Archiv für den Tag: 8. Oktober 2012

Polizei streckt Herrn Beil-Mann mit mehreren Schüssen nieder

Im Café schob mir gestern jemand die Zeitung zu und meinte, „musst´e mal lesen! Da fällt dir bestimmt was zu ein…“
Betrachtete anschließend die Titelseite und las den inneren Text quer. Kam schon recht merkwürdig rüber, allerdings gab es im Netz noch eine Steigerung – Googlemap, nebst Adresse, Street View der Antwerpener Straße, in 13353 Berlin und fünf Bilder vom Tatort. Auf Nummer 1 drei Polizisten, links die Frau mit einem Peacemaker in der Hand, die beiden anderen Kollegen mit „ballistischen Schutzwesten“ und Tonfa-Schlagstöcken, die allerdings am Koppel baumeln. Was sich in der Kralle vom äußeren „Freund und Helfer“ befindet, ist nicht erkennbar…
Nun zog ich mir den Artikel doch mal korrekt ein.
Da latschte Sonnabend, 14.45 Uhr, an der Antwerpener/Ecke Brüsseler Straße ein grauhaariger Mann über den Fußweg. Dagegen ist doch erst mal nichts einzuwenden, schließlich ist dies auch im Wedding nicht verboten.
…Doch was er bei sich trägt, löst plötzlich Panik im Kiez aus:
In der einen Hand hält er ein Beil, in der anderen ein Messer. Der Besitzer eines Getränkeladens bemerkt den Mann, entdeckt die Waffen und alarmiert sofort die Polizei…

(Ein feststehendes Messer mit einer Klingenlänge bis zwölf Zentimeter darf “verdeckt” oder offen getragen werden, jede Klingenlänge darüber hinaus nicht! Dies ergibt sich zweifelsfrei aus § 42 a II 3. Waffengesetz.)
Auch sind die Zeiten lange vorbei, dass die Alliierten Leute einbuchteten, wenn sie mit längeren „Küchenmessern“ erwischt wurden…
Weshalb kommt überhaupt jemand auf die Idee, Beil und Messer gleich als Waffe einzustufen, in erster Linie sind beide Gerätschaften doch Werkzeuge. Nirgendwo ging hervor, dass der Typ mit dem Messer herumfuchtelte und schreiend das Spaltwerkzeug wie ein Tomahawk über seinen Kopf kreisen ließ.
…Als die Beamten am Einsatzort an der Antwerpener Straße eintreffen, verhält sich der Mann aggressiv, lässt sich nicht beruhigen. Im Gegenteil: Zeugen sagen aus, dass der 50-Jährige direkt zum Angriff übergeht, als der Streifenwagen vorfährt. Er soll sofort auf die Beamten zugegangen sein, um sie zu attackieren…
Wenn ich manchmal grünberockte Zeitgenossen erlebe, auf welche Art sie sich auf Radfahrer oder zechende Leute stürzen, na ich weiß nicht.
„Zeugen“ sagen aus…
„Ich bin Zeuge! Um was geht´s?“
…Zehn Minuten lang reden die Beamten auf ihn ein. Dann eskaliert die Situation. Es knallt. Zwei Beamte, darunter eine Frau, feuern Schüsse ab. Anfangs anscheinend Warnschüsse. Querschläger treffen einen Autoreifen. Der Renitente reagiert trotzdem nicht. Erst ein Unterschenkeldurchschuss und eine Kugel in den Bauch bringen den Mann zu Boden. Nach Informationen der B.Z. wird mindestens achtmal gefeuert, die Polizei spricht offiziell von „mehreren Schüssen“. Dann werden Pfefferspray und ein Schlagstock eingesetzt…
Eine merkwürdige Reihenfolge: Reden, Eskalation – weshalb? Um die acht Schüsse fallen nebst Sachbeschädigung durch Querschläger, Unterschenkeldurchschuss, Bauchschuss, der Mann erdet sich zwangsläufig, als Dessert dann Pfefferspray und Haue mit dem Gummiknüppel…

Heute sieht alles etwas anders aus, ebenso die bescheuerten Schlagzeilen.
André C. „Beilmann“ ist messermäßig Stereo bewaffnet, eins in der Hand, das andere vielleicht quer zwischen seiner Fressleiste und das Beil steckte im Hosenbund.
Der Ton macht bekanntlich die Musik, wie wird denn die Aufforderung gelautet haben?
Bestimmt nicht so: „Guter Mann! Entschuldige, dass wir dich ansprechen. Sei doch so nett und lege bitte die beiden Messerchen vor deine Füßchen und hebe langsam deine Patschhändchen!“
…eskalierte die Situation. Er griff die Polizisten an... Vielleicht zeigte er lediglich den Stinkefinger und rotzte in ihre Richtung.
…Eine Beamtin gab zunächst Warnschüsse (mindestens 5) in die Luft ab,..
Nicht auszudenken, die Bewaffnung der schießwütigen Dame hätte aus einer Mpi bestanden. Allerdings erzeugen in der Straßenschlucht fünf Schüsse auch schon ein beachtliches Feuerwerk. Weiterlesen

Die Krise der Volkswirtschaftslehre

Dieser gefällige Artikel ist nichts weltbewegendes. Aber für Leute, die ganz am Rande etwas über gewisse Zwänge in der Ökonomie erfahren wollen, kann er als (sachter ↔ fragwürdiger) Einstieg gewertet werden…

Olaf Storbeck und Norbert Häring wollten scheinbar in einer spiritistische Sitzung den Kontakt zu
dem lange verblichenen Schotten aufnehmen, vielleicht sogar in den Katakomben von Fort Knox. Deshalb die hilflose Fragestellung: „Was nun, Herr Smith?“ – dabei hätten es die Jungs eigentlich belassen sollen! Auf der anderen Seite gilt Adam S., besonders in Kreisen von neoliberalen Wachstumsfetischisten, immer noch als deren Prophet und daher rührt auch dieser unerschütterliche Glaube an jene imaginären Selbstheilungskräfte der Märkte…
Klar!
Das Geld liegt massenhaft auf der Straße herum, man muss sich nur danach bücken! …
(Genosse Steinbrück ist dafür der lebende Beweis. Wer etwas verändern oder regulieren möchte, sei es nur für sich, der muss einfach seinen Finger aus dem Arsch ziehen und loslegen! Ist doch alles ganz einfach, den Rest regelt wirklich der Markt und zwar in allen Lebenslagen!)
Anfangs taucht irgendwo der folgende Satz auf: „In den vergangenen 200 Jahren ist der Wohlstand der Nationen in einer schier unvorstellbaren Weise explodiert.“
– Deshalb haben WIR uns ganz nebenbei auch zwei Weltkriege geleistet…
Lustigerweise darf sich der Berliner Makroökonom Michael Burda als Sparwitzverkünder produzieren.
„Man muss erst einmal die Basismodelle gelernt und verstanden haben. Dann hat man das intellektuelle Handwerkszeug, um sie kritisieren zu können.“ Burda sieht keinen Reformbedarf für sein Fach – der Ball liege bei der Politik, die auf die falschen oder gar nicht auf Ökonomen hören.
– Der Joke klemmt aber mächtig.
Nun ist Politik bekanntlich der Spielraum den das Kapital lässt. Dies kann jeder weltweit am synchronen Einsatz von Politikern nebst Lobbyistenmeute beobachten. Da existieren nur unbedeutende Abweichungen, deren Verschiedenartigkeit lediglich aus historisch gewachsenen Strukturen der einzelnen Staaten herrühren.
Deshalb sind alle Ergebnisse jene Marionetten vollkommen übereinstimmend, wenn sie zum Wohlgefallen des Kapital deren Vorgaben umsetzen.
Natürlich darf John Maynard Keynes nicht fehlen, die Länge seiner immer wieder angebrachten Zitate reichen in 12-Punktschrift bestimmt bis zum Mond…
Dabei könnte man gewisse Teile seine Schrift – „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ – in der jetzigen Situation auf Griechenland und Spanien übertragen…
Aber wer will das schon versuchen?
Schließlich sollten die Folgen nach dem Vertrag von Versailles hinreichend bekannt sein!
Oder wurde bereits alles vergessen?
Na dann müssen WIR es nochmals durchleben“