Archiv für den Tag: 28. Oktober 2008

F6C-Valkyrie

Das folgende Geschreibsel muss für einen Emil-Wechsel mit einem altbekannten Wessi vom heutigen Morgen herhalten, in dessen Folge jener Niederrheinische Freund für seine Karre in berauschendes Schwelgen verfällt.
Vor Jahren kam mir mal ein Brief unter, den ein verwundeter Ulan verfasste, ich glaube in der „Sittengeschichte des Weltkrieges“ – (1914-1918), von Magnus Hirschfeld. Jener Soldat ließ sich imLazarett über ein vermeintlich sehr schönes Fräulein aus, erst zum Schluss ging es einem auf, er beschrieb die ganze Zeit die äußerlichen Vorzüge seiner Stute…
Leider wurden mir dieses phantastische zweibändige Antikriegs-Werk, Ende der 70er, arg verleidet. Klaus Theweleit kupferte dort sehr viel ab, für seine über 1000seitige Softiefibel: Männerphantasien
Mein damaliges Verhältnis jobbte in diesem riesigen Buchladen am Reuterplatz und legte mir diese Schwarte nahe. Grundsätzlich beachtete ich keine Bücher aus Bestsellerlisten, schon gar nicht aus der “BILD” für Intellektuelle. Um die Partnerin meiner damaligen sexuelle Notgemeinschaft, an jenem Abend nicht weiter zu strapazieren, kam es zu einer Ausnahme, ging dabei, aber wie üblich vor.
Nach einer Eigenart die mir aus Zonenzeiten haften blieb, begutachtete ich dieses skurril anmutende, sehr dickleibige Druckerzeugnis (Bereits als Kind begann ich die Lektüre der Lokalpostille immer hinten – „wenigstens bei den Todesanzeigen, blieben die Kommunisten nah an der Wahrheit“ – irgendwann mal aufgeschnappt) auf den letzten Seiten – dem Anhang! Wobei mir immer wieder Hinweise auf ellenlange Zitate von Hirschfeld ins Auge stachen. Nach einem Hörnchen wurde es sehr lustig, bis zu dem Einwand von Madame, „klar, dass du Chauvie kein Interesse an ernsthafter Männerliteratur haben würdest! Zumindest kamen mir so um die 50 Seiten, hinten, mittig und etwas vorne zu Gesicht, mehr allerdings nicht.
Für viele am Berlinkolleg galt diese merkwürdige Publikation als gefundenes Fressen. Hinzu kam die traurige Tatsache, dass es dort einen le(e)hrenden Freund vom Autor gab, der natürlich meinen Vorurteilen entsprach. An der entstandenen, fleischfarbenen Badekappe hing ein dünner Haarkranz, er trug violette Latzhosen und seine Nickelbrille waren obligatorisch. Dieser, sogar noch weichgespülte Softie schwebte einige Wochen in himmlischen Sphären.
Durch meine permanente Stänkerei wurde „Mäphas“ wenigstens in unserer Gruppe, weder in PW noch im Deutsch zum Unterricht herangezogen, was mir etliche Leute sogar dankten, die allerdings zu feige waren, um auch dagegen anzugehen.
Theweleits Bogen zum dritten Reich, unter Einbeziehung des Werks von M. Hirschfeld fand ich unerträglich, aber als Restgeplätscher von 68er Heinzen, fanden seine Ausführungen bei gewissen Flachzangen natürlich ungemeine Resonanz und so mancher linkslastige Spring-ins-Feld echauffierte sich im Rudel, wie Rumpelstilzchen. Weiterlesen