„Allerdings müssen wir zugeben können, dass mit den Flüchtlingen eben auch Kriminelle und Psychopathen zu uns kommen.”

Ob Babsi John überhaupt weiß, dass in fast jedem Bus aus Chemnitz mehrere BVer hockten, die dem Bund als Geschenke offeriert wurden?
Im Netz fand ich nichts über ein Büchlein(*), welches Ende der 1970er/Anfang 1980er nur wenige Stunden im Handel war. Es stammte aus der Feder von zwei französischen Journalisten, die den staatlich sanktionierten Menschenhandel zwischen beiden deutschen Staaten ableuchteten. Merkwürdigerweise ist dieser Literaturhinweis auch heute noch nicht bei WIKI zu finden. Darin befand sich auch eine Einkaufsliste, beginnend mit den Preisen für Hilfsarbeiter bis hin zu hochqualifizierten medizinischen Personal, wobei dort noch Boni hinzukamen, für Promotionen und spezielle Qualifikationen. Auf den vorderen Rängen kursierten u.a. Dentisten, Kieferchirurgen und -orthopäden. (Wenn ich mich richtig erinnere, war der Preis für einen Facharbeiter mit mehrjähriger Berufserfahrung, runde 30.000 DM) 
Wir kamen damals in unserem Bus auf eine Summe von mindestens 1,5 Millionen DM, deren Zahlen damals schon unter den Häftlingen kursierten und den späteren Veröffentlichungen total glichen. Auf der hintersten Bank erfreuten sich acht, bis unters Kinn tätowierte Knackis, sehr lautstark ihres Lebens.
Mich beeindruckte das Auftreten vom Ostberliner Menschendealer Vogel, der diese Leute mit Verachtung strafte, aber uns alle per Handschlag begrüßte und jeden mit seinem Namen ansprach. Dabei hatte er die wenigsten Businsassen persönlich betreut, ich befand mich damals in den Fängen seines Beauftragten für den Bezirk Halle, Dr. Ködel, aus Merseburg.
Das war vielleicht eine Nase, zum ersten Sprecher erhielt ich zwei Zigaretten und er schob mir sofort einen Zettel rüber: „Sagen Sie nichts, der Raum wird abgehört! Wenn sie immer noch in den Westen wollen, dann nicken sie und müssen mir vertrauen!“
Darauf folgte noch eine Zigarettenlänge belangloses Labern und das war es auch schon.
Zum ersten Verhandlungstag tauchte er nicht auf. Ohne jemand vom Gericht zu Wort kommen lassen, blubberte ich gleich los, dass ich ohne Anwalt die Verhandlung ablehnte. Was mir augenblicklich eine sehr laut geblökte Missbilligung des Hohen Gerichtes einbrachte. Beim zweiten mal sollte ich ihm versprechen, auf das letzte Wort zu verzichten, dies brachte mich so in Rage und folglich wurde auf jene Floskel nicht verzichtet.  Augenbicklich verzog sich daraufhin der Herr Verteidiger grußlos.
Witzigerweise taucht der Wortlaut nicht in den Akten auf. Mir waren nur die junge Protokollantin und die beiden Schöffen bekannt. Irgendwann gab die attraktive junge Büroklammer, unter dem Siegel der Verschwiegenheit, meinen Spruch weiter. An den ich mich nach dem Mauerfall kaum noch erinnern konnte, wurde aber in jenen Tagen des Zusammenbruchs gleich mehrfach darauf angesprochen.
Mann, konnten Staatsanwalt und Richter brüllen!
Schon klar, wessen Geist nicht blitzt, dessen Stimme donnert
…wenn sie mich hernach in den Osten rauslassen, würden ich es am gleichen Tag nochmals versuchen in den Westen zu gelangen.“

Als der bundesgermanische Bus dann über die Demarkationslinie schlich, sprangen die schweren Jungs sofort auf und schmetterten sämtlich Strophen des Deutschlandliedes. Von unserer Meute gab es daraufhin keine Reaktion. Allerdings klatschten wir nach den ersten Zeilen der brandneuen Mucke, die der Busfahrer gleich darauf anstellte, frenetischen Beifall.

95.847 Mark verlangte die DDR für einen Häftling – jene Zahl entspach einer Notwahrheit, die landläufig unter dem Begriff Statistik kursierte.
Muss abschließend noch etwas einfügen.
Irgendwann gab es im kaltkriegerischen Lebensfleischhandel mächtige Malaisen, in deren Folge, nicht nur RA Stange aus der Schusslinie des sehr lukrativen freiheitlich/demokratischen Interzonengeschäftes genommen wurde. Da mussten sich im Untergrund Verquickungen abgespielt haben, dass niemand aus dem unmittelbaren Umfeld den Job weiterhin machen wollte. Schließlich gab die schwächste Mitarbeiterin ihr O.K. und zog aus dem hässlichen 50er Jahrebau, an der Bundesallee,  in eine riesige Kanzlei am Hurfürstendamm. Da kannte ich Madame bereits einige Jahre aus meiner Stammkneipe. Sie leider sehr unhübsch, aber trinkfest und mit einem ungemeinen Wissen beschlagen, was Kunst und Kultur betrafen. Nebenbei, die Gräfin war neben meiner Großmutter, die zweite Frau in meinem Leben, mit grenzenlosem Vertrauen zu mir. Irgendwann passierte folgendes, ich hatte ihre kleine Wohnung renoviert und sollte die restliche Kohle nachmittags in ihrer zypriotischen Lieblingsfresskneipe abholen, was auch geschah. Als beide anwesenden Freunde auf Toilette waren, kam unverhofft eine Frage der dusseligsten Art, aber nicht unberechtigt. „Sei ehrlich! Arbeitest du für die Stasi?“ Dabei fixierte sie mich stechenden Blickes.
„Wenn du so wenig Menschenkenntnis besitzt, mir deshalb diese bescheuerte Frage stelltest, dann nehme ich jetzt das Geld und du siehst mich nicht mehr wieder, dann bist du für mich außerdem gestorben!“
„Entschuldigung, ich habe deshalb gefragt, denn ich möchte, dass du ab jetzt auch in meiner Kanzlei arbeiten sollst.“
Was dann auch für ein paar Jahre geschah, bis jene Freikaufaktionen nach dem Mauerfall beendet wurden. Die entsprechende Knete für den Job kam aus einer grauen Kaffeekasse des Bundes…
An vielen Wochenenden arbeitete ich ganz allein oder mit irgendwelchen Kumpels in dem Großraumbüro.
War schon lustig, was man dort für Fälle nebenher bearbeitete. Immer wieder musste die Scheffin z. B. Gattinnen oder Verflossene (Z. B. von Sudelede, den kennt heute doch keiner mehr: Rechte Hand am Telefon, die linke Hand am Kitzler, das ist der Arbeiter- und Bauernsohn Karl Eduard von Schnitzler! Ist nicht ganz korrekt, schließlich war der Schefffdemagoge des Ostens, blaublütigen Ursprungs.) von sogenannter Ostprominenz aus den Händen von Kaufhausdetektiven befreien. In der Regel ließen sich solche Rattengesichter im KdW beim Klaufen von arschteurem Parfüms erwischen…
Anschließend ging es klammheimlich über die Grenze retour. Selbige Rückführaktionen waren immer sehr kompliziert und zeitaufwendig, denn diese Leute, ewig motorisiert mit westdeutschen Luxuslimousinen, wurden unauffällig nur über den Ausländerübergang Checkpoint Charly ausgewiesen. Wobei, neben der Westberliner Polizei, man auch immer noch die Amerikaner einbeziehen musste und die dann die Sowjets kontaktierten…
ausr-1ausr-2Welches Ost-West-Klientel mir in dem Büro so alles über den Weg lief, da holte ich mir manchmal ein Auge, die sich dort für Freunde, Bekannte und Verwandtschaft um Ausreiseangelegenheiten kümmerten.
Hinterher stellte sich heraus, ausgerechnet der nette Büroleiter sollte für Horch und Guck gearbeitet haben…
Abschließend noch einige Sätze.
Barb fand es immer wieder unverschämt, dass sich die Unterhändler des staatlich sanktionierten Menschenhandels auf die Spenden von Schwerkriminellen eingelassen hatten. Meine Frage, nach einer Statistik, was aus jenem östlich Bodensatz der dortigen Gesellschaft hier wurde, konnte sie mir nicht beantworten.
Irgendwann überreichte ich ihr, im TA PANTA RI, einige Kopien aus meiner Akte. Jener Abend begann mit einem Geständnis ihrerseits, da immer ein Restmisstrauen geblieben war. Dieses schlechte Gewissen ertränkten wir in der anschließende Nacht mit solcher Intensität, dass ich Madame später nur mit Hilfe des Taxifahrers in die Wohnung bugsieren konnte… 1-29-9-712-29-9-71Lustig fand ich kurz darauf einen Kommentar von ihr, „Mensch Klaus, in ihrer Borniertheit haben die Kommunisten deine Fähigkeiten überhaupt nicht erkannt, denn du warst ja der erste Streetworker der Ex-DDR…!“

Hier einige Links zu ganz harmlosen Geschichten aus dem Bekanntenkreis. Könnte noch viele Stories dranhängen, wo es um hochgradige Kriminalität ging bis hin zu Mord und Totschlag – von Leuten aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten, die vorher zu ihren Ostzeiten eigentlich ganz unauffällig in Strom trieben…
COCAINE-TIMUR UND SEIN TRUPP, EIN ZENTNER KNETE, DER FASSADENKLETTERER

(*) Es ist schon ärgerlich, was ich für ein Chaot (eine Schlampe) wurde. Denn zu netzfreien Zeiten prä­sentierte sich meine Büchersammlung immer vollständig nach Sachgebieten geordnet. Deshalb verschwand nach unserem Umzug vor 12 Jahren,  jene Bändchen irgendwo in den Regalen. In vielen Fällen wurde nämlich bei anstehen­den Suchereien kapituliert, zumal über die Hälfte der gedruckten Werke auch noch hintereinander stehend einsortiert sind!
Ebenso betrifft es auch ein sehr brauchbares Büchlein, gleichermaßen aus Frankreich, welches inner­halb von Stunden auf dem Index stand. Darin ging es um perfekte Hinweise, wenn man vorhaben sollte, freiwillig und optimal sein Leben zurückzugeben…
Dazu gehörte ebenso, was bereits im Vorfeld unbedingt in Betracht gezogen werden muss, wenn man zu jenem Schritt wirklich bereit sein sollte. Damit die allerletzte Portion von wirklicher Freiheit in seinem Leben, unbedingt mit Erfolg gekrönt sein wird…
Deshalb muss bereits von Anbeginn auch daran gedacht werden, um bei den unmittelbar tangierten Überlebenden, anschließend nachhaltige Befindlichkeitsstörung so gering als mögliche zu hinterlassen…

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