Winter’s Bone
Da wir nur die Glotzen-Programmzeitschrift aus der Berliner Zeitung haben, ist es manchmal ein Anschiss, wegen der Ankündigungen. Wegen meines Misstrauens nehme ich bisweilen Filme noch mit dem Vijo-Recorder auf, so am gestrige Tag geschehen.
Fast jedweder geistige Dünnschiss landet in der Mediathek, folglich dieser anspruchsvolle Streifen natürlich nicht…
Archiv für den Tag: 5. Januar 2015
Stürmischer Tag
Gestern herrschte ein Sturm mit Windstärken um die 6 der Beaufortskala, SchwarzRotSenf auf dem Dach des Ministeriums für Finanzen stand wie ein Brett, Böen müssen 8 und mehr gehabt haben – keine guter Tag für Drahteselreiter, deshalb zog ich die Kombination von U-Bahn und Straße vor.
Hinterher kam es bei mir zu einem Kulturschock, erst mehrere Stunden in dem gigantischen Bau des Museums für Kommunikation, dann vor mir, auf dem Weg zum Potsdamer Platz, die eckigen Scheißhaufen aus Stahlbeton mit ihrer hochglobten Schießscharten-Architektur…
– Am 2. Januar war es abends noch stürmischer, deshalb parkte mein Hirschlein am Alex, als ich in seiner Nähe einige Photos machte.
– Wenn ich daran denke, was der Platz zu meinen letzten Zonenjahre für einen quirligen Eindruck hinterließ, der damals sogar den Vopos und vielen Genossen im dezenten Dederon-Loock nicht gefiel. Die mit nervigen Ausweiskontrollen und anschließenden Aktionen immer wieder für etwas mehr Platz sorgten – die roten Komiker nannten solche Maßnahme: Klärung von Sachverhalten, dafür ging es dann in das Bullenrevier Keibelstrasse, wenige Minuten von hier…
Als ich an der Tramhaltestelle – der M4 – eine Auskunft wollt, ringsherum nur spanische, englische und französische Klänge. Von vereinzelten Zeitgenossen kam auch nur, „english please“ oder: „Ich bin nicht von hier.“ Dann in der Tram weiteres babylonisches Sprachengewirr, nur bei den wenigen Leute, die mit dicken Klüsen herumhockten, schien es sich um Eingeborene zu handeln. Richtig, nach dem dritten Versuch kam endlich die korrekte Auskunft.
Auf der Rücktour, gegen 8:30 PM, gings wegen der vielen Graffitis per pedes weiter. War wirklich komisch, meistens redeten jene wenigen jungen Leute, die mir entgegenkamen oder mich überholten wieder nur Spanisch oder Englisch. Auf der Greifswalder erinnerte verkehrsmäßig alles an die 1970ger…
Der gerade erlebte Totentanz setzte sich auch am Alex fort, an den Haltestellen lungerte wartendes Volk und auch die wollten nur fluchtartig jene Gegend verlassen. Abgesehen von den erleuchteten Konsumtempeln, erinnerte der Rest auf dem Platz an eine riesige Mülldeponie des heutigen Frohsinns, mit dem Gekreische von Helene Fischer untermalt.
Dort traf ich aber auf die erste Berliner Pflanze – einen Flaschenhai, der mich grüßte. Während einer Rauchpause offerierte er mir seine letzten Jahre. Meinen Einwand, dass er bestimmt bald einen Gewerbeschein für seinen Job benötige und dafür auch noch Steuern blechen müsste, begegnete er mit Zustimmung. Ob ich ein Photo von ihm machen wolle, dafür gab es einen weiteren Glimmer. Anschließend noch einen zerknüllten, europaweit verbreiteten Spandaudollar, der sich schon mehrere Tage in der Tasche meiner Feldjacke tummelte. Weiterlesen