Kein “Nationalheld” ohne Furcht und Tadel

Endlich klappte es.
Beginne für Ungläubige und nicht so Bibelfeste Zeitgenossen mit Matthäus – Kapitel 7 – Vers 7, wo da steht: …suchet, so werdet ihr finden…
Siehe da, welch göttliche Fügung!
Man fand ein neues Amt für Margot Käßmann und sie wurde EKD-Beauftragte für das Reformationsjubiläum 2017.
Na bitte schön, das ist doch was – Gratulation!
„Honi soit qui mal y pense“, wenn Madame über Dr. Martin Luther mal einwarf: “Er war kein Mann ohne Makel.”
Ihr traue ich sogar zu, dass sie sich dabei mit Augenzwinkern einbezog.
Als Frau natürlich!
Richtig! Schließlich war der berühmteste Wendehals aus dem Mansfeldischen absolut kein Kind der Traurigkeit.
Würde mich sogar darin versteigern, seine Frömmigkeit und parallel dazu die ausgeprägte Neigung zum Hedonismus unterlagen ewig einem labilen Gleichgewicht.
Der kleine, dicke Eislebener war allen Freuden des Lebens sehr zugetan, soff gern und ausgiebig, schaute dabei dem Volke aufs Maul, den dicken Mädels ins Dekolletee und klopfte nebenher ewig Sprüche, manche wurde legendär.
Hier eine winzige Auswahl:
– Wer im zwanzigsten Jahr nicht schön,
im dreißigsten nicht stark,
im vierzigsten nicht klug,
im fünfzigsten nicht reich ist,
der darf danach nicht hoffen.

(Bei meinem Großvater klang diese Weisheit etwas anders.
Bis zum zwanzigsten Jahr musst du wissen was du willst,
bis zum dreißigsten dich etabliert haben.
Im vierzigsten alles überschauen können,
damit du dich ab dem fünfzigsten
auf den Lebensabend vorbereiten kannst…
)

Diese  könnten von seinem Zeitgenossen Machiavelli stammen:
Des Menschen Herz ist wie Quecksilber, jetzt da, bald anderswo, heute so, morgen anders gesinnt.
Für Heuchelei gibt’s Geld genug. Wahrheit geht betteln.
Wer die Erkenntnis der Sache nicht hat, dem wird die Erkenntnis der Worte nichts helfen.
– W
er treu arbeitet, betet doppelt. Wer untreu arbeitet, flucht doppelt.

Hier etwas aus jener Zeit, als Luther noch an der Seite seines Landsmannes und Kollegen Thomas Müntzer stand:
– Es passt sich aber nicht, dass einer auf des andem Arbeit hin müßig geht, reich ist und wohllebt, während es dem Arbeitenden übel geht, wie es jetzt die verkehrte Gewohnheit ist.

Diese Eingebungen wurden mit Sicherheit nach den Bauernkriegen verfasst, als auch Ullrich von Hutten den reformierten Wendehals lange abgeschrieben hatte:
– Wes Brot ich eß. des Lied ich sing.
– So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist!

Ein witziger Geistesblitz, als dauerhafte Rechtfertigung für jegliche entgegengesetzte Meinungsäußerungen:
– Jede Art Berufung ist bedeutsam und nötig, damit das Gewissen gewiss sei.

Bei den folgenden zwei Sprüchen gehen die Meinungen der „Experten“ vollkommen auseinander, denn manche sind der Überzeugengung, dass sie nicht von UNSEREM seligen Herrn Reformator stammen.
– Warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?
– Warum wichset ihr unter den Tisch? Gefallen euch meine Töchter nisch?

Alle restlichen Gedanken drehen sich nur noch um den Suff, stammen bestimmt aus der Zeit vorm Reinheitsgebot.
Denn nach 1516 verdammte die Kirche alle psychoaktiven Zusätze aus Bilsenkraut, Sumpfporst, Tollkirschen, Schlafmohn, Muskatnuss oder Wermut.
Folglich dröhnte die Gerstenkaltschale nicht mehr so und dies führte zu wesentlich geringeren Bewusstseinserweiterungen in jene Richtung.
Ein Rausch ist zu ertragen, die Trunkenheit aber nicht.
– D
ie Welt ist wie ein trunkener Bauer; hebt man ihn auf der einen Seite in den Sattel, fällt er auf der anderen Seite wieder herab.
– Es muß ein jeglich Land seinen eigenen Teufel haben, Welschland seinen, Frankreich seinen.
Unser deutscher Teufel wird ein guter Weinschlauch sein und muß Sauf heißen, daß er so durstig und höllisch ist, der mit so großem Saufen Weins und Biers nicht kann gekühlt werden.

– Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang bleibt ein Narr sein Leben lang.
– Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott!
Wie der geneigte Leser leicht feststellen kann, gibt es eine größere Anzahl Gemeinsamkeiten zwischen Margot K. und dem Reformator.
In einer Hinsicht hatte Martin Luther im ausgehendem Mittelalter mehr Glück, als Frau Käßmann vor einigen Jahren in Hannover.
Wenn er nämlich sturzbesoffen zu seiner Verlobten Katharina von Bora ritt, um mit seinem neunten Finger in ihren Körperöffnungen herumzustochern, interessierte es wirklich niemand, denn Trunkenheit am Zügel wurde damals nicht geahndet.

 

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