Eine Anleihe

Gestern sahen wir im „Mehringhof-Theater” das „Jahresendzeitprogramm– Kabarettistischer Jahresrückblick”, dazu sollte etwas abgelassen werden. Wurde aber nicht fertig.
Es kam anders
Den abschließenden Kommentar zu einigen Zeilen von „Kapuzina” hänge ich hier rein:

Ich bin mir schon lange nicht mehr sicher, wie weit es verantwortungsvoll erscheint, wenn sich Eltern auf Deibel komm raus einer bestimmten politischen Verantwortung stellen, bei denen letztendlich die Ableger draufzahlen.
Eigentlich ist es einfach diese Situation abzuleuchten.
Alles was meine Großeltern in ihre Tochter investiert hatten ging in diesem Moment den Bach runter, als mein Opa einen dreijährigen Kuraufenthalt in Bad Plötzensee antrat, sie vom Gymnasium flog und später keine Lehraus- bildung beginnen konnte.Das Berufsverbot ihres Vaters bis April ´45, vereinfachte ihre weitere Laufbahn auch nicht besonders.
Letztendlich haben die wenigen Männer die ihr nahe standen, mächtige Scharten hinterlassen.
Mit 21 verlor sie ihren Verlobten (Dieser kleinbürgerliche Akt der Beziehungssanktionierung war nur beiden betroffenen Familien bekannt), er wurde in den letzten Kriegswochen über Kassel abgeraucht.
Schließlich schlug ihre große Stunde – im neuen System – als sie begann, sich mit den Kommunisten einzulassen.
Der nächste (mein Anrührer) nutzte den sich bietenden Umstand gnadenlos aus. Im ganzen Nest war seine lauwarme Ader bekannt, scheinbar wusste sie als einzige nichts davon. Der Typ benötigte seine Frau nur für eine beginnende, sehr steile Karriere. So wurden meine Schwester und ich Alibigören und gelangten immer mehr unter die Fittiche der Großeltern, die alle einmal gemachten Fehler nicht wiederholen wollten.
Ewig war das Muttertier unterwegs, (Von der ich mich immer weiter entfernte) Schulungen und ewig Fortbildungen, nebenbei die beginnende Funktionärslaufbahn.
Zu jener Zeit, als sich ihr Gatte verflüchtigte, wurde ganz nebenbei, am 17. Juni ´53, ihr Vater von den Roten fast totgeschlagen und sie wieder aus den gewohnten Bahnen geschmissen.
Nach seiner langen Genesungsphase wollte sie es wissen, stopfte uns bei Potsdam in ein Heim – wieder Parteischulung – dieses mal war Berlin angesagt. Der Aufbau schien wichtiger als ihre Gören, die jedes Wochenende in Alt Töplitz ihrer harrten.
In der knapp bemessenen Freizeit betätigte sich Madame als Trümmerfrau und „Besatzerliebchen”. Bei diesem Major der Roten Armee handelte es sich scheinbar um ihre letzte große Liebe. (Während des Umzugs aus dem ehemaligen Haus meiner Großeltern, beide wohnten zu der Zeit schon länger in der Platte, erlag „Mutti” nächtens offenbar einer moralischen Anwandlung, denn ich fand morgens alle Briefe von ihm, recht achtlos auf dem Wohnzimmertisch herumliegen und las einige davon) Die Korrespondenz war in einem, für mich altmodisch klingenden Stil abgefasst und das Schriftbild sah wie gedruckt aus. Beide wollten heiraten und wir Kinder sollten mit in die Sowjetunion.
Was muss anschließend in ihr abgelaufen sein, als meine Großmutter uns im entscheidenden Augenblick aus dem Kinderheim entführte und anschließend nicht bereit war ihre Enkel herauszurücken.
Ab dieser Zeit trafen mich so manche Querschläger, wenn sie mal wieder eine Breitseite gegen ihre Eltern abfeuerte. Mich stählten die folgenden Jahre, meine Schwester zahlte drauf. Allerdings stand ich unter den Fittichen meines Großvater, bis zu diesem Zeitpunkt, wo er begann wegen seiner Juni-Verletzung geistig abzudriften,. Als dieser Schutzschirm anfing zu bröckeln, ließ ich mir von der Alten nichts mehr sagen und reagierte in bestimmten Lebenslagen nur noch mit: Leck-mich-am-Arsch!
Bei diesem Gefühl handelt es sich um ein recht merkwürdiges Pflänzchen, das gehegt und gepflegt werden will, außerdem sehr durstig ist. Zum Begießen mag es am liebsten die kleinste Kohlenstoffkette mit einer handvoll Wasserstoffatomen und einer OH-Gruppe…
Jene gärtnerische Tätigkeit begann mit 13 Jahren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert