Archiv für den Monat: November 2009

Da war doch noch etwas

Beide Schriften stammen aus der gleiche Zeit. Während die einen an der Vorstufe des Kommunismus herum bastelten, gab es auf den anderen Seit Hinweise, um als Reisende dort nicht aufzufallen, damit die Zonis bei ihrer Frickelei nicht gestört wurden…

Ost

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West

Mal „Hüh”- mal „Hot”!

Kulturzeit wird auch immer flacher.
Schon der Vorspann nervt, ich finde ihn reichlich faschistoid…
Heute ein Thema, was für mich nie eins darstellte, weder im Osten noch hier: „Die Rückkehr des Kriegsspielzeugs“. Verstehe ich nicht. Politisch korrekt müsste der Titel aber anders lauten: “Die Rückkehr des Freiheitsverteidigungsspielzeugs”, oder?
Witzig, wie sich jetzt Pücholochen und sogar Popen winden, um deren Spielwert zu rechtfertigen. Auf die gewichtigen Betrachtungen von Mutti Schulte möchte ich nicht eingehen. Ist der Name ihres Ablegers (Finn) lediglich eine deutsche Verniedlichung des skandinavischen Rufnamens: Puukko?
Nun zu meinen kindlichen Erfahrungen.
Zwar fielen mir beim Stöbern in einem Schrankkoffer auf unserem Dachboden, auch Soldaten und Fahrzeuge in die Hände, aber alles Wehrmachtszeug. Indianer, Cowboys ließ man gerade noch durchgehen. Ausgeprägter Drang in diese Richtung war mir eigentlich fremd, ich spielte lieber mit dem Stein- oder Stabilbaukasten und meiner elektrischen Eisenbahn.
Allerdings lag ich manchmal stundenlang im oberen Flur und schoss mit einer Armbrust auf einen schön bemalten Adler aus Sperrholz, auf den schon Opa ballerte. Der Vogel war ungefähr 80 cm hoch und 60 cm breit. Man konnte mit Pfeilen, die mit Saugknöpfen versehen waren, Kopf, Schwanz, seitlich mehrere Federn abknallen, steckte ihn anschließend wieder zusammen und weiter ging es.
Mit 10 Jahren baute ich mir Flitzebögen aus Eberesche und Haselnuss, alles unter Aufsicht vom Großvater. Er gab mir ein Jahr später einen gigantischen Tipp, als nächstes wurde aus einem großen Herrenregenschirm eine Bogen hergestellt, der Haltegriff entfernt, und das Oberteil mit Bindedraht zusammen gerödelt, die Sehne bestand aus einer Klaviersaite. Als Pfeile dienten Goldrautenstiele oder dünnen Haselnussgerten. Nebenbei wurde mir auch beigebracht richtige Zwillen zubauen. Weiterlesen

Prinz Charly hatte gestern Geburtstag

Der Gabentisch von Prinz Charly wird sicher anders ausgesehen haben. Bin mir aber sicher, er hing nicht auf so einer lustigen Fête rum… (Ich bin ein paar Stunden älter)
Wenn ich nur an seine griesgrämige Mammi denke…
Beginnen werde ich ich wie ein ganz wichtiger Probierpolitiker. „Lassen Sie mich bitte einen Satz sagen! Ich bedanke mich bei allen Gästen, wegen der guten Laune, dem Appetit, dem Durst und für die Präsente.”
Fange mal an, einiges über die Geschenke abzulassen.
Die Rechnung auf dem Gutschein von Micha und Annette stimmt nicht ganz, es war mein 62ster Geburtstag! Aber fast alle zählen bekanntlich die Summe dieser Tage falsch… Jedenfalls kann ich mich jetzt mit meinem digitalen Müll mehr ausscheißen, wegen der erhaltenen 1073741824 bytes bei ZK.de. Weiterlesen

Meine Büttenrede

Mein Weib hat recht, in mir steckt ein Hang zum Messie, allerdings flog heute der Inhalt von zwei Bananenkisten in die Tonne. Trotzdem blieb etwas an meinen Händen kleben, u.a. dieser letzte Gruß von Gerulf, allerdings von der Witwe geschrieben.
Beim anschließenden Versuch gesammelte Zeitungsartikel in die Tonne zu treten, traf mich eine Fügung, wer weiß wo her. Kurz vorher waren ein Haufen Bücher im Papiermüll gelandet, alles gepflegte Ausgaben. Diesen Entsorger nur einen Kulturbolschewisten zu bezeichnen, würde der Angelegenheit nicht gerecht werden – Becket, Fontane, Huxley, London, Majakowski, Mühsam usw.
Ein lustige Ausgabe befand sich auch darunter und diese wurde ausgerechnet zum Muttertag verschenkt: „Die Geschichte der Hexen und Hexenprozesse”. Was mag sich Annemie dabei gedacht haben?
Hier muss ich etwas einschieben.
Schon herb, mein Weg führt mich seit geraumer Zeit in jene bestimmte Sackgasse, die immer finsterer wird. Das phänomenales Gedächtnis für Daten jeglicher Art, Biographien und Literatur macht den Abflug. Die allgemeine Merkfähigkeit lässt mich mächtig im Stich. Besonders fällt es mir bei Musik auf, noch vor wenigen Jahren genügten ein paar Töne und sofort erkannte ich Interpreten nebst Songtitel…
Vor mehreren Tagen war es nicht möglich, zeitlose Gedichte von einigen Schreibern abzurufen, dabei fiel auch Pannachs Name.
Heute nun, kam durch sein Bild die Erinnerung wieder und ich wurde im Netz auf Anhieb fündig.
Diese Zeilen – in der Zone (auch Gerulf gelang es nicht, mir dieses Wort abzugewöhnen) verzapft – sind heute aktueller denn je. Weiterlesen

„Die zarte Pflanze der Zersetzung – Humor in der DDR”.

Im heutigen „Tagesspitzel” gab es mal wieder eine erfrischende Seite.
Wenigstens etwas ohne jene Permanentscheisse, die sich seit Monaten mit dem Mauerfall und der vorangegangenen „friedlichen Revolution” beschäftigt, auch wie toll wir damals alle waren…
Jedenfalls kotzt mich diese Entwicklung und Darstellung der Mauer- und Nachmauerzeit fürchterlich an. Beim Umgang mit der schizophrenen Situation vorher/nachher, nehmen sich Ossis und Wessis absolut nichts. Weiterlesen

Aus meinem Archiv

Vor 20 Jahren liefen in +berg die Druckerpressen an. Im Untergrund wollte man auf den Ansturm der Ossis gewappnet sein und begann Unmengen an Geld zu produzieren.
Wie damals aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, sollte der sogenannte „Kreuzbergdollar” im gesamten Staatsgebiet der Zone eingeführt werden, zur Stützung der maroden Ostmark.

“Auferstanden aus Ruinen…” – die Nationalhymne der Zone

Via \”Liebes Tagebuch\”
Micha hat in seinem gestrigen Blog eigentlich schon alles abgelassen.
Ich gebe heute einfach nur meinen Kommentar dazu wieder:

Ja, ja der „Trümmerwalzer” – mit ihren Hymnen kamen allerdings beide deutschen Reststaaten nie klar.
Vor meiner Jugendweihe, 1963, wurden wir in der Schule noch getrimmt, Text und Melodie mussten sitzen. Zum abschließenden gemeinsamen Singsang hatten die Genossen auf der Bühne, im Kreiskulturhaus, extra einen großen Schulchor platziert. Weil sowieso die Hälfte der Leute sich weigerten mit zu singen und die Lehrer machten sich heimlich Notizen.
In Wiki las ich, dass die Hymne ab 1970 nicht mehr gesungen wurde.
Die Stare kamen damals mit einer merkwürdigen Begründung, weil sich der Text angeblich überholt hatte, schließlich seien die Ruinen beseitigt worden. Diesen Ukas mussten Kriegsblinde erlassen haben, denn überall in der Zone konnte man noch Trümmerlandschaften begutachten.
Jetzt trat etwas merkwürdiges ein, plötzlich sangen die Leute mit.
Zu meiner Zeit bei der „Arbeiterknüppelgarde” (1967/68 riss ich meinen Wehrdienst bei den Bereitschaftsbullen in Halle ab) wurde aus diesem Anlass ewig der Befehl erteilt, auf keinen Fall die Strophen zu singen. Was zum Leidwesen der Offiziere dazu führte, dass immer wieder Leute recht laut und sehr schräg mit summten.
Bei solchen kollektiven Protestformen erschraken die Verantwortlichen immer gleich – „wegen gewisser Tendenzen, die ewig der Westen steuerte”. Deshalb wurde restriktiv gegen einzelne vorgegangen und von den Staatsanwälten permanent „exemplarische Bestrafungen” gefordert.
In einem anderen Fall reagierten die Genossen anfangs nur hilflos, schließlich machten sich Agitatoren in Betriebe und Schulen auf, schließlich wurde die Maßnahme zurückgenommen.
Es handelte sich um eine Fahrpreiserhöhung der Magdeburger Verkehrsbetriebe. Ich erinnere mich nicht mehr, entweder sollte das Ticket von 15 auf 20, oder von 20 auf 25 Pfennige verteuert werden.
Plötzlich bezahlte die Masse ganz provokativ den alten Fahrpreis. In diesem Moment kehrte sich die „gesellschaftliche Kontrolle” um, (als Permaschwarzfahrer machten mich schon mal Mitfahrer an, durch die Bank weg, trugen diese Kontolleure eine Existenzmedallie am Revers) Leute wurden angemacht, wenn sie den neuen Fahrpreis in die Zahlboxen steckten…