(Nr. I) wg. “IM” Holger Friedrich – Vergangenheit lässt sich billig klittern und deckeln, aber sie bleibt trotzdem allgegenwärtig

Beginne mit Vergangenheitsurschleim, durch den ich schon waten musste, da ging ich noch nicht mal in die Schule. Meine ersten Erfahrungen machte ich bereits als fünfjähriges Bürschchen, mit den Dorfbengels in Alt Töplitz. Mit meiner Schwester befand ich mich in dem Nest, im sogenannten DFD-KInderheim  (*)  in ihm lebten nur Ableger roter Zecken aus der ganzen Zone, hauptsächlich von sog. emanzipierten Alleinerziehenden
Alle wurden wir, zu jeder sich bietenden Gelegenheit, bärenmäßig von den Dörflern gemobbt und immer wieder auch physisch angegangen.
Das Muttertier hatte uns in dieses Heim verschleppt, weil sie der Meinung war, ihre Eltern würden uns zu sehr verwöhnen. Der Grund ihres Aufenthaltes in Ostberlin, hing nicht nur mit der Absolvierung eines Parteilehrjahres zusammen und dem Faible, sich in der Freizeit als Trümmerfrau zu betätigen. Die übereifrige Jungstalinistin wartete schon lange darauf, dass sie alle Formalitäten erledigen konnte, um anschließend mit einem Sowjetmajor nebst ihren Gören, endlich in Richtung Ural abdüsen zu können.
Meine vierjährige Schwester kam dort mit nicht mehr klar. Als Papas Liebling litt sie immer noch unter der Monate vorher geschehenen Scheidung der Eltern. Dabei war mir die seltsame Art ihrer Traumatisierung, etwas entgegenzusetzen, längst bekannt. Registrierte es, als wir beide das Jahr vorher erstmalig, nach Friedrichsbrunn, in ein Heim kamen. Allerdings kümerte sich in solchen Momenten die alte Heimleiterin rührend um das Mädel. Mir blieb dabei nur vollkommen verständnislos übrig, dieses seltsame Geschehen zu beobachten…
Landete zu jener Zeit, wegen einer Scharlacherkrankung, dann mehrere Wochen in einer Seuchenabteilung in Quedlinburg. Kam retour und alles schien sich erledigt zu haben, nahm es zumindest an. Nun ging im Töplitzer Heim die gesamte Chose wieder los.
Immer wenn sie dort unbändig ausflippte, holte man mich.
Mir schließlich alles ebenso stank, in deren Folge ich aber letztlich auch durchdrehte…
Einem blutjungen Erzieher kam die Eingebung und man steckte mich deshalb, im laufenden Schul­jahr, in die dortige Zwergschule. Lernte in einer affenartigen Geschwindigkeit Lesen und Schreiben, war aber Linkshänder! Was in der etwas später erfolgenden richtigen Einschulung, wochenlang mit physischen Erziehungsmethoden einherging, sollte ich doch perspektivisch gesehen, irgendwann in der Naumburger Kadette landen!
Oma nahm irgendwann eine Wesensveränderung bei ihrer Tochter wahr. In deren Folge sie daraufhin ihre beiden Enkel aus dem Brandenburgischen entführte. Jene Aktion aber auch noch mit einer polizeilichen Großfahndung einherging…
War ich froh, endlich wieder in den heimatlichen Kindergarten zugehen.
Allerdings begann nach dem Schulbginn ein jahrelanges Mobbing von Seiten fast sämtlicher Klassenkameraden, gemeinsam mit einigen Lehrern.
Um jene Marter durchstehen zu können, fingen meine Großeltern sehr viel von dem schulischen Unbill auf, zum Leidwesen ihrer Tochter.
Während der folgenden Jahre bekam ich zuhause den ideologischen Zwist zwischen den drei Erwachsenen permanent mit.
Opa konnte nie verstehen, weshalb sein Ableger mir viele angehenden Bekanntschaften, aus ganz bestimmten Elternhäusern vehement verbot. Mit dem einen durfte ich nicht spielen, weil sein Vater bei der Waffen-SS war, dafür seine Mutter, als Opportunisten der SED beitrat. Beim anderen Vater traf sich jahrelang die SA in seiner Kneipe und so ging das weiter, dabei lag der letzte Krieg bereits über ein Jahrzehnt zurück.
Dadurch wurde aus mir letztlich ein isolierter Außenseiter, der immer mehr ausflippte, besonders gegen die vermeintliche Mutter und ihre unsäglichen Genossen. Bis bei uns immer öfters dieses Stalinisten- und Stasi-Pack auftauchte, war mir aber schon lange beigebracht worden, was ich auf keinen Fall draußen erzählen durfte. Deshalb bekam ich anfangs noch sehr viel mit, was die ideologischen Zwistigkeiten zwischen den Erwachsenen betrafen.
Großvater, zwar von Anbeginn in der SED, blieb aber innerlich ein Sozi. Machte sich folglich über die kommunistischen Irrwege nicht nur lustig. Da kam schon mal die Frage, ob Töchterchens Genossen und ihr eigentlich klar war, wie idiotisch sie eigentlich mit der Bevölkerung umgingen. Auf der einen Seite machten die neuen Funktionäre ausgiebige Kotaus vor den gewendeten höheren Altnazis, gaben vielen von denen, im Sangerhäuser Röhgrabenviertel sogar neue Reihenhausscheiben mit Gärten, während ehrliche Individuen, die zu bestimmten Sauereien ihr Mundwerk nicht im Zaum hielten, in den Knast wanderten…
Ob sie nicht registrierte, wie das sich entwickelnde System windschnittige Opportunisten heranzog, zwar ideologisch getrimmt, so mancher darunter, der auch noch mit Strohdummheit gesegnet schien. Und diese Leute knüpften überall wieder ihre entsprechenden Seilschaften. Bald trugen auch viele Personen der nun gebildeten Schicht, der dortigen klassenlosen Gesellschaft, stolz ihr Bonbon.
Man muss da besonders an gewisse Abgänger von Knüppel-Akademien erinnern, aus der sich nun eine Kaste der Intelligenzija etablierte, die, wenn sie nicht in den Westen abhauten, plötzlich in der Dreigrammbewegung landeten. Weil es als opportun galt, dadurch irgendwelche Vorteile ergattern zu können, wie bereits in den abgelösten Nazi-Strukturen gehabt.
Aus jenen Mitläufern erwuchsen letztlich die tragenden Säulen der roten ostdeutschen Gesellschaftsordnung, mit all seinen Auswüchsen! Was zwangsläufig zur ausufernden Paranoia in Richtung überdimensionierter Bewachung und des bedeutsamen Spitzelsystems führen musste.
Weil nämlich irgendwann auch die arrivierten Kleingeister in der Provinz, sich um ihre bescheidenen Privilegien sorgten. Dabei wurden sie von oben mächtig hofiert. Es begann mit Exquisitläden für besser verdienende Zeitgenossen, den Intelligenzklubs mit ihren speziellen Angeboten, die Wiedereinführung von ehemals abgeschafften Titeln für höhere Tiere im Gesundheitswesen usw.
– Noch nicht fertig, weil ich den Bogen zu Holger Friedrich bisher nicht spannte,  ebenso fehlt noch etwas zu vermeintlichen Moralisten, wie Robert Ide, dem Buchautor und Eksperte zur deutschen Einheit…

( II )

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