Widerland im Schwabenstand

Was bestimmte Beobachtungen in dieser Republik und daraus resultierende Stimmungslagen betreffen, beschlich mich bereits vor längerer Zeit jenes Gefühl, dass ich in all den vergangenen Jahren, wiedermal in einer ganz anderen Republik gelebt haben musste, als z. B. Otto Normalverbraucher und Gabi Mustermann.
Jener Artikel von Sibylle Krause-Burger bestärkte mich darin.
Vom Verständnis her, entspricht die heutige Situation ungefähr meinen Empfindungen aus Zonenzeiten von Anfang ’70…
Scheinbar verstehe ich auch wieder alles ganz falsch.
Schon recht merkwürdig, was Madame SK-B in dem Text ablässt. Dabei munkelt man, sie betätigt sich immer noch als Kolumnistin für die „Stuttgarter Zeitung“.
Mag ja sein, aber ihre „POSITIONEN“ kommen bei mir ganz anders an.
Ungefähr so. Da kehrt die ältere, schreibende Hausfrau, von einem Lichterketten-Event, demokratisch aufgewühlt in ihren Elfenbeinturm zurück, klaubt einiges aus ihren Gehirnwindungen zusammen, setzt sich hin und verfasst etwas für die besten Freundinnen…
Heraus kommt: „Widerstand im Schwabenland“
Schon lustig, wer als „musterländlicher Widerstandskämpe“ alles herhalten muss…
Nun könnte ich damit kokettieren, dass Thomas Müntzer ganz in der Nähe meiner kalten Heimat geboren und „gestorben“ wurde. (Beide Orte sind ungefähr 40 km entfernt!)
Zu dem einen „aufrührerischen“ Dichter fällt mir ein, dass ich damals viele Minuspunkte erhielt, als ich in der POS dem „Deutschleerer“ vehement widersprach, als er die „Räuber“ heranzog, um zu beweisen, dass man Friedrich v. Schiller bereits zu den frühen „sozialistischen Realisten“ zählen könnte…
Sollte sich Frau K(Bindestrich)B in ihren Tagen nicht langsam auf etwas anderes besinnen. Sie erinnert mich an Jo Gauck. Diese Leute meinen, dass ohne ihr Zutun nichts funktioniert. Dabei sind in den letzten Jahren, große Teile der alten Journalisten-Garde schon lange zu Hofberichterstattern mutiert, die sich wollüstig mit ihrem gefälligen Nachrichtenschleim multiple Orgasmen verschaffen – und wie einst die Alten sungen, zwitschern heut’ die Jungen…
Die Angehörigen der Kukident-Generation klopfen sich gegenseitig auf ihre osteoporösen Schultern, schieben sich Preise zu und Laudatoren schwätzen dabei „seehr scheen“.
Während der David-Grossmann-Show fiel mir abermals auf, wie so mancher der Anwesenden mit Ermüdungserscheinungen kämpfte.
Für den folgenden Satz kann ich Grossman nicht heranziehen, denn ihn halte ich für integer, wofür ich nach einem Kameraschwenk bei so manchem Zeitgenossen aus dem Publikum, nicht meine Hand ins Feuer legen würde…
Es sollte das Privileg der jungen Generation sein, festzustellen, ob jemand würdig erscheint, z. B. für sein Lebenswerk gekürt zu werden – denn die Zukunft ist nichts für Nostalgiker! (Frei nach Andreas Thiel?)
– In den letzten drei Spalten fabriziert Bille etwas, wie Leipziger Allerlei (Bei mir heißt diese lokale Speise allerdings: Moppelkotz.), mit Anleihen aus den letzten sechzig Jahren. Dabei versucht sie mit Hilfe von Äpfeln und Birnen, den größten Hauptnenner zu finden.
„Also vermengt sich…
…und er riskiert im Prinzip nichts. Das wird durch eine einzige überzogene Polizeiaktion, auch wenn es dabei Verletzte gab, nicht anders. In diesem Land holt keine Stasi die Bürger nachts aus dem Bett, hier erschießt niemand einen Aufrührer im Hof des Bendlerblocks.“
Wenn ich in früheren Zeiten auf so etwas (Allerdings zonenspezifischen Schwachsinn) konterte, kam von der Mutter meiner Schwester immer: “Du bist krank, dich sollte man sicher wegschließen!“
In UNSERER Demokratur besitze ich momentan noch die Narrenfreiheit, etwas zu äußern, allerdings in der Gewissheit, dass man heute Bits und Bytes fängt und irgendwo für längere Zeit einkocht.
Mir sind einige Kurden und Armenier bekannt, die zwar nie „Horch und Greif“ kennen lernten, aber hier die entsprechenden, „demokratischen“ Gegenstücke live genießen durften.
Oder V., dessen Porsche in Spanien geknackt wurde, vor der Kneipe in der er gerade hockte und dabei alle Papiere verschwanden.
Zwei Jahre später faltete ihn ein Rudel Zivis zusammen, samstags gegen Nachmittag, auf dem Hurfürstendamm im Beisein von Mutti. Die alte Dame erlitt fast einen Herzkaschper, nebenbei erhielt sie keine Auskunft, um was es da überhaupt ging, ihrem anderen Sohn ging es anschließend ähnlich. Nun könnte ich die Quizfrage des Tages stellen – Sie würde den beauftragten Anwalt betreffen…
Noch etwas aus meinem Nähkästchen.
Irgendwann in den 80ern weckte mich morgendliches Geschrei (gegen 9 Uhr) von der frischen Untermieterin in der WG.
„Da sind mehrere Männer im Flur, alles Polizisten…“
Im ersten Moment dachte ich das Mädel spinnt, aber sie schrie noch lauter.
Während ich vom Hochbett krabbelte, standen plötzlich zwei SEK-Knechte mitten im Zimmer, in voller Kriegsbemalung – schussfester Weste, alles mögliche Gebammsel am Körper und in den Händen diese hübschen, kleinen Spielzeuge aus Israel.
„Wollen sie etwas von mir?“
„Neeee!“
„Dann aber nicht wie weg aus dieser Wohnung!“
Nackend, dabei schreiend wurden die beiden raus geschubst. In diesem Augenblick gewahrte ich noch drei Gestalten im Hausflur, an beiden Türen jemand postiert, einer hockte auf den Treppenstufen.
Frau N… wohnt doch in dieser Wohnung, ob sie mal in ihr Zimmer könnten?
N… war schon einige Tage nicht mehr hier.
Klar mit dem entsprechendem Papierchen, sonst nicht!
Ob ich wüsste wo sie sich eventuell jetzt aufhalten würde?
Natürlich war mir das bekannt, in der Wohnung ihres Freundes, der gerade ein Praktikum bei der UNO in New York absaß…
Nun versuchte es ein anderer, so ein Schleimer. Dabei kam heraus, dass nach ihren Informationen, sich N…, eine Perserin, illegal in Berlin aufhielt und die Gefahr und der Verzug, war mir aber alles scheißegal.
Was der schnackte, konnte nicht sein, da sie mir kurz vorher die verlängerte Aufenthaltsgenehmigung vorgelegt hatte.
Sofort war ich oben auf, was mit Verwarnungen einher ging, weil in diesem Zusammenhang ein bestimmtes Wort fiel: Kollaboration…
Stunden später wurde meine Mitbewohnerin von mir erreicht, allerdings aus einer Kneipe. Meinen Tipp, in der Puttkamerstraße mit einem Anwalt aufzutauchen, beherzigte sie nicht, im guten, demokratischen Glauben, da alle Papiere nebst Stempel vorhanden waren.
Noch an der Pförtnerbuchte überwältigte man N… und lochte sie für viele Stunden ein.
Es stellte dann heraus, im Amt hatte jemand geschlammt, ihre Hängeregistratur war in einem anderen Raum gelandet, dort lag sie vergessen herum.
Anschließend erfolgte noch nicht mal eine Entschuldigung. Ihr Freund, so ein leichter Linxwixer mit fernmündlicher, großer Schnauze unternahm anschließend nicht die Bohne, obwohl ich die Vorkommnisse in der Wohnung beeiden wollte…
– „Wer trotzdem wegen Stuttgart 21 im Märtyrerglück baden will, entwertet die Taten der echten Widerständler. Denn jeder Unzufriedene darf hier reden, demonstrieren, sich organisieren, vor Gericht gegen staatliches Handeln klagen und die Mächtigen bei der nächsten Gelegenheit abwählen(*1). Mehr als diese Sorte des Widerstandes braucht es in einer funktionierenden Demokratie nicht(*2).“
Zur Erinnerung! Wenn die Jungs und Mädels, z. B. bei Wackersdorf, Brockdorf oder zu bestimmten Situationen gegen das Spekulantenpack nur Protesmasturbationen bei Lichterkettenschein veranstaltet hätten, na gute Frau, was wäre bei diesen netten, erotischen Protestformen denn herausgekommen?
Richtig, die martialisch verkleideten Polizisten hätten Präservative verteilt!
(*1) – Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie längst verboten!
(*2) – Nun handelt es sich bei einer „funktionierenden Demokratie“ nur um eine schnöde, ausgelutschte Idee. Bei etwas mehr, bräuchte es nämlich überhaupt keinen Protest, denn überall gäbe es nur Friede, Freude, Eierkuchen und jede Person hätte Anspruch auf einen nicht enden wollenden Ringelpietz mit Anfassen ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand…
Tut mir ja leid, aber ich muss nicht permanent an dieses „demokratische Wellness-Camp“ auf Bahía de Guantánamo denken, um zu begreifen, dass es sich bei der sog. „Demokratie“ nur um einen eitrigen Furunkel am Arsch der Industrienationen handelt

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