Habe vor längerer Zeit mal eine wesentlich bessere Dokumentation über Levi Strauss gesehen, deshalb pennte ich natürlich wieder ein.
Es gibt auch einen tollen Bildband über die Geschichte jener blauen Hosen…
Der alte Strauss hatte nämlich viel experimentiert mit dem Aussehen, in der Urform befand sich auch ein Niet im Schritt…
Zu seiner Zeit war noch mehr: Learning by Doing! angesagt. Deshalb wurde die Idee mit dem Stück Metall unterhalb der Nüsse, ganz schnell fallen gelassen.
Da hockt so ein Kuhjunge breitbeinig auf seinem Sattel, lässt die Hitze vom Lagerfeuer an den Beinen hoch krauchen und irgendwann steht er mal auf…
Als sich die Blues Jeans in Deutschland einbürgerten, gab es hüben, wie drüben mächtigen Ärger. Weil diese Teile weniger als Kleidungstücke Furore machten, sondern mehr der Ausdruck eines Lebensgefühls waren. Edgar Wibeau lässt sich darüber aus, was prompt viele junge Ostler vollkommen falsch interpretierten und den Politgreisen gewisse Lockerungen nachsagten.
Was hat die Mutter meiner Schwester gegen die „Nietenhosen“ gemobbert. Oft hing das Teil, im entscheidenden Moment, nass über der Badewanne…
Sie fand es sogar rechtens, dass Rossi und ich von den schriftlichen Prüfungen der 10. Klasse ausgeschlossen wurden, als wir morgens in jenen Beinkleidern auftauchten.
Noch lustiger gestaltete sich mein Auftritt nach der allerletzten Heimreise bei der Truppe. Sie mussten mir nochmals eine Standorterweiterung zukommen lassen, da ich beim letzten Urlaub, trotz „Vergatterung“, meine Zivilsachen „vergessen“ hatte.
Ohne Zivilerlaubnis tanzte ich bezecht und verspätet am Tor an, dort wollte man mich so nicht vorbeilassen. Meine Tasche mit der Uniform ließ ich am Fenster des Wachlokals fallen und verabschiedete mich wieder. Zwei Soldaten hasteten hinter mir her, durfte dann doch so in den Kompaniebereich abtreten. Mein Kompaniechef, wohlweislich pennte er oben, war bereits informiert worden und schrie kurz nach der Geisterstunde wie ein Blöder auf dem Flur herum. So bekam wenigstens jeder mit, wie ich dort herumlief. Die Klamotten konfiszierte anschließend der UvD. Sie bekam ich am Entlassungstag kurz vor meinem Abmarsch ausgehändigt, dies geschah 22 Uhr, weil man den letzten Zug des Tages noch erwischen sollte, der fuhr gegen 23 Uhr 30 vom Hauptbahnhof ab. War es mir doch vergönnt, die letzten drei Tage auch noch im Bau zu verbringen.
Ach so, mein Outfit war folgendes.
Jesuslatschen, vollkommen abgetragene Jeans, der breite Gürtel bestand fast nur aus Nieten, ihn zierte ein Koppelschloss der schwedischen Kriegsmarine. Dazu ein langärmliges Matrosen-Nicky der baltischen Flotte, auf den Schultern hing eine schwarze Pelzjacke, dazu kam noch die Baskenmütze und eine riesige Sonnenbrille. Um den Hals hingen haufenweise Lederschnüren mit Steinchen und Perlen…
Vor Jahren nervte Strauss & Co. mächtig, als sie ihre Werbekampanien für die 501 mit unseren alten Hit´s untermalten und alle Songs zu miesen Gassenhauern degradierten.
Zwei Jeans waren ehemals „Wrangler“, die „501“ ist mit Flicken aus „Kultur“-Stricken besetzt.
Wegen der Reißverschlüsse zog ich die „W“ immer vor, obwohl es damit auch ein Haufen Ärger gab. Feucht anziehen ohne Slip, damit es keine SSL (Sichtbare SlipLinie) gab, mit geöffnetem Verschluss trocknen lassen, dann ganz, ganz vorsichtig den Reißverschluss hochziehen…