenhang unter Volksliedern: Es steht ein Wirtshaus an der Lahn.
Die total weichgespülten Verse sind mir aus Kindheitstagen ein Begriff, besonders blieben diese Liederabende haften, wenn Opas Geburtstagsfeste unter dem riesigen Fliederbusch stattfand, dann wurden sie von den Freundschaften gesungen, gemeinsam mit den Großeltern. Rutschte wirklich mal ein nicht ganz stubenreiner Vers dazwischen, protestierte Oma sofort. Eine Zote wurde ihrem Gatten gestattet, wirklich nur eine! Dabei handelte es sich um einen recht harmlosen Witz, den Opa dann immer in Kölner Dialekt darbot. Dessen Dialekt in hiesiger Gegend eigentlich nicht verstanden wurde, aber alle hier Anwesenden kannten ja die Schnurre.
Tünnes
taucht abends bei seinem Spezi Schäl auf, bittet um eine Übernachtung, da er seinen Zug verpasst hatte. Irgendwann fordert er ein Handtuch, da er sich noch waschen wollte…
„Ach Tünnes, entschuldige bitte, ich hatte vergessen dir Waschlappen zugeben.“
„Wieso, es hingen doch zwei herum, sogar gekennzeichnet! A für Antlitz und G für Gesäß!“
„Du Jeck, doch nicht so! A für Arsch und G für Gesicht!“
Das war dann für uns Kinder immer das Signal zum Aufbruch, von Oma wurden wir nach oben gescheucht, dabei räumten die Frauen irgendetwas ab, hielten sich anschließend immer länger plappernd in der Küche auf. In solchen Momenten rannte ich die Außentreppen nach oben, schlich die Kellertreppe hinab, kam aus der Waschküche wieder retour und hockte mich lauschend unter die alten Herren. Wütend machte mich öfters die Tatsache, wenn etwas nicht für meine Ohren bestimmt war, redeten plötzlich alle lateinisch, grinsten und lachten aber dabei.

Was die Wirtinnenverse betraf konnte dies ja nicht alles sein! Fand prompt eine entsprechende Seite. Massenhaft von der Sorte, die wir nächtens als Halbstarke immer plärrten, wenn es kilometerweit über Feld- oder Landstraßen volltrunken nachhause ging.

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