Archiv für den Monat: Juli 2013

Merkwürdigkeiten aus dem Berliner Äther

Als ich heute morgen kurz nach 7 Uhr aus der Koje schnippte, da erwischte mich ein leichter Hexenschuss. Nahm dagegen die entsprechende Droge, verkrümelte mich anschließend wieder im Nest und las, ab kurz vor 9 Uhr blubberte nebenher noch dradio.
Bezeichnend fand ich das Radiofeuilleton, es ging logischerweise und sicher wegen der Quoten um Ägüpten – war es nun ein „Erzwungener Machtwechsel durch die Bürger oder Putsch?“
Es gab rechtsphilosophische Gedanken zum Putsch oder Nichtputsch. Meister Möllers, Lehrstuhl
für Öffentliches Recht, der Humboldt-Universität Berlin, wand sich für zwei Aale. Mir blieb irgendwelches konfuses Zeug hängen. Demokratie hin – Demokratie her, freie demokratische Wahl – gebrochene Wahlversprechen, guter Putsch – schlechter Putsch und so ging es die ganze Zeit.
Schließlich ward alles zu Gunsten der freien westlichen Welt hingebogen, schon weil die US-Amerika weiter Militärhilfe blechen soll, die schließlich für eine halbseidene demokratische Entwicklung dort dringend benötigt wird.
Ach so, der Herr hat bei seinen merkwürdigen Verwebungen unterschiedlichster Art und dem daraus resultierenden rechtsphilosophischen Konstrukt, doch glatt den wirtschaftlichen und militärischen Wert des Suezkanals vergessen. Scheinbar nimmt der kluge Herr an, dass man aus den Folgen von 1956 gelernt hat, als nach der Verstaatlichung dieses künstlichen Baches, englische und französische  Bomberflotten auf ihre spezielle Art alles wieder rückgängig machen wollten, was bekanntlich in die Hose ging. Nebenbei die Politiker der freien westliche Welt geflissentlich übersahen, dass sich rund 2000 Kilometer nördlich eine weltpolitische Tragödie von ganz anderen Ausmaßen abspielte…
Es kam anschließend aber noch besser! Mit ihrer Weigerung den Ägyptern Weltbankkreditmittel für den Bau des Assuan-Staudammes zu gewähren, wurde der bekennende Antikommunist Nasser in die Arme der Sowjetunion getrieben…
Heute will man sicher versuchen das Pferd auf eine andere Art aufzuzäumen, alles soll völkerrechtlich kaschiert über die Bühne gehen, versehen mit einem pseudo-demokratischen Anstrich. Was letztlich wieder aufs Gleiche hinausläuft und in der Tradition der letzten 250 Jahre anknüpft, wobei sogar das deutsche Reich zweimalig seine Anteile nicht verleugnen kann.
Alle werden erst kurzzeitig aufwachen, wenn demnächst die ersten perforierten Dampfer auf dem Boden des Kanals parken.
Mal sehen, welcher Faruk-II-Verschnitt den Mächten letztendlich genehm sein wird…

Wenigstens ward das gleich anschließende „Album der Woche“ ein Lichtblick.

Allerdings tat ich mir das „Buch der Woche“ nicht bis zum Schluss an, denn Sachbücher und Doktorarbeiten von Klaus Theweleit, sollen sich getrost andere Leute einziehen. Ich mag nämlich keine Schreiber, die sich wie tote Fische ewig im Mainstream treiben lassen.
Dabei hatte mir sein Schmöker aus den 1970er Jahren noch nicht gereicht (Selbiger vergilbt in einem meiner Regale.), deshalb gings vor einigen Jahren zu Vorstellung seiner Hendrix-Biographie (Im Brechthaus?) und dies hätte ich nicht tun sollen! Weiterlesen

Das Gesetz der Schere

(Welches Gesetz gibt es da überhaupt und wo?)
Wollte gestern eigentlich etwas zu einem Artikel im TAGESSPITZEL ablassen, kam irgendwann aus dem Wirtshaus und blieb dann mümmelnd bei „Mississippi Burning“ hängen.
Überflog dann doch heute die Zeitung, obwohl ich bereits am Dienstag die Schnauze so gestrichen voll hatte und diese Blatt nicht mehr anrühren wollte, außerdem muss endlich das Wochend-Abo gekündigt werde, denn die freitäglichen NACHRUFE kann ich auch in der Kneipe einziehen.
An besagtem Tag waren, frei nach dem Leitspruch – rerum cognoscere causas – Schreiber und Redakteure sehr tief in die Gülle der Boulevard-Journaille hinab getaucht.
Eine Drittelseite betraf die Ablichtung vom Oberprääsidentenscheffdesigner, seine Majestäät v.u.z.  Glööckler, alles in allem wurde fast eine Seite für den Herrn verplempert.
Wenn die Verantwortlichen solch eine Nase als kommenden Quotenheinz aufbauen müssen – Nein Danke! Weiterlesen

ägüpteN

.man muss nicht wissen, welcher sprucH sich unter hoseA 8, verS 7 verbirgT
.ab morgen werden die folgeN lange zeiT im HDTV-formaT zu bestaunen seiN
.hier nun eine kurze toncollagE – “heute”, 19 uhR und die anfangssprechblasE wenige stundeN späteR Weiterlesen

Kurrentschrift und Sütterlin

Gestern erhielt ich vom Scheff aus dem ehemaligen amerikanischen Sektor ein digitales Rauchzeichen zu einer witzigen Hausseite – eigentlich Werbung in Richtung Grafikdesign – aber nicht mit dem üblichen Reklame-Lala-Scheiß bestückt, sondern vielseitig informativ.
Gleich anfangs wird auf den neuen Kurrent-Font von Georg Salden hingewiesen.
Irgendwann in den 1980ern begann ich während meiner Neckermann-Abizeit am Berlinkolleg, wieder Sütterlin zu schreiben.
Minimaler Input bei maximalem Output war nicht nur bei mir angesagt, dass aber laufend irgendwelche Leute auf meiner Pisse Kahn fahren wollten, ohne jemals etwas von ihnen zurückzubekommen, dass stank mir irgendwann. Deshalb besann ich mich auf diese alte Schrift. Anfangs wurden mit ihrer Hilfe lediglich besonders wichtige Gedankengänge notiert, was man zunehmend als unsozial kritisierte, hinzu kam meine vielfache Verweigerung an Gruppenarbeiten teilzunehmen…
War es bereits ein Sakrileg, wenn ich an der Schule und später an der FU, montags mit der FAZ zu bestimmten Seminaren erschien, erfuhr alles noch eine Steigerung. Beim Gebrauch der alten deutschen Schrift kam es sogar vor, dass ein paar Linxwixer mir deshalb bereits einen Fascho-Touch unterstellen wollten…
So mancher Dummfick von damals wird es heute bestimmt auch anders sehen, wobei diese Bewertung keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt, weil sich etliche Leute nach Diplomen und evtl. angehängten Titeln zu noch krasseren Dödeln entwickelten…

Der erster Versuch, meine Unterschrift in Kurrentschrift auf einem Dokument unterzubringen, ging voll in die Hose, als ich auf der Warnowwerft einen Werksausweis beantragen musste, der seine volle Gültigkeit nur im Zusammenhang mit dem Personalausweis erlangte und natürlich einen anderen Signatur aufwies. (Fragten die Vopos der Betriebswache stichprobenartig mal nach dem Ausweis, hatte ihn aber nicht bei sich, dann hieß es sofort abtraben…)
In dem Zusammenhang bereitete mir ein anderes Vorkommnis mächtigen Trouble. Als der Fragebogen natürlich erneut ausgefüllt werden sollte, ließ ich meinem Unmut freien Lauf und bestand auf ein anderes Papierchen. Denn mir wollte partout nicht in die Birne, dass man von einem 16jährigen zukünftigen Stift, Baujahr 1948, wissen wollte, ob er Angehöriger der Deutschen Wehrmacht, Waffen-SS oder SA, Mitglied der NSDAP, HJ oder einer anderen nationalsozialistischen Organisation war… (Diese merkwürdigen Fragebögen für Kaderakten blieben noch bis in die 70er Jahre im Umlauf.)
Bis 1974 wurden mehrere Personalausweise von mir in der Waschmaschine versenkt. Da es die einzige Möglichkeit blieb, bei der Neuausstellung seine langen Haare auf dem Passbild ohne größere Schwierigkeiten zu sanktionieren. Allerdings bestand angeblich ein Verbot die entsprechende Unterschrift in Kurrentschrift zu leisten. Ich konnte mich drehen und wenden wie ich wollte, jeder neue Krakel ging durch – aber nix mit alter deutscher Schreibschrift.
Jene Deppen in der Zone kamen mit dem Argument, dass man kein Relikt aus dem III. Reich zur Wiedergeburt verhelfen wollte, ähnlich der Betrachtungsweise von bundesgermanischen Linxwixern – dabei erfolgte das Verbot von Kurrent- und Sütterlinschrift ausgerechnet im Nazireich.
Frappierend, was nach wie vor alles Adolf dem Gütigen und seinen Schergen angelastet wird, gegen diese gefährliche Dummheit ist immer noch kein Kraut gewachsen…

Weiterlesen

ARTE – “Bonjour DDR!”

Kaum war der erste Dokfilm des Abends bei ARTE zu Ende – den ich sehr gut fand – gings zum Rauchen auf die Terrasse. Als ich zurückkam, meinte die Scheffin, „bin beim Sender hängen geblieben, hier läuft jetzt eine weitere Dokumentation über die versuchte Annäherung der DDR an Frankreich und umgekehrt.“
Bonjour DDR! – Frankreich und der Osten
Anfangs kam es mir recht zäh vor, war aber nach 51 Minuten erstaunt, was man diesen recht unspektakulären Film alles rein gepackt hatte.
…das der gemeine heranwachsende Ossi im Ferienlager Franzosen kennenlernen konnte, stimmt nicht ganz! Wegen der Indoktrination fanden solche Aufenthalte mit westlichen Kindern nur in Pionierlagern statt.
Mir widerfuhr selbiges Februar 1962, da tauchten arrogante rote Kids aus dem Ruhrpott im Pionierlager „Soja Kosmodemjanskaja“ bei Stolberg/Harz auf.
Rund zwanzig Jahre später hat mein Landsmann – Nils Heinrich – fast identische Erfahrungen mit westdeutschen Pionieren gemacht, fand ich zum Piepen. Weiß aber nicht in welchem Buch er diese Geschichte veröffentlichte.

Erwähnung fand im Film auch die Aufmüpfigkeit von westlichen Gästen, was ich durch ein Erlebnis mit französischen Junggewerkschaftlern bestätigen kann. Alles spielte sich 1970 ab und stammt aus dem Manuskript: „Geschichten vom Arsch der Welt und anderswo…“ – CGT
Als fröhlich renitente Zeitgenossen sind mir in Rostock/Warnemünde (1965/66) immer nur Schweden und Dänen hängen geblieben, ansonsten irgendwo in der Zone wirklich nur Franzosen. (1969/74)

Kann es nicht lassen, muss noch etwas verzapfen! Weiterlesen

ARTE – DROGEN: Amerikas längster Krieg, 104 Min.

Die Drogenpolitik der USA am Pranger
Aus “programm ARD.de:
Amerika befindet sich in einem Krieg, auch im Inneren des Landes. Es geht um den jahrzehntelangen mehr oder weniger erfolgreichen Kampf gegen den Drogenmissbrauch. Hier werden Milliarden von Dollar investiert. Auffällig ist, dass im Zusammenhang mit der Drogenkriminalität sowohl aufseiten der Opfer als auch aufseiten der Täter überdurchschnittlich viele schwarze Amerikaner involviert sind. Der Dokumentarfilm zeigt eine amerikanische Gesellschaft, die einen schwarzen Präsidenten an der Spitze hat, deren Alltag und Justiz aber dennoch nicht frei von Rassismus ist.

Nebenbei mal wieder ein Buchtippppp – Richard Wagner & Co.

…einfach nur so!
Gleichwohl der Titel nicht so sehr auf uns vollgefressenen Pseudo-Hedonisten gemünzt ist, da er lautet: „Lasst uns die Schwerter ziehen, damit die Kette bricht…“
Allerdings findet man auch nach über 160 Jahren viele Parallelen zur heutigen Ära, obwohl sich zumindest in den reichen Industrienationen viele Ebenen mächtig verschoben haben…
Außerdem passt es nachträglich noch zum 201sten Geburtstag von Richard Wagner, neben seinem ausgeprägten Hang zur Mucke und der antisemitischen Ader, gab es auch noch jene Seite von ihm…