Archiv für den Tag: 14. Dezember 2015

Ich zitiere: ANSICHTSSACHE aus der MiZe

Am DONNERSTAG, 10. DEZEMBER 2015, gab es in der Mitteldeutschen Zeitung den folgenden Artikel von Andreas Montag: Maulkorb bitte!
Hier der Text:
Wie einem plappernde Reisegefährten den letzten Nerv rauben können.
Bahnfahren könnte so schön sein. Wenn bloß die Reisenden nicht wären. Gleiches muss man leider auch aus Bussen und Stadtbahnen vermelden – überall herrscht das gleiche betrübliche Bild. Oder besser: Die gleiche Tonlage. Es wird telefoniert, bis die Smartphones glühen. Und mit dem Sitznachbarn gequasselt, dass dem unfreiwilligen Zuhörer bald die Schädeldecke hochgeht.
So geschehen gestern morgen, im ICE von Rostock nach München. Als ich am Berliner Bahnhof Gesundbrunnen einstieg, war noch alles gut. Es regnete zwar, aber die Bahn war trotzdem pünktlich. Ich fand einen netten Platz, alles schien bestens. Am Hauptbahnhof der Hauptstadt, der nächsten Station, erfreute mich das englische Geknödel des Zugbegleiters, der den dort Aussteigenden ein herzliches „Ssänk Ju for tschuhsing de Deutsche Bahn“ für ihr weiteres Leben mitgab. Wunderbar. Bis zum Halt in Berlin-Südkreuz. Dort enterte ein offensichtlich aus dem Süddeutschen stammender Mann den Waggon und ließ sich hinter mir nieder – neben eine ältere Dame, die von Berlin nach Weimar fahren wollte.
Das war schnell geklärt.
Dann aber öffnete der Herr sein volles Herz: Vom Wetter und der falschen Kleidung ging es zur politischen Lage. Auch der Wohnungs- und Immobilienmarkt kam zur Sprache – bis hin zu Mietschuldnern, die man am besten früh um sechs aus dem Bett holen sollte, und sei es in der Unterhose.
Es hörte bis Halle nicht auf. Liebe Deutsche Bahn, kann man nicht eine Maulkorbpflicht für Reisende erlassen? Bitte!

Beginne mal mit einem Erlebnis vom 1. November.
Wir waren in Potsdam wegen des „Holländischen Stoffmarktes“ und radelten anschließend nach Berlin zurück – allerdings nur bis zur S-Bahn Wannsee. Die Scheffin wollte den „Heiligen See“ noch umrunden, anschließend war der berühmte Biergarten von Klein Glienicke als Treffpunkt auserkoren. OK, ich wollte stattdessen in der Garage ein Kaffee schlürfen. Massenhaft noch Platz in der herrlichen Sonnen, kommt ein Typ an und fragt, ob er sich zu mir an den Tisch setzen könnte. „Klar, kein Problem! Du darfst aber nicht anfangen und dir mit deiner Kommunikationsprothese einen runter zu holen!“
Würde mir nie einfallen!“ kam lachend von ihm. Anschließend quatschten wir noch fast eine Stunde, dann erfolgte seinerseits die Frage: „Hast du denn überhaupt ein Handy?“
Natürlich, das Teil benutze aber nur ich! Langsam haben es alle Freunde und Bekannten geschnallt, dass nur von mir aus gesendet wird, wenn es unbedingt notwendig ist. Alle paar Wochen schalte ich dann mal morgens im Café die Möhre an, weil trotzdem immer mal wieder jemand versucht, mich zu erreichen…“
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