Autor: Stefan Schultz
Der Killer von Utøya hat seine Gräueltat akribisch geplant. Kurz nach seiner Festnahme ist ein 1516-Seiten-Pamphlet aufgetaucht. Es ist das Psychogramm eines Besessenen, der neun Jahre seines Lebens einer irren Ideologie widmete – und der sich nun zum Internetdemagogen aufschwingen will…
Es ist eine Schrift, die ebenso verstörend ist wie die Verbrechen, die der 32-jährige Norweger begangen hat. Der Entwurf einer gespenstischen und grotesken Welt. Seiner Welt…
1516 Seiten umfasst Breiviks Schrift. 778.242 Wörter Wahnvorstellung. 4,9 Millionen Schriftzeichen wirre Ideologie. Es ist eine Antiutopie, die bis ins Jahr 2083 reicht, jenem Jahr, in dem laut Breivik der Nationalismus auf allen Ebenen herrschen soll. Neun Jahre lang hat sich Breivik diese Phantasiewelt aus rechten Blogs zusammengetragen, hat sie weitergesponnen, detailliert ausgearbeitet, hat darin gelebt, in Gedanken, einsam, allein, weitgehend abgekapselt von der Wirklichkeit…
Eine journalistische Glanzleistung hat S.S. in seinem Artikel abgeliefert und leuchtet das „Werk“ von A.B.B. auf eine recht merkwürdige Art ab. Diese tiefgründige Rezension muss unbedingt für den Pulitzer vorgeschlagen werden. Was lassen sich aus fast 800 000 Wörtern und ca. 5 Millionen Schriftzeichen alles für Wahnvorstellungen und Ideologien basteln, zumindest eine „Antiutopie“ kann dabei herauskommen, gestreckt auf 72 Jahre. Nun ist die Zukunft heute auch nicht mehr das, was sie früher mal war. So Größenwahnsinnig kam ja noch nicht mal Adolf der Gütige daher, denn er plante 1000 Jahre für die Vollendung seines Schlaraffenlandes ein. Weiterlesen